Haus Ruspoli

Die italienische Ruspoli Familie gehört zum päpstlichen Adel.

Die Ruspoli Familie gehörte spätestens ab dem 13. Jahrhundert zur gesellschaftlichen Elite der Stadt Florenz in Italien. Im 16. Jahrhundert brachte die Familie erfolgreiche Bankiers hervor und Mitglieder der Familie zogen nach Rom. Dort knüpften sie enge Kontakte zum Kirchenstaat und heirateten in italienische Adelsfamilien. Vittoria Ruspoli, die im 17. Jahrhundert lebte, war die letzte überlebende Erbin der Familie. Sie heiratete Sforza Marescotti aus der Adelsfamilie Marescotti. Durch diese Ehe ging ein Familienzweig hervor, der bis heute besteht und den Namen Ruspoli trägt. Die Familie Marescotti stand im Dienste des Kirchenstaates. Raniero Marescotti, der im 12. Jahrhundert lebte, wurde vom Papst zum Kardinal ernannt. Der Überlieferung nach stammte die Marescotti Familie vom Schotten Marius Scotus ab, der im 8. Jahrhundert lebte. Er soll sich mit Karl dem Grossen verbündet haben. Marius wurde in Italien sesshaft und nahm den Namen Mario Scoto an. Er soll den entführten Papst Leo III. gerettet haben. Er heiratete in den italienischen Adel und aus seiner Familie entstand höchstwahrscheinlich die Adelsfamilie Marescotti, aus der wiederum die heutige Ruspoli Familie hervorging. Der Überlieferung nach war Marius Scotus mit Sholto Douglas verwandt. Sholto ist der legendäre Stammvater des schottischen Douglas Clans, der bis heute zu den wichtigsten Familien im britischen Adel gehört.

Mitglieder der Marescotti Familie nahmen an den Kreuzzügen teil und traten dem berühmten Templerorden bei. (Quelle) Die Nonne Giacinta Marescotti (1585–1640) wurde vom Papst heiliggesprochen.

Lorenzo Ruspoli, der im 15. Jahrhundert lebte, begleitete den italienischen Entdecker Amerigo Vespucci auf seinen Reisen. Amerigo Vespucci war einer der frühen Seefahrer, die die Ostküste Südamerikas erforschten. Amerika wurde nach Amerigo Vespucci benannt. Er war in die Elite von Florenz geboren worden, zu der damals auch die Ruspoli Familie gehörte. Amerigo Vespucci kannte die päpstliche Bankiersfamilie Medici, die damals die führende Familie in Florenz war.

Durch die Ehe von Vittoria Ruspoli und Sforza Marescotti ging der Enkel Francesco Ruspoli (1672–1731) hervor. Dieser erhielt vom Papst den Titel des Fürsten von Cerveteri, den seine Nachkommen bis heute besitzen. Die Ruspoli Familie besitzt noch weitere Adeltitel. Der Titel des Fürsten ist der höchste Adelstitel im päpstlichen Adel und die Fürsten stehen in der Adelshierarchie direkt unter dem Papst. Francescos Sohn Bartolomeo Ruspoli (1697–1741) wurde Kardinal. Über seine Mutter war Bartolomeo mit Papst Innozenz XIII. verwandt.

Die Fürsten von Cerveteri

Von 1808 bis 1968 war der Fürst von Cerveteri gleichzeitig Grossmeister des Heiligen Hospizes und damit der oberste Kammerherr des Papstes. Dies war eines der angesehensten Ämter im Kirchenstaat. Die Fürsten aus der Ruspoli Familie hatten dadurch regelmässig Kontakt zum Papst. Bis 1968 wurden zahlreiche Ämter des Vatikans von Adligen besetzt und vererbt. (Quelle: 1 und 2)

1870 wurde der Kirchenstaat von der italienischen Königsfamilie Savoyen besetzt, gegen den Willen des Papstes. Diejenigen italienischen Adelsfamilien, welche die Savoyens ablehnten und weiterhin dem Papst treu blieben, werden als Schwarzer Adel bezeichnet. Die Ruspolis von Cerveteri gehörten zum Schwarzen Adel.

Die heutigen Familienmitglieder

Francesco Ruspoli (*1967), der derzeitige Fürst von Cerveteri, ist Mitglied des Konstantinordens. Der vatikanverbundene Orden wurde der Legende nach im Jahr 313 vom römischen Kaiser Konstantin I. gegründet. Francesco Ruspoli ist seit 2016 Grosskanzler des Konstantinordens. Er gehört zur königlichen Deputation und berät somit den Grossmeister des Ordens, der aus der nicht amtierenden Königsfamilie von Sizilien kommt. Zur königlichen Deputation gehören derzeit unter anderem auch Prinz Napoleon von Frankreich, Prinz Laurent von Belgien, Erzherzog Martino von Habsburg-Este und der päpstliche Prinz Piero Colonna di Paliano. (Quelle)

Fürst Francesco Ruspoli ist zurzeit im Kuratorium der John Cabot University und Präsident von deren Alumni Association. Die John Cabot University ist eine amerikanische Universität in Rom, die international vernetzt ist. Francesco Ruspoli arbeitet als Banker bei der Banca Generali. Diese gilt als eine der führenden italienischen Privatbanken und konzentriert sich auf wohlhabende Kunden. Ende 2022 verwaltete sie ein Vermögen von 83 Milliarden Euro, also etwa 90 Milliarden US-Dollar. Die Bank gehört zur Hälfte dem italienischen Finanzkonzern Assicurazioni Generali.

Fürst Francesco Ruspoli heiratete Angelica Visconti. Sie kommt mütterlicherseits aus der Ferragamo Familie, die für den italienischen Modeunternehmer Salvatore Ferragamo bekannt ist. (Quelle) Die Ruspoli Familie kennt auch die italienische Unternehmerin Anna Fendi, Gründerin der Modemarke Fendi. (Quelle)

Prinzessin Mélusine Ruspoli (*1994) ist Mode-Influencerin und kennt den italienischen Mode-Milliardär Giorgio Armani. Mélusine hat Freunde im britischen Hochadel. Zu ihren Freundinnen zählen:

  • Lady Amelia Windsor, die schönste Frau aus der britischen Königsfamilie.
  • Lady Kitty Spencer aus der britischen Adelsfamilie Spencer. Sie ist eine Nichte von Prinzessin Diana.
  • Flora Alexandra Ogilvy aus dem schottischen Clan Ogilvy. Sie ist ebenfalls eine nahe Verwandte der Königsfamilie.
  • Ayesha Shand. Ihre Tante Camilla ist die Frau von König Charles und ihre Mutter Clio kommt aus der Goldsmith Familie, eine der bedeutendsten jüdischen Familiendynastien.

(Quelle)

Giacinta Ruspoli hatte im Jahr 2022 ihre Hochzeit. Hochrangige Aristokraten waren bei der Hochzeit zu Gast:

  • Mitglieder der Kaiserfamilie von Russland (Haus Romanow).
  • Mitglieder der Königsfamilie des Irans (Haus Pahlavi).
  • Mitglieder der Königsfamilie von Libyen (Haus Senussi).
  • Mitglieder Königsfamilie von Sizilien (Haus Bourbon-Sizilien).
  • Prinz Domenico Napoleone Orsini aus dem päpstlichen Adel und seine Frau Martine Bernheim, die in die jüdische Elite Frankreichs geboren wurde.
  • Mitglieder der deutschen Hochadelsfamilie Arenberg.
  • Prinz Edouard de Ligne aus der belgischen Hochadelsfamilie Ligne. Seine Frau Isabella Orsini könnte dem Namen nach aus der päpstlichen Adelsfamilie Orsini kommen. Isabellas Patenonkel Silvio Berlusconi war der wichtigste Politiker Italiens in den letzten 20 Jahren. Berlusconi ist zudem Milliardär und der mächtigste Medienunternehmer des Landes.
  • Ira von Fürstenberg. Väterlicherseits kommt sie aus der deutschen Hochadelsfamilie Fürstenberg und mütterlicherseits aus der Milliardärsfamilie Agnelli, die wohl mächtigste Familie der italienischen Wirtschaftselite.

(Quelle)

Tao Ruspoli (*1975) arbeitet als Filmemacher. Sein Vater, der 9. Fürst von Cerveteri, war Schauspieler. Taos Mutter ist die US-amerikanische Schauspielerin Debra Berger. Tao ist der Exmann von Olivia Wilde, ebenfalls eine Schauspielerin aus den USA.

Patrizia Memmo heiratete in die Ruspoli Familie. Ihr Vater Roberto war mit den katholischen Königsfamilien Savoyen (Italien), Grimaldi (Monaco) und Bourbon (Spanien) befreundet. (Quelle)

Mitglieder der Ruspoli Familie kennen viele Aristokraten aus dem päpstlichen Adel.

Bartolomeo Ruspoli (*1978) heiratete Aileen Getty, die aus der amerikanisch-britischen Milliardärsfamilie Getty kommt. (Quelle) Die Getty Familie heiratete auch in die päpstliche Adelsfamilie Della Rovere. Aileen Getty gründete den Climate Emergency Fund, der Geld an Klima-Aktivisten spendet. Der Climate Emergency Fund ist der grösste Spender der „Letzten Generation“, eine umstrittene Gruppe von Klima-Aktivisten in Deutschland. Es gibt die Verschwörungstheorie, dass es manchen reichen Spendern der Klima-Aktivisten nicht um das Klima geht, sondern eine Agenda zur Spaltung der Gesellschaft verfolgen und ganz genau wissen, dass solche Aktivisten die Gemüter vieler Leute erhitzen. Das Vermögen, das Aileen Getty geerbt hat, stammt aus dem Erdölgeschäft, was ein wenig verdächtig erscheint. Noch viel verdächtiger ist, dass Aileens Mann Bartolomeo Ruspoli ein Neffe des 2022 verstorbenen Sforza Ruspoli ist. Sforza Ruspoli war ein wichtiger Networker der politischen Rechte und sein Netzwerk bekämpfte die Linken mit populistischen Methoden.

Prinz Sforza Ruspoli

Prinz Sforza Ruspoli (1927–2022) war das interessanteste Familienmitglied der letzten Jahrzehnte. Er war ein Sohn des 8. Fürsten von Cerveteri und ein Onkel des derzeitigen Fürsten.

Von 1925 bis 1945 war Italien eine faschistische Diktatur, die von Benito Mussolini angeführt wurde. Er war der Begründer des Faschismus, der weitere Diktatoren inspirierte. Mussolini wurde von der italienischen Königsfamilie und Mitgliedern des päpstlichen Adels unterstützt. Während des Zweiten Weltkrieges kam es zu einem Sinneswandel in der italienischen Adelselite, die nun Mussolini loswerden wollte und aktiv an seinem Sturz mitwirkte. Nach Ende des Krieges wurde Italien demokratisiert und die Monarchie abgeschafft. In der Nachkriegszeit gab es im italienischen Adel bekanntermassen Personen, die dem Faschismus nachtrauerten und daher in der rechtsextremen Szene Italiens aktiv wurden, meist im Hintergrund als Strippenzieher. Sforza Ruspoli (1927–2022), der unter dem Namen Lillio Ruspoli bekannt war, machte jedoch kein Geheimnis daraus und warb offen für den italienischen Faschismus. Er kandidierte für die „Movimento Sociale Italiano“ (MSI), die faschistische Partei der Nachkriegszeit, und wurde in den Stadtrat von Rom gewählt. Aus der MSI ging unter anderem die heutige „Fratelli d’Italia“ hervor, eine postfaschistische Partei. Ihre Vorsitzende Giorgia Meloni ist derzeit Regierungschefin von Italien. Meloni war als Jugendliche der MSI beigetreten und war damals ein Fan von Mussolini gewesen.

Sforza Ruspoli war bis zu seinem Lebensende mit Führern der extremen Rechte in Italien vernetzt. Er kannte Giorgia Meloni. Den Fotos nach mochten sich die beiden und er küsste ihr zur Begrüssung die Hand. Die beiden kamen 2017 zu einem Treffen, bei dem Assunta Almirante Ehrengast war. Assunta heiratete Giorgio Almirante, der nach dem Zweiten Weltkrieg die MSI gegründet hatte, für die wie gesagt Sforza Ruspoli kandidierte. Assunta Almirante hatte in erster Ehe einen Markgraf aus der Medici Familie geheiratet. (Quelle) Die Medici Familie brachte drei Päpste hervor und galt im 15. Jahrhundert als die reichste und mächtigste Bankiersfamilie. Die heutigen Familienmitglieder leben sehr diskret im Vergleich zu anderen berühmten Dynastien und man findet wenig Informationen über sie im Internet. Sie haben immer noch Kontakt zu italienischen Adligen.

Sforza Ruspoli war mit Junio Valerio Borghese verbunden. (Quelle: 1 und 2) Junio kam aus dem päpstlichen Adel und war Ehrenpräsident der MSI. Er genoss grosses Ansehen bei den italienischen Faschisten der Nachkriegszeit. Im Jahr 1970 versuchte er zusammen mit einer Gruppe Rechtsextremen, die demokratische Regierung Italiens zu stürzen, aber ohne Erfolg. (Mehr dazu im Beitrag zur Borghese Familie)

Von Ende der 50er-Jahre bis Mitte der 80er-Jahre hatte die MSI ihr Hauptquartier im Palazzo del Drago, der Palast der päpstlichen Adelsfamilie del Drago. Die „Alleanza Nazionale“, der Nachfolger der MSI, hatte ihren Sitz im Palazzo Boncompagni-Ludovisi, der Palast der gleichnamigen päpstlichen Adelsfamilie. (Quelle: 1 und 2) Der päpstliche Fürst Filippo Orsini kandidierte 1968 für die MSI. Loffredo Gaetani Lovatelli aus der uralten päpstlichen Adelsfamilie Gaetani war Mitgründer der MSI. (Quelle: 1 und 2) Graf Gelasio Gaetani von L’Aquila d’Aragona, ein weiteres Mitglied der Dynastie, kennt Giorgia Meloni seit einiger Zeit und sagte, er werde sie wählen. Er nahm sie vor dem Vorwurf in Schutz, sie würde den Faschismus wieder zurückbringen und gesellschaftsfähig machen. (Quelle) Meloni wurde in Italien, aber auch in vielen anderen Ländern, eifrig von linken Journalisten kritisiert, aber ich fand keinen, der auf die Verbindungen zur italienischen Hocharistokratie hinwies oder erwähnte, dass der italienische Faschismus spätestens seit den frühen 20er-Jahren mit Personen aus dem italienischen Adel verbunden ist. Der päpstliche Adel ist Teil von Verschwörungstheorien und manche glauben sogar, dass der päpstliche Adel noch mächtiger als die Könige, die Milliardäre und die Bankiersfamilien sei. Dennoch hat Giorgia Meloni und ihre Partei viele Anhänger, deren politisches Weltbild von Verschwörungstheorien geprägt ist. Sehr viele Anhänger des Faschismus waren Verschwörungstheoretiker, die jedoch vor allem die Juden und die Freimaurer als Verschwörer ansahen, während der katholische Adel und der Papst hingegen teils hohes Ansehen bei Faschisten hatte.

Sforza Ruspoli sagte 1993 in einem Interview, Italien braucht eine extreme Rechte, da nur diese die „herrschende Oligarchie“ besiegen kann. Er betonte, dass eine gemässigte Konservative Partei nicht ausreichen würde. Weiter sagte er, immer mehr Leute werden Rechtsextreme wählen, weil sie hoffen, dass dadurch „die Diktatur der Finanziers an der Macht abgeschafft wird“. Damit sind womöglich die jüdischen Finanziers gemeint. Sforza Ruspoli war der Meinung, es sei an der Zeit, dass die Adligen zurückkehren, um zu regieren. Er regte sich schon damals über die politische Korrektheit auf und sagte im Interview: „Toleranz ist Missbrauch. Ich habe keine Angst davor, intolerant zu sein. Ich habe Angst vor Toleranz, weil mit Toleranz die Gestaltung einer neuen Weltordnung voranschreitet, die alle Werte zerstört. Das ist es, was hinter Toleranz steckt.“ (Quelle) Giorgia Meloni hat als Politikerin ähnliche Aussagen geäussert. Sforza Ruspoli starb in hohem Alter, einige Tage nachdem Giorgia Meloni im Oktober 2022 das Amt des Ministerpräsidenten übernahm. Er wird sich sehr gefreut haben, dass er noch miterleben konnte, wie sein jahrzehntelanger Kampf für ein rechtsextremes Italien endlich Erfolg hatte und er wird so seinen Frieden gefunden haben. In Giorgia Meloni wird er eine würdige Vertreterin für ein rechtskonservatives Italien sehen.

Giorgia Meloni hat mit Gloria von Thurn und Taxis auch einen grossen Fan im katholisch-deutschen Hochadel. Sie hat in einem Interview sehr von Meloni geschwärmt und traf sie persönlich. Gloria verkehrt mit Mitgliedern des päpstlichen Adels und füllt sich sehr mit der katholischen Kirche verbunden.

Übrigens: Vor Meloni war Mario Draghi Regierungschef von Italien. Draghi war auch Chef der italienischen und der europäischen Zentralbank. Viele rechte Verschwörungstheoretiker in Italien mochten Draghi nicht, da er kein konservativer Nationalist, sondern ein progressiver Globalist sei, der angeblich im Interesse ausländischer Eliten arbeitet. Da die Mehrheit der Verschwörungstheoretiker die Wirkmacht von Heiraten in der Elite nicht begreift, hat sich so gut wie niemand die Mühe gemacht, Draghis Frau unter die Lupe zu nehmen. Draghi ist seit 1973 mit Serena Cappello verheiratet. Im Gegensatz zu Ehefrauen von anderen Regierungschefs meidet sie das Rampenlicht. Sie kommt aus dem italienischen Adel und ist eine Nachkommin von Bianca Cappello, die im 16. Jahrhundert lebte und Grossherzog Francesco I. de’ Medici heiratete. Die Medici Familie hatte im 15. Jahrhundert einen grossen Teil des Kreditwesens in Europa kontrolliert. Draghi war als Chef der Europäischen Zentralbank ebenfalls für die Aufsicht des Kreditwesens in Europa zuständig, aber das ist vermutlich nur ein Zufall. Draghi sagte über seine Frau: „Sie ist die wichtigste Person, der ich eigentlich viel von dem verdanke, was ich in den letzten 40 bis 50 Jahren getan habe.“ (Quelle: 1 und 2) Draghi ist frommer Katholik und absolvierte die Jesuitenschule „Massimiliano Massimo“ in Rom. Die Schule wurde nach einem Jesuiten aus der päpstlichen Adelsfamilie Massimo benannt.

Sforza Ruspoli vertrat als Botschafter den Malteserorden bei der Regierung von Malta. (Quelle: 1 und 2) Der Malteserorden ist alter vatikanverbundener Orden, bei dem viele katholische Adelsfamilien Mitglied sind. Im letzten Jahrhunderten brachte die Ruspoli Familie mehrere Ritter des Malteserordens hervor. Im Jahr 1802 wollte der Papst ein Mitglied der Ruspoli Familie zum Grossmeister des Malteserordens machen, aber er lehnte das Angebot ab (Quelle).

Sforza Ruspoli gehörte zur Führung des Konstantinordens. Er war Delegierter des Ordens für Rom und Latium. (Quelle) Der Legende nach wurde der Konstantinorden im Jahr 313 vom römischen Kaiser Konstantin I. gegründet. Der Malteserorden ist eng mit dem Konstantinorden verbunden. Seit 1878 ist jeder Fürst und Grossmeister des Malteserordens automatisch ein hochrangiges Mitglied des Konstantinordens. (Quelle) Die beiden Orden pflegen engen diplomatischen Kontakt zur orthodoxen Kirche. Sforza Ruspoli wollte, dass die katholische Kirche und die orthodoxe Kirche ihre Kräfte bündeln, um „ein Europa der Kathedralen“ aufzubauen: „ein christliches Europa, das mit den orthodoxen Russen ein Bündnis schliessen würde“ (Quelle).

Sforza Ruspoli gehörte zur Führung der italienischen Vereinigung des Malteserordens (ACISMOM). 2019 trat Sforza nach 70 Jahren Mitgliedschaft aus dem Malteserorden aus, weil er sehr unzufrieden über die Entwicklung des Ordens war. Sforza sagte: „Heute sollte der Orden im Kampf gegen die Globalisierung und die räuberischen Finanzkräfte, die die Armut in der Welt verursachen, an vorderster Front stehen“. Dieser Aufgabe wird der Orden aber nicht gerecht, meinte Sforza Ruspoli. Sforza, der Papst Franziskus treu ergeben war, kritisierte, dass der Malteserorden in den letzten Jahren die Treue gegenüber dem Papst vernachlässigt hat. Laut Sforza soll es im Orden sogar Leute geben, die Papst Franziskus im Hintergrund bekämpfen und daran arbeiten, die katholische Identität des Ordens zu zerstören. Sforza sagte, das grosse Problem des Malteserordens sei, dass die alten römischen Adelsfamilien nicht mehr in der Führung des Ordens sind und viele aus ihrem Nachwuchs kein Interesse mehr an einer Karriere im Orden haben. Stattdessen hätten sich Personen in der Führung des Ordens eingenistet, die dem Papsttum und der römisch-katholischen Tradition nicht den gebührenden Respekt erweisen. Sforza Ruspoli macht vor allem Matthew Festing für diese Entwicklungen verantwortlich. Matthew Festing war von 2008 bis 2017 Grossmeister des Malteserordens. Er kommt aus einer Familie von britischen Militärs. Laut Sforza Ruspoli konnte der neue Grossmeister, ein italienischer Adliger, sich in der Ordensführung nicht gegen Matthew Festing durchsetzen. Vor Festing war Andrew Bertie langjähriger Grossmeister des Ordens, der aus einer britischen Adelsfamilie kam. Sforza Ruspoli wies in einem Interview daraufhin, dass Bertie mütterlicherseits aus der schottischen Adelsdynastie Stuart stammt. (Quelle) Die Blutlinie der Stuarts ist eine der wichtigsten Familien in der Geschichte der Freimaurerei, was Sforza womöglich ganz genau wusste und ihn daher misstrauisch machte. Das Verhältnis zwischen dem Kirchenstaat und der Freimaurerei ist schon seit über 250 Jahren sehr angespannt und die katholische Kirche unterstützte mehrfach die Verfolgung der Freimaurer in katholischen Ländern. Sforza Ruspoli war wie gesagt Papst Franziskus treu ergeben. Papst Franziskus ist misstrauisch gegenüber den Verbindungen zwischen dem Malteserorden und den Freimaurern (Quelle). Er hatte Kardinal Raymund Burke beauftragt, den Malteserorden von Freimaurern zu säubern. (Quelle) Papst Franziskus sagte, dass die Freimaurer-Lobby, die Schwulen-Lobby, politische Lobbys und Lobbys der gierigen Menschen das grösste Problem seien. (Quelle) Franziskus ist Mitglied des Jesuitenordens, der im Dienste des Papsttums steht. Übrigens war der Jesuit Augustin Barruel (1741–1820) einer der wichtigsten Verschwörungstheoretiker seiner Zeit und einer der wichtigsten Vordenker der Theorie der freimaurerischen Weltverschwörung. Zu Barruels Zeit gab es bereits feindselige Konflikte zwischen der katholischen Kirche und der Freimaurerei. Die Verbreitung von Barruels Büchern könnte also Propaganda der päpstlichen Elite gewesen sein.

Wie bereits erwähnt wurde, war Sforza Ruspoli eng mit der postfaschistischen MSI verbunden. Er riet dem MSI-Vorsitzenden Gianfranco Fini öffentlich „sich von den Freimaurern fernzuhalten“. (Quelle) Sforza Ruspoli mochte die Freimaurer nicht. Jedes Jahr feiern Freimaurer im September an der Porta Pia in Rom ihren Sieg über den Kirchenstaat im Jahr 1870 (die Freimaurer hatten 1870 Rom besetzt und den Kirchenstaat aufgelöst). Sforza Ruspoli kam jedes Jahr mit weiteren Papsttreuen zur Porta Pia, um eine anti-freimaurerische Gegenveranstaltung abzuhalten. Sforza war im Besitz der letzten Fahne des Kirchenstaates. Er übergab die Fahne 2011 dem Vatikan. (Quelle)

Die derzeitige Regierungschefin Giorgia Meloni, die wie gesagt Sforza Ruspoli kannte, mag die Freimaurer scheinbar ebenfalls nicht. Meloni sagte 2015: „Ich bin das Maskottchen von niemandem. Andere sind vielleicht das der starken Mächte, der Freimaurerei, der grossen Lobbys.“ 2012 sagte Meloni, die Freimaurer seien überall und sie sei stolz darauf, nicht Teil des Freimaurer-Netzwerkes zu sein. (Quelle: 1 und 2) Meloni teilte auch gegen den jüdischen Finanzinvestor George Soros aus und bezeichnete ihn als „Schakal der Spekulation“. Soros ist schon seit einigen Jahren vor allem bei rechten Verschwörungstheoretikern sehr unbeliebt. Meloni schrieb 2019 in einem Tweet: „Soros hat das Feld für die Europawahlen übernommen, indem er die Partei von Emma Bonino mit 200 000 Euro finanziert hat. Er wählte die Linken als Verbündete und uns Souveränisten als Feinde. Ein grosser Stolz für die Fratelli d’Italia: Behaltet das Geld der Wucherer, unsere Stärke ist das italienische Volk.“ (Quelle: 1 und 2) Diese Aussagen lösten in Italien aber keine grosse Empörung aus und viele grosse Zeitungen erwähnten es gar nicht. Im deutschsprachigen Raum hätte sich Meloni solche Aussagen nicht erlauben können, da sie zu sehr an das Vokabular der Nationalsozialisten erinnern. Vielleicht glaubt Meloni an die Theorie der jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung. Laut der Theorie soll die jüdische Elite eng mit der Freimaurer-Elite verbündet sein.

Anmerkung: Meloni war oder ist noch immer ein Anhänger des italienischen Faschismus. Im Mussolini-Regime wurden antijüdische Gesetze erlassen und die Freimaurerei verboten. Die faschistische Diktatur in Italien war aber nicht so extrem antisemitisch wie der deutsche Nationalsozialismus. Im Gegensatz zu den deutschen Nazis, sah die faschistische Elite in Italien die reichen Juden nicht als das grosse Weltproblem an, sondern sah sie eher als ein lästiges Ärgernis an und nutzte sie vermutlich auch aus Kalkül als Sündenbock für politische und wirtschaftliche Probleme. Da das internationale Judentum erst ab dem 19. Jahrhundert zu grossem Einfluss kam, mussten sich viele aus der weit älteren Adelselite erst einmal daran gewöhnen, dass nun auch Juden in der Elite vertreten sind. Es kam auch zu Misstrauen und Verschwörungstheorien bei einzelnen Adligen. Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. glaubte nach dem Ersten Weltkrieg, dass sich Juden und Freimaurer gegen ihn verschworen hatten. Im Dezember 2022 ist Prinz Heinrich XIII. aus der deutschen Hochadelsfamilie Reuss verhaftet worden, weil er zusammen mit Rechtsextremen an einem Putschplan zum Sturz der deutschen Regierung arbeitete. Prinz Heinrich glaubt, dass Deutschland unter der Kontrolle einer freimaurerisch-jüdischen Weltverschwörung stehe und dass die Wiedereinführung der Monarchie Deutschland aus den Fängen dieser Verschwörung befreien könnte. Es gibt aber sehr viele Adelsfamilien, die Freimaurer sind und von Anfang an ein gutes Verhältnis zu den führenden jüdischen Geschäftsleuten hatten, allen voran der britische Adel. Übrigens heiratete die päpstliche Adelsfamilie Aldobrandini-Borghese 1974 in die Rothschild Familie, die angeblich mächtigste jüdische Familie der Welt. Die Heirat könnte dazu beitragen, dass sich das Verhältnis zwischen dem päpstlichen Adel und dem jüdischen Geldadel verbessert.

Sforza Ruspoli war ein langjähriger Freund und Bewunderer des französischen Politikers Jean-Marie Le Pen und empfing ihn zu einem Abendessen in Ruspolis Palast. (Quelle: 1 und 2) Jean-Marie Le Pen war 1972 einer der Hauptgründer der Front National (heute Rassemblement National), die wichtigste rechtsextreme Partei Frankreichs. Jean-Marie Le Pen führte die Partei bis 2011. Er ist Katholik und war auf einer Jesuitenschule gewesen. Er hat öfters den jüdischen Einfluss in Frankreich kritisiert und Zweifel am Ausmass des Holocaust geäussert. (Quelle) Er kritisierte auch die Freimaurer. (Quelle: 1 und 2) Von 2011 bis 2022 führte seine Tochter Marine Le Pen die Partei weiter. Marine kannte ebenfalls Sforza Ruspoli (Quelle).

Sforza Ruspoli traf Jörg Haider. (Quelle) Haider war der führende Rechtspopulist in Österreich. Er äusserte mehrfach Aussagen, die man durchaus als antisemitisch einstufen könnte. Natürlich mochte er auch die Freimaurer nicht. (Quelle)

Sforza Ruspoli sympathisierte mit dem faschistischen Diktator Francisco Franco, der noch bis 1975 über Spanien herrschte. Franco liess die Freimaurerei in Spanien verbieten und misstraute den Juden. Er und seine Propaganda verbreiteten das Narrativ, dass sich Freimaurer, Juden und Kommunisten gegen das katholische Spanien verschworen haben. Es gab aber ein paar wohlhabende Juden, die Franco als anständige Leute und loyal gegenüber Spanien ansah. Ein anderer Familienzweig der Ruspoli Familie gehört zur spanischen Adelselite, was weiter unten erläutert wird. Sforza Ruspoli veranstaltete ein Treffen zu Ehren der spanischen Herzogin von Segovia, die mütterlicherseits aus der Ruspoli Familie kam und in die spanische Königsfamilie heiratete. Ihr Sohn heiratete eine Enkelin des Diktators Francisco Franco. Bei dem Treffen von Sforza Ruspoli und der Herzogin waren auch folgende Personen zu Gast: Kardinal Silvio Oddi (diente dem Vatikan als Diplomat), eine russische Prinzessin, Prinz Idris von Libyen, Prinz Umberto Ruffo von Kalabrien, der MSI-Politiker Theodor Buontempo, der faschistische Intellektuelle Giano Accame und der Journalist Marcello Veneziani (letzterer hat den faschistischen Diktator Benito Mussolini mehrfach verteidigt und gelobt). Sforza Ruspoli erklärte bei diesem Treffen, dem weitere folgen sollten, sein Ziel sei, „ein Europa der Völker wieder aufzubauen, ein traditionelles, katholisches und mit dem Papsttum verbundenes Europa, das von den grossen Familien geführt wird, die seine Geschichte in den vergangenen Jahrhunderten geprägt haben“. (Quelle)

Sforza Ruspoli glaubte fest an den Herrschaftsanspruch des Adels. Sein Motto war „meglio i nobili che gli ignobili“ (besser die Adligen als die Unadligen). (Quelle) Diese Ansicht war zwar nicht mehr ganz zeitgemäss, aber man sollte daran denken, dass bis ins 20. Jahrhundert im Hochadel und päpstlichen Adel eine Supremacy-Ideologie ganz normal war. Ich geh davon aus, dass auch heute noch viele Hochadlige von der Vorherrschaft des Hochadels überzeugt sind, aber dies nicht öffentlich sagen, weil sie wissen, dass solche Aussagen viele Nichtadlige verärgern würden. Die Hochadelselite herrscht aus Überzeugung, während es der Wirtschaftselite in erster Linie darum geht, Profite zu machen und sich vor lästigen Eingriffen des Staates zu schützen.

Ein anderer Familienzweig der Ruspoli Familie war oder ist noch immer mit der Freimaurerei verbunden. Ein Mitglied aus diesem Familienzweig, Carlo Maurizio Ruspoli, distanzierte sich 1994 in einem Interview von Sforzas Nähe zum Faschismus. Carlo erzählte, dass viele aus dem italienischen Adel auch mit Silvio Berlusconi sympathisierten, der die Linken in Italien auf populistische Weise bekämpfte. Laut Carlo mögen viele italienische Aristokraten die Linken nicht, weil sie in den Linken immer noch diejenige sehen, die vor mehr als 100 Jahren die Bauern gegen den Adel aufgewiegelt haben. Carlo sagte, man hatte ihm als Kind erzählt, dass Kommunisten Kinder essen. Da er isoliert im Palast aufwuchs, glaubte er lange Zeit wirklich, dass Kommunisten Kinder essen. Im Interview betonte er, der päpstliche Adel sei „nicht mit göttlichem Recht besser als andere“, was darauf hindeutet, dass andere Aristokraten immer noch an ihr göttliches Recht glauben. (Quelle)

Sforza Ruspoli war in jungen Jahren im Vorstand einer Bank in Rom zusammen mit Arturo Osio. (Quelle: 1 und 2) Osio hatte in den 20er-Jahren die Banca Nazionale del Lavoro gegründet, die sich zu einer der führenden italienischen Banken entwickelte. In den 70er-Jahren war sie eine der grössten Banken der Welt. Seit 2006 gehört sie zur französischen Grossbank BNP Paribas.

Sforza Ruspoli pflegte Freundschaften mit den italienischen Geschäftsleuten Ernesto Fassio, Franco Marinotti und Carlo Pesenti. (Quelle: 1 und 2) Carlo Pesenti war Mitglied bei Le Cercle, ein geheimes Elitennetzwerk, das fest mit den Geheimdiensten verbunden ist. (Quelle: Seite 164) Le Cercle wurde von der katholischen Elite gegründet, darunter von Mitgliedern des Malteserordens. Carlo Pesenti kontrollierte den italienischen Grosskonzern Italcementi, der von seiner Familie aufgebaut wurde. Italcementi ist einer der grössten Zementhersteller der Welt. Bei seiner Arbeit als Unternehmer hatte Carlo Pesenti Kontakt zu den italienischen Bankiers Roberto Calvi und Michele Sindona. Die beiden arbeiteten für die Vatikanbank IOR und für die italienische Mafia. Sie waren beide Mitglied der italienischen Freimaurerloge P2, die mit der Mafia verbunden war und zu der viele italienische Geheimdienstler gehörten. Calvi und Sindona starben unter seltsamen Umständen.

Sforza Ruspoli hatte mit der britischen Queen Elisabeth II. im Palazzo Colonna getanzt, als sie noch keine Königin war. (Quelle: 1 und 2)

Sforza Ruspoli traf Otto von Habsburg, den brasilianischen Präsidenten Lula, die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher und Kerry Kennedy (Nichte von US-Präsident John F. Kennedy). Sforza Ruspoli war bei einer Hochzeit der nicht amtierenden Königsfamilie von Italien. (Quelle) Er rühmte sich der Freundschaft mit mehreren Päpsten. (Quelle)

Sforza Ruspoli heiratete in erster Ehe in die italienische Adelsfamilie Borghese-Salviati. Die Familie entstand durch eine Heirat der päpstlichen Adelsfamilien Borghese und Salviati. Papst Paul V. (1550–1621) kam aus der Borghese Familie und Papst Leo XI. (1535–1605) kam mütterlicherseits aus der Salviati Familie. Zudem stellte die Salviati Familie mehrere Kardinäle. Filippo Salviati war mit dem berühmten italienischen Gelehrten Galileo Galilei befreundet.

Sforza Ruspoli heiratete in zweiter Ehe die italienische Schauspielerin Pia Giancaro.

Weitere bemerkenswerte Heiraten

Die Ruspoli Familie heiratete in den letzten 500 Jahren in viele italienische Adelsfamilien. Durch Heiraten in den päpstlichen Adel waren die Ruspolis mit Päpsten und Kardinälen verwandt.

Francesco Ruspoli (1752–1829), der 3. Fürst von Cerveteri, heiratete in die österreichische Adelsfamilie Khevenhüller. Seine Frau kam mütterlicherseits aus der Fürstenfamilie von Liechtenstein.

Alessandro Ruspoli (1784–1842), der 4. Fürst von Cerveteri, heiratete in die ungarische Adelsfamilie Esterházy. Er war Ritter im Orden vom Goldenen Vlies und ein Höfling der österreichischen Kaiserfamilie Habsburg. (Quelle)

Giovanni Ruspoli (1807–1876), der 5. Fürst von Cerveteri, heiratete Barbara Massimo. Sie kam aus der päpstlichen Adelsfamilie Massimo, eine der ältesten und wichtigsten Familien der römischen Aristokratie. Mütterlicherseits kam Barbara aus der Königsfamilie von Sachsen. Ihr Grossvater August III. herrschte über Sachsen, Polen und Litauen. (Quelle)

Prinzessin Maria Cristina Ruspoli (1842–1907) heiratete Fürst Napoléon-Charles Bonaparte, ein Verwandter von Kaiser Napoleon. Napoléon-Charles kam aus dem Familienzweig der Bonaparte Familie, der in den päpstlichen Adel aufgenommen wurde. Kaiser Napoleon III. lebte als kleiner Junge eine Zeit lang im Palazzo Ruspoli, der Familienpalast der Ruspolis.

Alessandro Ruspoli (1869–1952), der 7. Fürst von Cerveteri, heiratete Marianita della Rovere. Väterlicherseits kam Marianita aus der päpstlichen Adelsfamilie Rovere. Mütterlicherseits war sie eine Enkelin des US-Amerikaners Thomas E. Davis, der im 19. Jahrhundert ein reicher Immobilienentwickler in New York war. Davis hatte noch eine weitere Tochter, die in den italienischen Adel heiratete, sowie eine Tochter, die in den französischen Adel heiratete. Cathleen Gebhard Neilson (1885–1927), eine Urenkelin von Davis, heiratete in die Vanderbilt Familie, die zur US-amerikanischen Elite gehört und im 19. Jahrhundert eine der reichsten Familien der Welt war. Kate La Montagne (1865–1948), eine Enkelin von Davis, heiratete den Friedensnobelpreisträger Nicholas Murray Butler. Dieser war Präsident der Pilgrims Society sowie Präsident der „Carnegie Endowment for International Peace“ und Ehrenmitglied der Society of the Cincinnati (drei einflussreiche Vereinigungen). Davis Schwager Maurice Power heiratete in die Livingston Familie, die zu den Gründervätern der USA gehörte.

Prinzessin Maria Ruspoli (1888–1976) heiratete den französischen Herzog Agénor de Gramont. Herzog Agénor hatte zuvor in die berühmte Rothschild Familie geheiratet. Sein Grossvater mütterlicherseits war ein britischer Politiker aus dem schottischen Clan Mackinnon.

Francesco Ruspoli (1899–1989), der 8. Fürst von Cerveteri, heiratete eine Tochter des italienischen Geschäftsmanns Francesco Matarazzo. Matarazzo war nach Brasilien emigriert und hatte dort ein Unternehmen gegründet, das sich zu einem grossen Mischkonzern entwickelte. Die Matarazzo-Gruppe war das grösste Unternehmen in Brasilien und wahrscheinlich das grösste in ganz Lateinamerika (Quelle). Dadurch wurde Matarazzo zum reichsten Mann in Brasilien. Sein Heimatland Italien profitierte von Geschäften seiner Unternehmensgruppe und Matarazzo wurde deswegen vom italienischen König zum Grafen geadelt. Nach seinem Tod 1937 erbten die Ruspolis einen Teil seines Vermögens und galten daher als sehr wohlhabend.

Die Fürsten von Poggio Suasa

Dieser Familienzweig wurde von Emanuele Ruspoli (1837–1899) begründet. Im Gegensatz zu den Ruspolis von Cerveteri blieb dieser Familienzweig 1870 nicht dem Papst treu und stellte sich auf die Seite der Königsfamilie Savoyen. Die Ruspolis von Poggio Suasa gehörten also nicht zum Schwarzen Adel, sondern zum sogenannten Weissen Adel, zu dem auch Familien wie Pallavicini, Colonna von Sciarra, Caetani von Sermoneta, Sforza-Cesarini, Doria und Carpegna gehörten. Der Weisse Adel war mit den Freimaurern verbunden. Der Schwarze Adel und der Papst sahen die Freimaurer hingegen als Feind an, da die führenden antipäpstlichen Revolutionäre wie Giuseppe Garibaldi Freimaurer waren.

Nach seiner Jesuitenausbildung ging Emanuele Ruspoli (1837–1899) studieren und freundete sich dabei mit antipäpstlichen Verschwörern an. Er geriet schnell ins Visier der papsttreuen Polizei von Rom. Daher verliess er Rom und ging ins Königreich Sardinien, wo sein Vater im Dienste der sardinischen Königsfamilie Savoyen stand. Emanuele Ruspoli kämpfte in der Armee der Savoyens, die 1870 Rom gegen den Willen des Papstes besetzte. Ab da herrschten die Savoyens als Königsfamilie über ganz Italien. Emanuele Ruspoli war bei der Besetzung Roms dabei. 1865 war er auf eine geheime diplomatische Mission zum Fürsten von Moldawien und der Walachei geschickt worden. Ziel dabei war, einen rumänischen Aufstand gegen die Herrscherfamilie Habsburg anzuzetteln, die damals ein feindseliges Verhältnis zur Savoyen Familie hatte. Die Mission hatte zwar keinen Erfolg, aber Emanuele Ruspoli lernte dort Catherine Conachi-Vogoride kennen, die er schliesslich heiratete. Sie war zuvor mit Nikola Bogoridi (Nicolae Vogoride) verheiratet gewesen, der ein hoher osmanischer Beamter des Fürstentums Moldau war. Emanuele Ruspoli heiratete in zweiter Ehe in die Uradelsfamilie Caracciolo, die bis heute zu den mächtigsten Familien des italienischen Adels gehört. In dritter Ehe heiratete er eine US-Amerikanerin. (Quelle)

Emanuele Ruspoli war Freimaurer. (Quelle) Nachdem Rom 1870 besetzt worden war, wurde Emanuele Ruspoli dort als Politiker aktiv. Dabei setzte er sich dafür ein, dass der Einfluss des Kirchenstaates in Rom weiter eingeschränkt wird. Er lernte den berühmten Revolutionär Giuseppe Garibaldi (hochrangiger Freimaurer) kennen. In den 80er-Jahren war Emanuele Ruspoli zweimal Bürgermeister von Rom. Er erhielt 1886 vom italienischen Ministerpräsidenten Agostino Depretis (Freimaurer im 33. Grad) den Titel des Fürsten von Poggio Suasa. (Quelle) Die Stadt Rom, die jahrhundertelang vom Kirchenstaat regiert wurde, war somit unter die Kontrolle von Freimaurern geraten.

Emanueles Enkelin Victoire de Dampierre (1913–2012), die väterlicherseits aus der französischen Adel kam, heiratete in die spanische Königsfamilie und ihr Sohn heiratete eine Enkelin des spanischen Diktators Francisco Franco.

Mario Ruspoli (1867–1963), der 2. Fürst von Poggio Suasa, war ein Schwiegersohn von Herzog Maurice Talleyrand-Périgord. Die Familie Talleyrand-Périgord gehörte bis zu ihrem Aussterben zu den führenden Familien des französischen Adels und brachte Freimaurer hervor. Ein frühes Familienmitglied war Armand de Périgord (circa 1178–1247), der Grossmeister des Templerordens war. Maurice Talleyrand-Périgord heiratete die US-Amerikanerin Elizabeth Beers-Curtis, die also die Schwiegermutter von Mario Ruspoli war. Elizabeth verkehrte in der High Society von New York. Maurice Talleyrand-Périgord heiratete auch in zweiter Ehe in die New Yorker Elite. Die zweite Ehefrau Adele Livingston Sampson kam mütterlicherseits aus der Livingston Familie, die zu den Gründervätern der USA gehörte und Freimaurer hervorbrachte. Adeles Vater Joseph Sampson war ein Nachkomme der Pilgerväter der USA. Der Geschäftsmann gehörte 1823 zu den Gründungsaktionären der Chemical Bank. Diese entwickelte sich im 20. Jahrhundert zu einer der grössten Banken der Welt und ist ein Vorläufer der heutigen Grossbank JPMorgan Chase.

Prinz Alessandro Ruspoli di Poggio Suasa (1895–1975) heiratete in die französische Adelsfamilie Chambrun. Seine Frau war eine nahe Verwandte von Aldebert de Chambrun, ein hochrangiger französischer Militär. Im französischen Wikipedia steht derzeit, dass Aldebert mit US-Präsident Abraham Lincoln befreundet war. Aldebert heiratete die US-Amerikanerin Clara Longworth. Die Longworth Familie hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts Anschluss an die US-amerikanische Elite gefunden. Claras Bruder Nicholas Longworth heiratete eine Tochter des US-Präsidenten Theodore Roosevelt (Freimaurer). Aldeberts Sohn heiratete eine Tochter des französischen Politikers Pierre Laval. Pierre Laval war einer der führenden Köpfe des Vichy-Regimes in Frankreich, das im Zweiten Weltkrieg mit Nazideutschland kooperierte. Im Vichy-Regime herrschte eine antijüdische und antifreimaurerische Politik. Nach dem Krieg wurde Laval zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Carlo Maurizio Ruspoli di Poggio Suasa (1906–1947) war ein erfolgreicher Soldat im Zweiten Weltkrieg. Während des Krieges fungierte er als Dolmetscher bei einem Gespräch zwischen General Dwight Eisenhower (wurde später Präsident der USA) und Herzog Pietro Badoglio (war einer der grössten Kriegsverbrecher auf italienischer Seite, aber wurde nie verurteilt). Carlo heiratete eine Tochter von Giuseppe Volpi, der als einer der mächtigsten Unternehmer Italiens galt. 1912 war Giuseppe Volpi Verhandlungsführer bei der Beendigung des Italienisch-Türkischen Krieges. Er war von 1921 bis 1925 Gouverneur der italienischen Kolonie Tripolitanien in Libyen. In der faschistischen Diktatur diente Giuseppe Volpi von 1925 bis 1928 als Finanzminister. Von 1934 bis 1943 war er Präsident der Confindustria, Italiens grösste Arbeitgeberorganisation. 1925 wurde er vom italienischen König zum Grafen geadelt.

Prinz Costantino Ruspoli di Poggio Suasa (*1947) heiratete die Britin Maria Consuelo Child-Villiers. Ihr Grossvater war der britische Aristokrat George Child Villiers, der 8. Graf von Jersey. Im englischen Wikipedia steht derzeit, dass der Graf Mitglied des Ancient Order of Druids war, der älteste noch bestehende Druidenorden. Der Ancient Order of Druids ist mit der britischen Freimaurerei verbunden. George Child Villiers kam aus der englischen Adelsfamilie Villiers, die hohe Freimaurer und Gouverneure von britischen Kolonien hervorbrachte. Durch eine Heirat in die alte Bankiersfamilie Child gelangte die Villiers Familie in Besitz der Privatbank Child & Co. Mit dem Gründungsjahr 1664 war sie eine der ältesten britischen Banken.

Aus der Linie Ruspoli von Poggio Suasa ging auch ein Familienzweig hervor, der den Herzog von Morignano stellt. Der derzeitige Herzog Carlo Emanuele Ruspoli (*1949) heiratete eine Herzogin aus dem spanischen Adel. Er war oder ist noch immer Mitglied des Konstantinordens.

Die Herzöge von Alcudia und Sueca

Dies ist der spanische Zweig der Ruspoli Familie, der von Camilo Ruspoli (1788–1864) begründet wurde. Seine Schwiegermutter war eine nahe Verwandte der spanischen Königsfamilie. Camilos Schwiegervater Manuel Godoy leitete die spanische Regierung im Auftrag des Königs. Manuel Godoy wurde vom König zum Herzog von Alcudia ernannt. Nach seinem Tod erbte Camilo Ruspoli den Adelstitel, den die Ruspoli Familie bis heute besetzt. Der Titel des Herzogs gehört zu den höchsten Titeln im spanischen Adel.

Adolfo Ruspoli (1822–1914), der 2. Herzog von Alcudia, heiratete in die Toledo Familie, eine der führenden Familien des spanischen Adels. Die Toledos heirateten auch in die Familien Colonna und Medici, zwei der wichtigsten Familien des päpstlichen Adels. Der spanische Zweig der Ruspoli Familie heiratete in weitere spanische Adelsfamilien.

Juan Carlos del Prado y Ruspoli (starb 2005), Markgraf von Caicedo, kam mütterlicherseits aus der Ruspoli Familie. Er heiratete Camilla Jessel, eine Britin. Ihr Vater war der britische Politiker Baron Edward Jessel. Dieser kam mütterlicherseits aus der Goldsmid Familie, die erste jüdische Familie, die in den britischen Erbadel aufgenommen wurde. Edwards Grossvater George Jessel war der erste Jude, der in Grossbritannien ein hohes Justizamt innehatte. Zudem war George Jessel der erste Jude, der in den Privy Council (Geheimrat der britischen Königsfamilie) aufgenommen wurde. Ruspolis Ehefrau Camilla Jessel war mütterlicherseits eine Enkelin von Charles Vane-Tempest-Stewart, der 7. Markgraf von Londonderry. Dieser setzte sich in den 1930er-Jahren dafür ein, dass Grossbritannien ein gutes Verhältnis zu Nazideutschland pflegen soll. Er traf Adolf Hitler auch zu Gesprächen.

Enrique Jaime Ruspoli (*1935), der 19. Graf von Bañares, ist edler Wächter des Papstes. (Quelle)

Der spanische Zweig der Ruspoli Familie war oder ist noch immer beim Malteserorden vertreten.

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