Die italienische Freimaurerloge Propaganda Due (P2) wurde 1877 gegründet und 1982 aufgelöst und verboten. Sie ist somit die einzige Freimaurerloge, die in der heutigen Zeit als illegal, kriminell und staatsgefährdend gilt. Der Geheimbund hatte Pläne für einen Staatsstreich entwickelt und war mit den Terroranschlägen in den 1970er Jahren in Italien verbunden, was in gerichtlichen Untersuchungen bestätigt wurde. Dies führte zum Verbot der Loge. Einzelne Mitglieder der Loge waren eng mit der italienischen Mafia verbunden. (Quelle)
Als die Behörden Ermittlungen gegen die P2-Loge führten, kam heraus, dass diese aus Schlüsselpersonen des italienischen Staates bestand. Minister, Abgeordnete, Industrielle, Bänker, Zeitungsverleger, 24 Generäle, 100 Offiziere, die gesamte Spitze der italienischen Geheimdienste, der Chef der italienischen Sozialdemokraten, 11 Polizeipräsidenten und 18 Richter, von denen einige auch zum obersten Gerichtshof Italiens gehörten (Quelle bei 9:10).
Das bekannteste Mitglied der P2-Loge war der ehemalige italienische Präsident Silvio Berlusconi (Quelle: 1 und 2). Zur Zeit als Mitglied der Loge war er noch nicht in der Politik. Er ist heute Milliardär und kontrolliert den grössten italienischen Medienkonzern. Er ist mit der italienischen Mafia verbunden. (Mehr dazu im Beitrag zur Berlusconi Familie)
Roberto Calvi
Der italienische Bankier Roberto Calvi war Mitglied der P2-Loge. Er war einer der wichtigsten Bankiers des Vatikans und wurde von den Medien als der „Bankier Gottes“ bezeichnet. Er war eng mit dem Istituto per le Opere di Religione (IOR) verbunden, der Privatbank des Heiligen Stuhls. Calvi war Chef der Banco Ambrosiano, die mehrheitlich der IOR gehörte. Die Ambrosiano Bank war ebenfalls eine katholische Bank. Aktionäre der Bank mussten einen katholischen Taufschein und eine Bestätigung über gute Führung von ihrem Pfarrer vorlegen. Unter der Führung von Calvi wurde die Ambrosiano Bank zur grössten privaten Bank Italiens. Calvi wusch über die Bank Geld für die italienische Mafia. Sein Geschäftspartner Michele Sindona war ebenfalls ein Bankier der Mafia und Mitglied der P2-Loge. Sindona war Finanzberater der Vatikanbank IOR. Calvi und Sindona hatten engen Kontakt zum Erzbischof Paul Marcinkus, der Präsident der IOR war. Nachdem Calvi 1982 ins Visier der Justiz geriet, flüchtete er nach London. Kurz darauf wurde er an einer Londoner Brücke erhängt aufgefunden. Die ermittelnden Behörden behaupteten Jahre lang, dass es Selbstmord sei, was inzwischen aber als widerlegt gilt. Als Calvi starb, stürzte fast zur selben Zeit seine Privatsekretärin aus dem vierten Stock der Ambrosiano Bank in den Tod. Es war angeblich Selbstmord. Nur wenige Wochen zuvor hatte jemand versucht, den Vizepräsidenten der Bank zu erschiessen. Ein zuständiger Staatsanwalt wurde zufälligerweise von Linksterroristen erschossen. Dem nachfolgenden Staatsanwalt wurde die Sache nach einigen Monaten wieder entzogen. Calvis Partner Sindona besass eine Privatbank, die Konkurs ging. Der Konkursverwalter der Bank wurde vor seinem Haus erschossen. Sindona wurde darauf für die Anordnung des Auftragsmords verurteilt. Zwei Tage nach seiner Verurteilung wurde er tot in seiner Gefängniszelle gefunden aufgrund einer Vergiftung mit Zyanid. Es war angeblich Selbstmord.
Licio Gelli
Licio Gelli war der Grossmeister der P2-Loge. Spätestens unter seiner Führung entwickelte sich die Loge zu einer kriminellen Organisation. Der 2015 verstorbene Licio Gelli musste sich vor Gericht verantworten, weil er in den Ambrosiano-Skandal verwickelt war und verdächtigt wurde, die Ermordung von Roberto Calvi veranlasst zu haben. Er wurde auch verdächtigt einen grossen Terroranschlag finanziert zu haben, was weiter unten erläutert wird.
In den 1930er und 1940er Jahren hatte Licio Gelli Kontakte zu Faschisten in Italien, Spanien und Deutschland. In der Nachkriegszeit arbeitete er womöglich für die CIA. Er hatte Kontakte zur US-amerikanischen Elite. Er war auf der Gästeliste der Feiern aus Anlass der Amtseinführungen der US-Präsidenten Gerald Ford, Jimmy Carter und Ronald Reagan. Licio Gelli war Mitglied des Malteserordens und des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (zwei Vatikanorden). (Quelle: 1 und 2)
Licio Gelli kannte und schätzte den italienischen Politiker Giulio Andreotti (Quelle). Dieser war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Politiker Italiens. Er stand mehrfach vor Gericht wegen Verbindungen zur italienischen Mafia und Auftragsmorden (Quelle). Er war ein Unterstützer von Josemaría Escrivá, der das Opus Dei gründete (Quelle). Das Opus Dei ist eine vatikanverbundene Organisation, die Teil von Verschwörungstheorien ist. Giulio Andreotti war Mitglied bei Le Cercle (Quelle). Das geheime Elitennetzwerk ist eng mit den Geheimdiensten verbunden.
Verbindungen zu Gladio und Terroranschlägen
Der P2 wurden Kontakte zur Geheimarmee Gladio nachgesagt (Quelle). Gladio war eine italienische Stay-behind-Organisation. Sogenannte Stay-behind-Organisationen sind paramilitärische Strukturen, die sich im Geheimen auf mögliche Zukunftsszenarien vorbeireiten und unter der Aufsicht von Geheimdiensten stehen. Wenn das eigene Land besetzt werden sollte oder es zu einem Putsch, Bürgerkrieg oder Volksaufstand kommt, sollen diese geheimen paramilitärischen Strukturen aktiv werden und im Interesse der Geheimdienste agieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Westeuropa solche Stay-behind-Organisationen gegründet, darunter Gladio in Italien. Neben westeuropäischen Geheimdiensten waren auch die NATO und die amerikanische CIA am Aufbau dieser Geheimorganisationen beteiligt.
Nach offiziellen Angaben richtete die NATO die Stay-behind-Organisationen ein, um auf eine kommunistische Machtübernahme innerhalb der NATO-Staaten reagieren zu können. Es besteht allerdings der Verdacht, dass Geheimdienste in Italien, Deutschland und Belgien die paramilitärischen Gruppen auch für kriminelle Zwecke einsetzten. Stay-behind-Organisationen waren sehr wahrscheinlich in die Terroranschläge auf den Bahnhof von Bologna in Italien und auf das Oktoberfest in Deutschland verwickelt (Quelle).
General Pietro Musumeci, ein italienischer Geheimdienstler, wurde verurteilt, weil er Terroristen im Zusammenhang mit dem Anschlag von Bologna deckte. Pietro Musumeci war Mitglied der P2-Loge. Er hatte Kontakt zum Mafioso Massimo Carminati. Dieser war wiederum mit der rechtsextremen Terrororganisation Nuclei Armati Rivoluzionari (NAR) verbunden. (Quelle: 1, 2, 3) Die NAR war in den Terroranschlag auf den Bahnhof von Bologna involviert und zwei Mitglieder wurden deswegen verurteilt. Massimo Carminati gehörte zur Magliana-Bande (Banda della Magliana), eine Mafia aus Rom. Die Magliana-Bande wurde mit vielen verschwörerischen Ereignissen in Italien in Verbindung gebracht, darunter mit der P2, Gladio, die Ermordung des bereits erwähnten Bankiers Roberto Calvi, das Attentat auf Papst Johannes Paul II., der Fall Aldo Moro sowie das Verschwinden von Emanuela Orlandi und Mirella Gregori.
Enrico Nicoletti, ein Mitglied der P2-Loge, stand im Dienste der Magliana-Bande (Quelle: 1 und 2).
Die italienischen Geheimdienstler Francesco Pazienza und Giuseppe Belmonte versuchten die Ermittlungen zum Terroranschlag von Bologna in die Irre zu führen und wurden deswegen verurteilt. Die beiden gehörten zu einer Freimaurerloge, die mit der P2-Loge verbunden war. Pazienza wurde auch wegen Involvierung in den Ambrosiano-Skandal verurteilt und wurde mit dem Attentat auf Papst Johannes Paul II. in Verbindung gebracht. (Quelle: 1 und 2)
Gianadelio Maletti und Antonio Labruna waren zwei Geheimdienstler, die verurteilt wurden, weil sie Terroristen im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf der Piazza Fontana deckten. Die beiden waren Mitglied der P2-Loge. (Quelle: 1, 2, 3)
Die Staatsanwaltschaft von Bologna glaubte, dass der P2-Grossmeister Licio Gelli einer der Drahtzieher des Terroranschlags von Bologna war. Die anderen Drahtzieher seien Mario Tedeschi (Journalist und Politiker), Federico D’Amato (arbeitete im Innenministerium) und der Geschäftsmann Umberto Ortolani. Die drei waren Mitglied der P2-Loge. Licio Gelli und Umberto Ortolani sollen die Terroristen bezahlt haben. (Quelle: 1 und 2) Ortolani war als Bankier und Unternehmer in Italien und Südamerika aktiv. Er war mit dem Vatikan verbunden. Er kannte die bereits erwähnten P2-Mitglieder und Mafiabankiers Roberto Calvi und Michele Sindona (Quelle).
Der adlige Diplomat Edgardo Sogno (Rata Del Vallino di Ponzone) war Mitglied der P2-Loge (Quelle). Er war 1950 massgeblich an der Planung zur Einführung geheimer paramilitärischer Strukturen in Italien beteiligt, aus denen paar Jahre später die Geheimorganisation Gladio hervorgehen sollte. An der Planung war auch der Politiker Carlo Sforza beteiligt. (Quelle) Dieser kam aus der italienischen Adelsfamilie Sforza.
Verbindungen zum italienischen Adel
Der Adlige Edgardo Sogno war wie gesagt Mitglied der P2-Loge und in die Gründung von Gladio involviert. Er besuchte ein Jesuitenkolleg. Er kämpfte 1938 im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Faschisten, die den Bürgerkrieg gewannen, was zur Machtübernahme des Diktators Francisco Franco führte. Edgardo Sogno war Monarchist und hatte Kontakt zur italienischen Königsfamilie. Ab 1943 (während des Zweiten Weltkrieges) arbeitete Edgardo Sogno zusammen mit dem König am Sturz des italienischen Diktators Benito Mussolini (Begründer des Faschismus). Edgardo Sogno führte zahlreiche verdeckte Missionen durch: Befreiung und Austausch von Gefangenen, Lieferung von Waffen an die Aufständischen durch Luftabwürfe, Sabotageakte und weiteres. In der Nachkriegszeit war er als Diplomat tätig und war von 1967 bis 1969 italienischer Botschafter in Burma (Myanmar). 1976 wurde er verhaftet und angeklagt, weil er versucht haben soll, einen Staatsstreich zu organisieren. Er wurde freigesprochen. Ein paar Jahre später wurde bekannt, dass er Mitglied der P2-Loge ist. (Quelle: 1 und 2) Sechs Jahre zuvor hatte Junio Valerio Borghese ebenfalls einen Putsch in Italien geplant und bat dabei die italienische Mafia um Hilfe. Er kam aus der päpstlichen Adelsfamilie Borghese. Licio Gelli, der Grossmeister der P2-Loge, war an Borgheses Putsch beteiligt. (Quellen: 1, 2, 3). (Mehr dazu im Beitrag zur Borghese Familie)
Die P2-Mitglieder Silvio Berlusconi und Licio Gelli hatten Kontakt zu Herzog Domenico Napoleone Orsini. (Quelle: 1 und 2) Der Herzog kommt aus der italienischen Uradelsfamilie Orsini. Die Familie gehört zum päpstlichen Adel und brachte drei Päpste und viele Kardinäle hervor. Herzog Domenico Napoleone Orsini hatte Kontakte zu noch mindestens zwei weiteren mafiaverbundenen Personen (mehr dazu im Beitrag zur Orsini Familie).
Das damalige Oberhaupt der italienischen Königsfamilie, Viktor Emanuel von Savoyen, war Mitglied der P2-Loge (Quelle: 1 und 2). Viktor ist Mitglied des Malteserordens und kennt Silvio Berlusconi. Viktor war oder ist noch immer mit der organisierten Kriminalität verbunden (mehr dazu im Beitrag zur Savoyen Familie).
Carlo Ruffo della Scaletta war Mitglied der P2 (Quelle). Er kommt aus der italienischen Uradelsfamilie Ruffo.
Verbindungen nach Argentinien
Mehrere argentinische Kabinettsmitglieder, Generäle und Admirale waren Mitglied der P2-Loge. (Quelle)
Der argentinische Marineoffizier Emilio Eduardo Massera war Mitglied der P2 (Quelle). Er war am argentinischen Staatsstreich 1976 und der Errichtung der darauffolgenden Militärdiktatur beteiligt. Er gilt als einer der Hauptverantwortlichen der massiven Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur. Zur Zeit der Diktatur traf er sich mehrfach mit Jorge Mario Bergoglio, der damals den Jesuitenorden (Vatikanorden) in Argentinien leitete. Jorge Mario Bergoglio ist der seit 2013 amtierende Papst Franziskus. (Quelle)
Der einflussreiche argentinische Politiker José López Rega war Mitglied der P2. Er gründete die „Alianza Anticomunista Argentina“, eine paramilitärische Gruppe, die zahlreiche Morde und Anschläge in Argentinien beging. Rega hatte Kontakt zum P2-Grossmeister Licio Gelli, der oft südamerikanische Länder besuchte. Im Juli 1973 schrieb Gelli einen Brief an Rega, in dem er Rega dazu riet, mit paramilitärischen Gruppen zusammenzuarbeiten. Zur selben Zeit gründete Rega die Alianza Anticomunista Argentina. (Quelle: 1 und 2) Rega war Okkultist und Esoteriker. Im Volk wurde er „der Hexer“ genannt. (Quelle)
Der P2-Grossmeister Licio Gelli kannte den argentinischen Präsidenten Juan Perón. Gelli behauptete, er habe Perón in die Freimaurerei aufgenommen. Gelli und Perón trafen den kommunistischen rumänischen Diktator Nicolae Ceaușescu. (Quelle: 1 und 2)
Weitere bemerkenswerte Mitglieder der P2-Loge
- Artemio Franchi: Er war Präsident der UEFA und gehörte zum Exekutivkomitee der FIFA. Die FIFA ist berüchtigt für ihre korrupten Funktionäre.
- Loris Scricciolo und Giovanni Cresti: Die beiden gehörten zur Führung der „Banca Monte dei Paschi di Siena“, die älteste noch existente Bank der Welt. Sie ist derzeit der viertgrösste italienische Vermögensverwalter.
- Alberto Ferrari: Er war Generaldirektor der Banca Nazionale del Lavoro, eine der grössten italienischen Banken.
- Giovanni Guidi: Er war Generaldirektor der Banco di Roma, die heute zur italienischen Grossbank UniCredit gehört.
- Giorgio Mazzanti: Er gehörte in den 70er und 80er Jahren zur Führung des italienischen Energiekonzerns Eni, einer der grössten Öl- und Gaskonzerne der Welt.
- Gioacchino Albanese: Er war ein enger Mitarbeiter von Eugenio Cefis, der Präsident von Eni war.
Mehrere Mitglieder der P2 arbeiteten bei italienischen Zeitungen und Fernsehsendern, teilweise in führenden Positionen. Der Verleger Angelo Rizzoli Junior war Mitglied der P2. Sein gleichnamiger Grossvater gründete einen Verlag, aus dem sich der heutige italienische Medienkonzern RCS MediaGroup entwickelte. Der Medienkonzern besitzt unter anderem die auflagenstärkste italienische Zeitung Corriere della Sera. Rizzoli Junior war ein Cousin von Nicola Carraro, der in die päpstliche Uradelsfamilie Colonna heiratete.
Zur P2 gehörten Politiker aus allen damaligen grossen Parteien in Italien. Darunter waren mehrere Minister.
P3
Die italienischen Behörden ermittelten auch gegen die angebliche Nachfolgerloge P3. Mehrere der mutmasslichen Mitglieder waren mit der Mafia und Korruption verbunden. Darunter war auch der verurteilte Mafia-Politiker Marcello Dell’Utri. (Quelle) Dieser war ein Geschäftspartner von Präsident Silvio Berlusconi und kannte den italienischen Herzog Domenico Napoleone Orsini. (Quelle: 1 und 2)
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Anmerkung: Ich geh aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor.
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