Astor Familie

Die Astor Familie ist Teil der angloamerikanischen Elite. Sie war im 19. Jahrhundert eine der reichsten Familien der USA und wurde im 20. Jahrhundert in den britischen Adel aufgenommen. Über Heiraten sind sie bis heute mit vielen elitären Familien verbunden.

Der US-amerikanische Zweig

Der in Deutschland geborene John Jacob Astor (1763-1848) wanderte als Jugendlicher nach England aus und war dort als Hersteller von Musikinstrumenten tätig. 1783 zog er in die USA und gründete 1808 die „American Fur Company“, die zum grössten Pelzhändler der USA wurde. Er war auch als Investor tätig und besass später viel Land sowie Immobilien in New York. In den 1840er Jahren galt John Jacob Astor als der reichste US-Amerikaner. Er war der erste Multimillionär der USA und gilt als einer der reichsten Amerikaner aller Zeiten (Quelle).

John Jacob Astor war Freimaurer. Er wurde 1790 Mitglied der Holland Lodge in New York. Die Holland Lodge besteht seit 1787 und gilt als eine der führenden Freimaurerlogen der USA. Bemerkenswerte Mitglieder waren US-Präsident Franklin Delano Roosevelt und der Industrielle Edward Henry Harriman sowie elf Mitglieder der Livingston Familie (gehörte zu den Gründervätern der USA). (Quelle: 1 und 2) Astor war auch Grossschatzmeister der Grossloge von New York (Quelle).

John Jacob Astor war kurzzeitig im Opiumhandel sowie im Opiumschmuggel aktiv und soll über 50 Tonnen Opium verkauft haben (Quelle). Er war einer der ersten Aktionäre der Manhattan Company, eine New Yorker Bank. Sie fusionierte 1955 mit der Bank der Rockefeller Familie. Sie ist ein Vorläufer der JPMorgan Chase, die heute die grösste Bank der USA ist.

Der Nachkomme Vincent Astor (1891-1959) wurde 1918 und 1957 als einer der reichsten US-Amerikaner eingestuft (Quelle: 1 und 2). Er war Polospieler und gehörte zu einem Polo-Club, in dem viele Akteure der damaligen US-Elite vertreten waren, darunter Cornelius Vanderbilt, John Schiff, William Averell Harriman, Robert Lehman, die Frau von William Randolph Hearst, Harry Guggenheim, Walter Chrysler und John Hay Whitney. (Quelle: Seite 134)

John Jacob Astor IV. (1864-1912) starb beim Untergang der Titanic. Er war der reichste Passagier auf dem Schiff und war in Begleitung weiterer Personen der angloamerikanischen Elite, die ebenfalls verstarben (Quelle). Darunter auch Benjamin Guggenheim und Isidor Straus (hatte seine Suite auf dem Schiff neben Astor). Die Titanic gehörte dem Bankier JP Morgan, der ursprünglich mitkommen wollte, aber am Tag der Abfahrt aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung absagte (Quelle). Auch George Washington Vanderbilt II. und Henry Clay Frick (einer der reichsten US-Amerikaner) wollten ursprünglich mitkommen, sagten aber schliesslich ab (Quelle).

Die Astor Familie gehörte zu den Four Hundred, die Ende des 19. Jahrhunderts die New Yorker Elite ausmachten. Caroline Schermerhorn Astor (1830-1908) leitete die Gruppe und war oft die Gastgeberin. Zu den 400 gehörten alte Kolonialfamilien, wie Winthrop, Bayard, Van Rensselaer, Livingston, Schuyler, Peyster. Diese Familien waren bereits vor der Gründung der USA 1776 die führende Elite des Landes gewesen. Sie waren über Heiraten mit den Familien der US-Gründerväter verbunden und einzelne Gründerväter kamen selbst aus einflussreichen Kolonialfamilien. In der US-Elite sind bis heute Nachkommen dieser Familien vertreten.

Die Astors verkehrten in elitären New Yorker Clubs, darunter der Knickerbocker Club, der Union Club und der New York Yacht Club. Dadurch werden sie viele Familien der New Yorker Elite gekannt haben.

Der britische Zweig

William Waldorf Astor (1848-1919) war in England als Zeitungsverleger tätig und kaufte die britischen Zeitungen The Observer und Pall Mall Gazette. 1917 wurde er zum Vizegrafen geadelt. Seine Nachkommen sind seither in der britischen Politik und Medienlandschaft tätig.

Sein Sohn John Jacob Astor (1886-1971) war 10 Jahre lang Direktor der britischen Barclays Bank, eine der ältesten Grossbanken der Welt. Er war über 25 Jahre lang Direktor der britischen Hambros Bank und kannte dadurch die Bankiersfamilie Hambro. Er kontrollierte zusammen mit seinem Sohn 44 Jahre lang The Times, eine der wichtigsten britischen Zeitungen. 1922 hatten sie die Zeitung der Harmsworth Familie abgekauft. 1966 verkauften sie die Zeitung an die Thomson Familie. 1956 wurde John Jacob Astor zum Baron geadelt.

Baron John Astor (*1946) ist britischer Politiker. Er wurde in den Privy Council aufgenommen, welcher der Geheimrat der britischen Königsfamilie ist (Quelle). Neben seiner Arbeit im britischen Verteidigungsministerium war er auch Teil der britischen Kolonialregierung. Er war Oppositionssprecher für Aussen- und Commonwealth-Angelegenheiten und internationale Entwicklung, was vereinfacht bedeutet, dass er diplomatische Arbeit in den (ehemaligen) britischen Kolonien leistete. Er war Handelsbotschafter des Premierministers für Oman und Berater des Verteidigungsministers für militärische Zusammenarbeit mit Oman. Die erdölreiche Monarchie Oman stand seit Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der britischen Kolonialelite. Astor war Vizevorsitzender des „Conservative Middle East Council“, eine Organisation, die britische Politiker berät und dafür sorgen soll, dass diese den Nahen Osten verstehen.

Der Politiker Vizegraf William Astor (*1951) ist der Stiefvater von Samantha Cameron. Sie ist die Ehefrau des ehemaligen britischen Premierministers David Cameron. 2019 wurde das Vermögen von Vizegraf William Astor auf 258 Millionen Pfund geschätzt, also etwa 320 Millionen US-Dollar (Quelle).

Ein Vizegraf aus der Astor Familie besuchte den Bohemian Club (Quelle). Der US-amerikanische Eliteclub besteht seit 1872 und ist Teil von Verschwörungstheorien.

Baron Gavin Astor (1918-1984) gehörte zur Stiftung The 1001: A Nature Trust (Quelle). Diese aus Adligen und Milliardären bestehende Stiftung kontrolliert den WWF. Die Astor Familie gehörte oder gehört noch immer zur Pilgrims Society, ein angloamerikanisches Elitennetzwerk. Baron Gavin Astor war von 1967 bis 1977 Vorsitzender des Exekutivkomitees der Pilgrims Society (Quelle). Die Pilgrims Society wird von der britischen Königsfamilie geführt. Das erste Treffen der Pilgrims in den USA fand 1903 im Waldorf Astoria Hotel in New York statt. (Quelle) Das Hotel war zehn Jahre zuvor von der Astor Familie gegründet worden.

Erwähnenswerte Heiraten

Die Astors haben in viele elitäre Familien geheiratet. Ich hab hier nur die wichtigsten Heiraten aufgelistet.

Laura Eugenia Astor (1824-1902) heiratete Franklin Hughes Delano, ein US-amerikanischer Kaufmann und Diplomat. Er war ein Grossonkel des US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt (Freimaurer). Die Delano Familie sind Nachfahren der Pilgerväter. (Quelle)

Helen Schermerhorn Astor (1855-1893) heiratete den US-Diplomaten James Roosevelt. Er war ein Halbbruder des US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt. (Quelle) Die Roosevelt Familie gehörte schon vor der Gründung der USA zur Elite des Landes.

Michael Ramon Langhorne Astor (*1946) heiratete in die deutsch-jüdische Bankiersfamilie Warburg (Quelle). Der Halbbruder seiner Frau, Stephen Currier, heiratete in die US-amerikanische Milliardärsfamilie Mellon (Quelle).

Rachel Pauline Spender Clay (1907-1996), die mütterlicherseits aus der Astor Familie kam, heiratete David Bowes-Lyon (Quelle). Davids Schwester war die Mutter der derzeitigen Queen Elizabeth. Der Vater der Geschwister war der Clan-Chef des schottischen Lyon Clans.

Vizegraf William Astor (1907-1966) heiratete die Britin Sarah Norton, die später in die Baring Familie heiratete. Die britische Bankiersfamilie Baring gehörte im 19. Jahrhundert zu den reichsten und mächtigsten Bankiers. Sarah Norton hatte Prinz Philip (Ehemann der Queen) mit seiner ersten Freundin Osla Benning verkuppelt. (Quelle: 1 und 2)

Die Frau von Vizegraf William Waldorf Astor (1848-1919) hatte einen Bruder (James William Paul), der in die Drexel Familie heiratete (Quelle). Die Drexels waren enge Geschäftspartner der Morgan Familie. Drexel und Morgan galten damals als die mächtigsten Bankiersfamilien der USA. Jacqueline Astor (*1949) heiratete auch in die Drexel Familie (Quelle).

Caroline Schermerhorn Astor (1861-1948) heiratete den US-amerikanischen Bankier Marshall Orme Wilson. Dessen Schwester Grace heiratete in die Vanderbilt Familie. Die Vanderbilts gehörten wie die Astors zu den reichsten Amerikanern des 19. Jahrhunderts. Wilsons Schwester Leila heiratete in die englische Adelsfamilie Herbert. Wilsons Schwester Mary heiratete in die US-Kolonialfamilie Goelet, die ebenfalls in den britischen Adel heiratete. (Quelle)

Ava Astor (1902-1956) heiratete in erster Ehe Prinz Serge Obolensky. Die Obolensky Familie ist eine russische Adelsfamilie und sind Nachfahren des russischen Herrschers Rjurik (lebte im 9. Jahrhundert). Serge hatte zuvor in die russische Zarenfamilie geheiratet. Wie viele russische Adlige flohen sie 1917 während der antiadligen Revolution aus Russland in die USA (auch Mitglieder der Zarenfamilie). Als Serge Obolensky in die Astor Familie heiratete, stieg er ins Immobiliengeschäft ein und arbeitete mit seinem Schwager aus der Astor Familie zusammen. Serge wurde stellvertretender Vorsitzender von Hilton Worldwide, eine der grössten Hotelketten der Welt. Er arbeitete für das OSS (der Vorläufer der CIA). Ava Astors und Serges gemeinsame Tochter heiratete einen russischen Prinzen aus der Giray-Dynastie, die der Überlieferung nach vom mongolischen Herrscher Dschinghis Khan (1162-1227) abstammt. (Quelle) Ava Astors und Serges gemeinsamer Sohn Ivan Obolensky (1925-2019) lebte ebenfalls in den USA und war als Finanzanalyst und Verleger tätig. Er war wie die Astors Mitglied der Pilgrims Society, ein angloamerikanisches Elitennetzwerk (Quelle). Er war US-Prior des Orthodoxen Johanniterordens, ein Orden der russisch-orthodoxen Kirche. Er war auch Schatzmeister der „Russian Nobility Association in America“, eine russisch-adlige Organisation in den USA. Er war Freimaurer und erreichte den 33. Freimaurergrad (der höchste Grad). Er war Meister der Holland Lodge. (Quelle) Grossmeister dieser Loge war auch, wie anfangs bereits erwähnt wurde, der Einwanderer John Jacob Astor (1763-1848). Ivan Obolensky erhielt 2010 eine Auszeichnung von der Grossloge von New York. Er war Hauptrepräsentant der russischen Grossloge von 1996 bis 2014. (Quelle: Seite 11 und 12)

Ava Astor heiratete in zweiter Ehe den österreichischen Adligen Raimund von Hofmannsthal. Er war ein Ur-Ur-Enkel von Isaak Löw Hofmann (1759-1849). (Quelle) Der jüdische Kaufmann war der führende Seidenhändler Österreichs und wurde für seine Dienste vom österreichischen Kaiser geadelt. Die Tochter von Ava Astor und Raimund heiratete den schottischen Künstler Rory McEwen, der Sohn eines Barons aus dem schottischen McEwen Clan. (Quelle) Dieser Familienzweig stellt seit 2020 das Oberhaupt des McEwen Clans. Ava Astor heiratete in vierter Ehe den Enkel eines britischen Grafen.

Georgina Astor (*1952) heiratete einen Sohn des Clan-Chefs des schottischen Ramsay Clans. (Quelle)

Vincent Astor (1891-1959) heiratete in erster Ehe in die englische Kolonialfamilie Huntington. Samuel Huntington war einer der Gründerväter der USA. Vincent Astor heiratete in zweiter Ehe Mary Cushing. Sie war die Schwester von Betsey Cushing, die in die Familien Roosevelt und Whitney heiratete. Vincent Astor heiratete in dritter Ehe Brooke Russell. (Quelle) Diese war schon zuvor mit zwei mächtigen Männern verheiratet. In erster Ehe heiratete sie den Politiker John Dryden Kuser, der mütterlicherseits aus der Dryden Familie kam, welche den Versicherungskonzern Prudential Financial gründete und aufbaute. Prudential Financial ist heute noch der führende Versicherungskonzern der USA und einer der grössten der Welt. Brooke Russell war in zweiter Ehe mit dem Sohn des Geschäftsmanns Charles Henry Marshall verheiratet. (Quelle) Charles war ein Bekannter der Astor Familie und war in vielen Eliteclubs vertreten. Charles Tochter heiratete in die Field Familie, die im 19. Jahrhundert zu den reichsten Amerikanern gehörte und auch noch im 20. Jahrhundert Teil der US-Elite war. (Quelle) Brooke Russell Astor (1902-2007) kannte David Rockefeller, George Soros, Ted Turner (gründete den Fernsehsender CNN), William Gates Sr. (der Vater von Bill Gates) und Leonore Annenberg (Frau des Medienunternehmers Walter Annenberg) (Foto). Brooke Russell Astor kannte Rupert Murdoch, einer der mächtigsten Medienunternehmer der Welt (Foto).

Emily Astor (1819-1841) heiratete in die US-amerikanische Kolonialfamilie Ward. Ihr Mann war ein Nachkomme des Kolonialgouverneurs Richard Ward (1689-1763). Ihre gemeinsame Tochter Margaret Astor Ward (1838-1875) heiratete den Politiker John Winthrop Chanler. Er kam mütterlicherseits aus der Kolonialfamilie Winthrop, die bereits im 17. Jahrhundert eine der mächtigsten Familien des Landes war. (Quelle) Die Nachkommen von Margaret und John heirateten in einflussreiche Familien, darunter in die nicht amtierende portugiesische Königsfamilie (mehr dazu im Beitrag zur Familie Winthrop-Chanler).

Baron John Jacob Astor (1886-1971) heiratete Violet Elliot-Murray-Kynynmound, die Tochter eines britischen Grafen. Die Schwester seiner Frau (Ruby) heiratete in die Baring Familie, eine der wichtigsten britischen Bankiersfamilien. (Quelle)

Die Frau von William Backhouse Astor Sr. (1792-1875) kam mütterlicherseits aus der Kolonialfamilie Livingston, die zu den Gründervätern der USA gehörte. (Quelle)

Janet Elizabeth Astor (*1961) heiratete den britischen Herzog von Richmond (Quelle). Die Herzogsfamilie ist eine Bastardlinie der Königsfamilie Stuart aus dem schottischen Stewart Clan.

Nancy Phyllis Louise Astor (1909-1975) heiratete den britischen Grafen James Heathcote-Drummond-Willoughby. (Quelle)

Der Schwiegervater von Michael Astor (1916-1980) war Bede Clifford, ein britischer Kolonialbeamter. Clifford war Gouverneur der britischen Kolonien Bahamas, Mauritius, Trinidad und Tobago. (Quelle)

Zur Liste der mächtigsten Familien der Welt

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