Merck Familie

Die Merck Familie aus Darmstadt in Deutschland waren die Pioniere und Begründer der Pharmaindustrie. Der Hamburger Zweig der Familie brachte Bankiers, Politiker sowie Freimaurer hervor und wurde in den deutschen Adel aufgenommen. In den letzten 150 Jahren heirateten beide Familienzweige der Mercks in deutsche Adelsfamilien.

Ein Familienzweig, der in die USA emigrierte, gründete dort das Pharmaunternehmen Merck & Co.. 2020 war es nach Umsatz der fünftgrösste Pharmakonzern der Welt. Merck & Co. ist einer der weltweit grössten Impfstoffhersteller. Der Konzern ist heute aber unabhängig von der Merck Familie (zumindest nach offiziellen Angaben).

2019 wurde das Vermögen des deutschen Familienzweigs auf 37,1 Milliarden Euro/45 Milliarden US-Dollar geschätzt und sie gehört damit zu den reichsten Familien Deutschlands (Quelle). Sie hält etwa 70 Prozent der Anteile an der Merck KGaA, eines der grössten deutschen Pharma- und Chemieunternehmen (Quelle). Im 19. Jahrhundert war Merck eines der grössten Pharmaunternehmen der Welt. Derzeit gehört die Merck KGaA zu den zehn grössten deutschen Unternehmen nach Marktkapitalisierung (Quelle).

Pharmaindustrie

Deutschland

Das Unternehmen wurde 1668 als Apotheke von Friedrich Jacob Merck (1621-1678) gegründet. Unter der Führung von Emanuel Merck (1794-1855) begann man ab 1827 Alkaloide (wirksame Pflanzenstoffe) zu isolieren und zu verkaufen, unter anderem Morphin. Somit ist Merck das älteste Pharmaunternehmen der Welt. Ab 1862 begann Merck mit der kommerziellen Produktion von Kokain (Quelle). In den folgenden 30 Jahren war Merck der weltweit führende pharmazeutische Hersteller von Kokain (Quelle). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Kokain das wichtigste Produkt im weitverzweigten Portfolio von Merck. Der Anteil am Gesamtumsatz lag bei etwa sieben Prozent. (Quelle) In den 1920er Jahren kontrollierten die deutschen Firmen Merck, Boehringer und Knoll 80 Prozent des Weltmarktes für Kokain. Deutschland war damals auch der grösste Morphinproduzent und der grösste Heroinexporteur. (Quelle) Das Heroin wurde 1889 von den Pharmaunternehmen Merck und Bayer auf den Markt gebracht. Merck und Bayer brachten 1903 auch das erste Barbiturat als Schlafmittel auf den Markt.

USA

George Friedrich Merck (1867-1926) emigrierte in die USA und wurde US-Staatsbürger. Er gründete 1891 eine Tochterfirma des deutschen Pharmaunternehmens Merck. 1917 wurde das Unternehmen unabhängig vom deutschen Mutterkonzern und entwickelte sich zum heutigen Pharmakonzern Merck & Co.. George Friedrich Merck blieb nach 1917 weiterhin Grossaktionär und Geschäftsführer von Merck & Co.. Sein Sohn George Wilhelm Merck (1894-1957) leitete während des 2. Weltkrieges den War Research Service. Die US-Behörde führte Forschungen im Bereich biologische Kriegsführung durch. Über den War Research Service gehörte Merck zu den In­i­ti­a­toren des United States biological weapons program, ein US-Forschungsprogramm zur biologischen Kriegsführung. George Wilhelm Merck war noch bis 1950 Präsident von Merck & Co.. (Quelle) Seither ist der Konzern unabhängig von der Familie. Sein Sohn Albert Merck (1920-2014) war aber noch viele Jahre im Vorstand des Konzerns und ging 1993 in den Ruhestand (Quelle). Merck & Co. ist derzeit der drittgrösste Pharmakonzern der USA.

Es ist leider nicht bekannt, ob der deutsche und der amerikanische Zweig der Familie heute noch Kontakt zueinander haben. Stefan Oschmann leitete von 2016 bis April 2021 die deutsche Merck KGaA. Es ist vielleicht nur ein Zufall, aber zuvor arbeitete er über 20 Jahre lang für die amerikanische Merck & Co. und besetzte dort leitende Positionen (Quelle). Er kennt zudem Franz Haniel aus der deutschen Milliardärsfamilie Haniel (Foto).

Der Hamburger Zweig

Heinrich Johann Merck (1770-1853) zog 1793 nach Hamburg und handelte dort zunächst mit englischem Baumwollgarn. 1799 gründete er das Handelshaus H. J. Merck & Co., das sich später zu einer der führenden Hamburger Banken entwickelte.

Im Jahr 1800 wurde Heinrich bei den Freimaurern aufgenommen und wurde Mitglied einer Hamburger Loge. Ab 1838 vertrat er als Repräsentant (Botschafter) die Grossloge von England bei der Grossloge von Hamburg. Die Grossloge von England wird von der britischen Königsfamilie geführt (Quelle). Heinrich stand somit mit den britischen Freimaurern in Kontakt. Ab 1850 war er Ehrengrossmeister der Grossloge von Hamburg. (Quelle)

Während der Verhängung der Kontinentalsperre (1806-1813) engagierte sich Heinrich erfolgreich im Schmuggelhandel über Helgoland und galt bald als einer der reichsten Männer Hamburgs. Später gründete er eine Tochtergesellschaft in England. 1820 wurde er in den Hamburger Senat gewählt. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts stand die Hamburger Elite eng im Kontakt mit der britischen Elite.

Sein Sohn Ernst Merck (1811-1863) führte das Geschäft weiter und trat ebenfalls den Freimaurern bei (Quelle). Ernst leitete 1847 die Gründung der deutschen Reederei Hapag. Zu den Mitgründern gehörte auch die hugenottische Godeffroy Familie, die zu den führenden Kaufleuten der Hamburger Elite gehörte. Der Bruder von Ernst, der einflussreiche Hamburger Politiker Carl Hermann Merck, heiratete eine Frau mit dem Familiennamen Godeffroy. Die Hapag entwickelte sich ab den 1890er Jahren zur führenden deutschen Reederei unter der Führung von Albert Ballin, ein Urenkel von Ester Warburg (die Bankiersfamilie Warburg gehört ebenfalls zur Hamburger Elite). Heute ist die Hapag Teil des deutschen Logistik- und Transportunternehmens Hapag-Lloyd, das noch immer zu den grössten Schifffahrtsunternehmen der Welt gehört. Die derzeitigen Hauptaktionäre der Hapag-Lloyd wären folgende: die chilenische Milliardärsfamilie Luksic und die deutsche Milliardärsfamilie Kühne mit je 30 Prozent, die Stadt Hamburg mit knapp 14 Prozent, die katarische Königsfamilie mit 12,3 Prozent und die saudische Königsfamilie mit 10,2 Prozent (Stand: 30. Juni 2022).

Ernst Merck war 1856 Mitgründer der Norddeutschen Bank. Die Bank der Merck Familie und die bereits erwähnte Godeffroy Familie finanzierten das Gründungskapital mit. Die Norddeutsche Bank wurde zur grössten Bank Hamburgs. 1929 wurde sie Teil der Deutschen Bank, die heute die grösste Bank Deutschlands ist.

1860 wurde Ernst Merck vom österreichischen Kaiser Franz Joseph I. in den Adelstand erhoben.

Ernst Merck arbeitete mit Johann Heinrich Schröder zusammen. Johann war der Stammvater der Bankiersfamilie Schröder, die eine der grössten Londoner Banken kontrollierte.

Sein Sohn Carl Heinrich Johann von Merck (1843-1920) erbte den Adelstitel und führte die Bank weiter. Er heiratete in den deutschen Zweig der geadelten Bankiersfamilie Schröder. Seine zweite Ehefrau hatte in erster Ehe ebenfalls in die Schröder Familie geheiratet. Ein Sohn aus ihrer ersten Ehe war Kurt von Schröder (Quelle). Dieser war einer der wichtigsten Unterstützter der Machtübernahme Hitlers.

Merck in der NS-Diktatur

Der Hamburger Zweig

Kurt von Schröder und Erwin Johannes Merck (1900-1947), der damalige Chef der Bank H. J. Merck & Co., gehörten 1932 zu den Unterzeichnern der Industrielleneingabe. Dieser an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg gerichteter Brief war von 20 führenden Vertretern der deutschen Industrie und Finanzwirtschaft unterzeichnet, die darin den Reichspräsidenten aufforderten, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Am 4. Januar 1933 arrangierte Schröder ein Treffen zwischen Adolf Hitler und dem adligen Politiker Franz von Papen, bei dem Schröder auch dabei war. Bei einem mehrstündigen Gespräch zu dritt einigte man sich auf eine Reichskanzlerschaft Hitlers. Somit kann man das Treffen als die Geburtsstunde des Dritten Reiches betrachten. (Quelle)

Der Darmstädter Zweig

Karl Merck (1886-1968) führte das deutsche Pharmaunternehmen Merck KGaA in der Zeit des Naziregimes und in der Nachkriegszeit. Ab dem Jahr 1942 wurden Zwangsarbeiter beschäftigt (Quelle). Karl Merck trat 1933 der NSDAP bei. Er wurde zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Diese Auszeichnung der NSDAP wurde an Leiter rüstungswichtiger Betriebe vergeben. Viele der führenden Industriellen der damaligen deutschen Wirtschaftselite erhielten diese Auszeichnung, unter anderem Porsche, Siemens, Quandt, Krupp, Bosch, Flick, Röchling und Henkel.

Willy Merck (1860-1932) gehörte ebenfalls zur Führung des Pharmaunternehmens. Seine Frau Mathilde unterstützte die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe finanziell (Quelle). Die Forschungseinrichtung der SS konzentrierte sich in erster Linie auf archäologische, anthropologische und geschichtliche Forschungen und Expeditionen. Sie sollte unter anderem die pseudowissenschaftlichen Thesen der Nazi-Führung beweisen (z. B. der Arier sei die Urrasse der Menschen und lebte früher in Atlantis). Die Forschungsgemeinschaft wurde von Heinrich Himmler gegründet (kontrollierte den Inlandsgeheimdienst, die Polizei und die Konzentrationslager im Naziregime). Die Forschungsgemeinschaft führte auch tödliche Menschenversuche an KZ-Häftlingen durch (Quelle).

Mathilde Merck gehörte 1925 zu den Mitgründern der Edda Gesellschaft, eine ariosophische Gesellschaft (Quelle: Seite 202). Der Hauptgründer war der Ariosoph Rudolf John Gorsleben, der mit mehreren deutschen ariosophisch orientierten Okkultisten verbunden war. Er war Mitglied der Thule-Gesellschaft, ein völkischer, antisemitischer und ariosophischer Geheimbund, der bereits 1918 die Errichtung einer Diktatur in Deutschland plante. Nach 1919 verlor die Thule-Gesellschaft schnell an Bedeutung und löste sich 1925 auf. Die Mitglieder wurden daraufhin in faschistischen und rechtskonservativen Bewegungen aktiv und verbreiteten dort Antisemitismus und völkische Ideologien. Mehrere Mitglieder der Thule-Gesellschaft waren in die Gründung der NSDAP verwickelt und wurden Jahre später führende Politiker im Naziregime (unter anderem Alfred Rosenberg, Rudolf Hess und Hans Frank).

Merck in den letzten 50 Jahren

Deutschland

Die Bank H. J. Merck & Co. wurde in den 80er Jahren von der niederländischen Bank Mees & Hope übernommen.

Frank Stangenberg-Haverkamp (*1948) kommt mütterlicherseits aus der Merck Familie. Er gilt als der oberste Repräsentant der Unternehmerfamilie Merck und gehört zur Führung der deutschen Merck KGaA. Zuvor war er Investmentbanker bei den britischen Banken Barings und Hambros. Damit arbeitete er für zwei der mächtigsten Bankiersfamilien der Welt. Er war auch bei der deutschen Commerzbank. (Quelle) Er traf Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto). Nach Angaben einer Recherche des WDR verkehrt sein Sohn, ebenfalls ein Anteilseigner von Merck, seit Jahren in rechtsextremen Kreisen. Der Sohn soll mit dem Deutschen Kolleg verbunden sein, eine rechtsextreme Vereinigung. (Quelle)

USA

Der amerikanische Zweig der Familie gründete 1954 die Merck Family Fund, eine philanthropische Stiftung. Sie sollte nicht mit der Merck Family Foundation aus Deutschland verwechselt werden, die vom deutschen Zweig gegründet wurde. Wilhelm/Wil Merck, der Sohn von Albert Merck (1920-2014), ist seit vielen Jahren Treuhänder der amerikanischen Merck Family Fund (Quelle). Diese spendete unter anderem an das Chatham House. Das Chatham House gilt als die mächtigste britische Denkfabrik. Auch die deutsche Merck KGaA gehörte zu den Spendern. Unter den Spendern waren neben vielen Grosskonzernen und Grossbanken auch Rockefeller, Rothschild, Bill Gates, Bosch, Soros und Safra. (Quelle)

Hier die aktuellen Spender des Chatham House.

Erwähnenswerte Heiraten

Wie bereits erwähnt wurde, heiratete der Hamburger Familienzweig in die Bankiersfamilie Schröder.

Eva Merck (1831-1899) heiratete den Mediziner Alfred Hegar. Dieser war Eugeniker und Sozialdarwinist. Er gilt als einer der Vordenker der Rassenhygiene, die später von den Nazis in Deutschland eingeführt wurde.

Elisabeth Merck (1890-1970) heiratete den deutsch-jüdischen Verleger Kurt Wolff.

Die Merck Familie heiratete im 20. Jahrhundert in die Familien Rogalla von Bieberstein, Kalckreuth und Puttkamer, drei alte deutsche Adelsfamilien.

Magdalene Merck (1828-1907) heiratete den Politiker Georg von Wedekind. Er kam aus der deutschen Adelsfamilie Wedekind zur Horst. Sein gleichnamiger Vater und sein Grossvater waren Freimaurer.

Emanuel Mercks (1855-1923) Ehefrau war eine Urgrossnichte des Dichters Friedrich Maximilian Klinger. Dieser war Freimaurer und wurde von der russischen Zarenfamilie geadelt.

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Anmerkung: Ich geh aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor.

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