Die deutsche Mallinckrodt Familie lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zu einem Ritter zurückverfolgen, der eine Burg als Lehen bekam. Ab dem 16. Jahrhundert gehörte die Familie zum Bürgertum der Stadt Dortmund. Im 17. und 18. Jahrhundert brachte die Familie 16 Stadtratsmitglieder, zwei Bürgermeister und vier Stadtrichter von Dortmund hervor. Im 19. Jahrhundert wurde die Familie in den preussischen Adel aufgenommen und wurde in der Wirtschaft aktiv. Heute lebt ein Zweig der Familie in Grossbritannien und gehört zur britischen Elite. Ein Familienzweig in den USA gründete den Pharmakonzern Mallinckrodt Pharmaceuticals.
Georg von Mallinckrodt
Georg von Mallinckrodt (1930-2021) war das interessanteste Familienmitglied der letzten Jahrzehnte und gehörte zur oberen Riege der deutschen Wirtschaftselite. Er war Mitgründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), das in den letzten Jahrzehnten zu grossem Einfluss kam.
Georg von Mallinckrodt heiratete 1958 in den britischen Familienzweig der deutschen Bankiersfamilie Schröder. Sein Schwager war der Milliardär Bruno Schroder, ein hochrangiges Mitglied der britischen Elite. Georgs Schwiegervater war ein Baron aus der Schröder Familie und seine Schwiegermutter war die Tochter eines britischen Barons. (Quelle) Durch diese Ehe fand Georg Anschluss an die britische Elite. Er war von 1984 bis 1995 Vorsitzender des britischen Finanzkonzerns Schroders und gehörte auch danach weiterhin zur Konzernführung. Schroders ist einer der grössten britischen Vermögensverwalter und verwaltet zurzeit mehr als eine halbe Billion US-Dollar. Der Finanzkonzern wird vom britischen Zweig der Schröder Familie kontrolliert. Die Schröders gehören schon seit über 150 Jahren zu den führenden Bankiersfamilien in London. Ein Teil der Familie gehört zur Elite in Deutschland und der andere Teil zur Elite in Grossbritannien. Mitglieder der Familie engagierten sich in der Vergangenheit für deutsch-britische Beziehungen. Auch Georg von Mallinckrodt setzte sich für die Verbesserung der deutsch-britischen Beziehungen ein.
Die Financial Times bezeichnete Georg von Mallinckrodt als einen der mächtigsten Männer der City of London (Londoner Bankenviertel). (Quelle) Er war gut vernetzt:
- Er arbeitete für die deutsche Privatbank Münchmeyer & Co. in Hamburg, die später mit der deutschen Privatbank der Schröder Familie fusionierte. Georg wird dadurch die deutsche Bankiersfamilie Münchmeyer gekannt haben.
- Er arbeitete für die britische Kleinwort Bank und wird dadurch die britische Bankiersfamilie Kleinwort gekannt haben.
- Er gehörte zum Aufsichtsrat des führenden deutschen Elektrokonzerns Siemens und wird dadurch Mitglieder der deutschen Industriellenfamilie Siemens gekannt haben.
- Er erhielt einen Orden von der britischen Königsfamilie zur Anerkennung herausragender Verdienste, die er über viele Jahre für das Bank- und Finanzwesen in der City of London erbracht hatte.
- Für seine Unterstützung der Vatikanischen Bibliothek erhielt er vom Papst den Gregoriusorden.
- Über den Schroders-Konzern kannte er den Graf von Airlie, der Clan-Chef des schottischen Ogilvy Clans.
- Er war Direktor der US-amerikanischen Tochterfirma des führenden deutschen Finanzkonzerns Allianz.
- Er arbeitete für die Union Bank of Switzerland, ein Vorläufer der Schweizer Grossbank UBS.
- Er war Berater des führenden US-amerikanischen Bildungsverlags McGraw Hill.
- Er war Berater von Bain & Company. Das US-amerikanische Unternehmen ist einer der weltweit grössten Unternehmensberater.
- Er arbeitete für den deutschen Chemiekonzern Agfa.
Georg von Mallinckrodt war Mitglied der Pilgrims Society (Quelle). Das Elitenetzwerk fördert die Freundschaft der Eliten von Grossbritannien und USA. Die Gesellschaft bezeichnet sich selbst als die älteste und angesehenste angloamerikanische Organisation auf beiden Seiten des Atlantiks. Sie besteht seit 1902 und wird von der britischen Königsfamilie geführt.
Nach der Liste von Kevin Dowling war Georg von Mallinckrodt Mitglied der Stiftung „The 1001: A Nature Trust“. Diese aus Adligen und Milliardären bestehende Stiftung kontrolliert den WWF.
Georg von Mallinckrodt war Gründungsmitglied des Weltwirtschaftsforums (WEF) (Quelle). Er war auch Vorsitzender des WEF-Council (Quelle: 1 und 2). Dadurch kannte er Klaus Schwab, ebenfalls ein Deutscher, der das WEF gegründet hatte und bis heute leitet. Ich halt es für möglich, dass Georg bei der Gründung des WEF die Interessen seiner Schwäger aus der Bankiersfamilie Schröder vertrat.
Georg von Mallinckrodt war zusammen mit Klaus Schwab Patron des „Faith and Belief Forum“, früher bekannt als „Three Faiths Forum“, eine interreligiöse Organisation in England, die 1997 gegründet wurde. Das Oberhaupt der nicht amtierenden Königsfamilie von Portugal ist auch Patron der Organisation. (Quelle: Seite 3)
Claire von Mallinckrodt (*1960) ist eine Tochter von Georg und kommt mütterlicherseits aus Schröder Familie. Sie heiratete in die britische Adelsfamilie Howard. Ihr Mann war ein Sohn von Lord Michael Fitzalan-Howard, ein hochrangiger Offizier des britischen Militärs. (Quelle) Michaels dritte Ehefrau hatte zuvor in die Adelsfamilie Baring geheiratet, eine der mächtigsten britischen Bankiersfamilien (Quelle). Die Barings waren deutsche Einwanderer. Ein Zweig der Howard Familie stellt Herzöge und steht somit in der britischen Adelshierarchie direkt unter der Königsfamilie.
Philip von Mallinckrodt (*1962) ist ein Sohn von Georg und kommt mütterlicherseits aus Schröder Familie. Philip war im Vorstand des Schroders-Konzerns und ist Treuhänder der Schroders Foundation. Er ist derzeit Direktor der Economist Group. Das Medienunternehmen besitzt die britische Zeitung The Economist. Zu den Anteilseignern der Economist Group gehören die Familien Schröder, Rothschild, Agnelli und Cadbury. Daher wird Philip vermutlich die Schröder Familie im Vorstand vertreten.
Philip von Mallinckrodt besuchte das Weltwirtschaftsforum (Quelle). Sein Vater war wie gesagt bei der Gründung des Forums dabei. Philip ist im internationalen Beirat der Brookings Institution, eine einflussreiche Denkfabrik in den USA. Zum Beirat gehört unter anderem Paul Desmarais Junior (Kanada), Andrónico Luksic (Chile) und Marcus Wallenberg (Schweden), drei mächtige Wirtschaftsbosse. (Stand: 18.11.2022)
Weitere bemerkenswerte Mitglieder der Familie
Der Politiker Hermann von Mallinckrodt (1821-1874) gehörte zum Gründerkreis der Deutschen Zentrumspartei, die 1870 gegründet wurde und bis heute besteht. Sie ist damit die älteste Partei Deutschlands. Die katholische Partei wurde mit dem Ziel gegründet, die Interessen der katholischen Kirche gegen den säkularen Staat zu verteidigen. In der Anfangszeit wurde sie von Adligen geführt. Sie war eine der stärksten Parteien in Deutschland, bis die Nazis 1933 die Macht übernahmen und die Partei zur Auflösung zwangen. Nach dem Sturz der Nazis 1945 wurde die Zentrumspartei neu gegründet, ist aber seither nur noch eine Kleinpartei. Die CDU, die führende deutsche Partei der letzten 70 Jahren, wurde von Mitgliedern der Zentrumspartei gegründet.
Hermanns Schwester war Pauline von Mallinckrodt (1817-1881). Sie gründete die „Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe“, eine Ordensgemeinschaft, die aus christlichen Ordensschwestern besteht und sich für wohltätige Zwecke einsetzt. Die Kongregation wurde 1888 vom Papst anerkannt und ist eine Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts. Pauline von Mallinckrodt wurde 1985 vom Papst seliggesprochen. Die Mallinckrodt Familie brachte noch weitere katholische Geistliche hervor.
Mitglieder der Mallinckrodt Familie sind bis heute mit der katholischen Kirche verbunden. Hans-Georg von Mallinckrodt ist zurzeit Diözesanleiter des Malteserordens in der Stadt Würzburg (Quelle). Der Malteserorden ist ein vatikanverbundener Orden, in dem viele Adelsfamilien Mitglied sind. Der Orden besteht seit 900 Jahren und wurde in der heiligen Stadt Jerusalem von den Kreuzfahrern gegründet. Die Frau von Hans-Georg von Mallinckrodt ist eine Prinzessin aus dem armenischen Adel (Quelle). Dieser Familienzweig der Mallinckrodts ist mit deutschen Adelsfamilien verwandt.
Gustav von Mallinckrodt (1859-1939) war Politiker und als Geschäftsmann in mehreren Aufsichtsräten von deutschen Unternehmen, darunter bei der Hoesch AG. (Quelle) Der Industriekonzern gehörte im 20. Jahrhundert zu den grössten deutschen Unternehmen und wurde 1991 vom Krupp-Konzern aufgekauft. Gustavs Grossvater mütterlicherseits war Wilhelm Ludwig Deichmann. Der Bankier war Teilhaber des „A. Schaaffhausen’scher Bankverein“, die eine der führenden Banken der Stadt Köln war. Die Bank war von Abraham Schaaffhausen gegründet worden. Deichmann heiratete eine Tochter von Schaaffhausen und gründete später eine eigene Bank mit dem Namen „Deichmann & Co“. Diese war 1870 eine der Gründerbanken der Deutschen Bank, die bis heute die führende deutsche Grossbank ist.
Lilly von Mallinckrodt (1889-1981) heiratete den Bankier Georg von Schnitzler, der in den preussischen Adel aufgenommen wurde. Er war im Vorstand der Hoechst AG. Der Pharma- und Chemiekonzern war im 20. Jahrhundert eines der grössten deutschen Unternehmen. Georg von Schnitzler war von 1926 bis 1945 im Vorstand der I.G. Farben, ein Pharma- und Chemiekonzern. Dadurch kannte er den Industriellen Carl Bosch und den Bankier Max Moritz Warburg. Während der Naziherrschaft von 1933 bis 1945 wurde die I.G. Farben zum grössten europäischen Unternehmen und grössten Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt. Die I.G. Farben setzte im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter ein, wie viele deutsche Grosskonzerne. 1942 gründete sie das „KZ Auschwitz III Monowitz“, das erste private Konzentrationslager (Quelle). Es hatte geschätzt 41 000 Häftlinge, wovon etwa 30 000 starben. Viele starben an unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Arbeitsunfähige wurden ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gebracht und ermordet. (Quelle) Da Georg von Schnitzler zu dieser Zeit im Vorstand der I.G. Farben war, wurde er nach dem Krieg verurteilt. Er hatte am Geheimtreffen vom 20. Februar 1933 teilgenommen. Bei dem Treffen spendeten deutsche Industrielle 3 Millionen Reichsmark an die NSDAP. Zu den Teilnehmern gehörten einflussreiche Akteure der damaligen deutschen Wirtschaftselite, darunter Quandt, Krupp, Finck, Flick, Opel und Hjalmar Schacht. Letzterer war ein bekennender Freimaurer, der unter Hitler die deutsche Zentralbank leitete und mit dem britischen Zentralbankchef Montagu Norman befreundet war. Ludwig von Winterfeld, der in die Siemens Familie geheiratet hatte, war ebenfalls beim Treffen anwesend. Georg von Schnitzler kam aus der Bankiersfamilie Schnitzler, die zu der Zeit über Heiraten mit den Bankiersfamilien Schröder und Stein verbunden war, die zu den wichtigsten Bankiers des Naziregimes gehörten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Schnitzler Familie zur Elite der sozialistischen DDR (Ostdeutschland).
Nach Angaben von mehreren Genealogie-Internetseiten heiratete die Mallinckrodt Familie im 18. und 19. Jahrhundert zweimal in die Krupp Familie, eine der ältesten und bedeutendsten Industriellenfamilien Deutschlands. Im 19. Jahrhundert heirateten die Mallinckrodts in die Berenberg-Gossler Familie, eine der ältesten und bedeutendsten Bankiersfamilien Deutschlands.
Mindestens ein Mitglied der Mallinckrodt Familie war im 19. Jahrhundert Mitglied bei den Freimaurern (Quelle).
Mallinckrodt Pharmaceuticals
Emil Mallinckrodt (1806-1892) emigrierte in die USA und begründete den amerikanischen Zweig der Mallinckrodt Familie. Seine drei Söhne gründeten 1867 „Mallinckrodt Chemical Works“, ein Chemie- und Pharmaunternehmen. Daraus entwickelte sich der heutige Pharmakonzern Mallinckrodt Pharmaceuticals. Die drei Brüder hatten Kontakte zur deutschen Chemieindustrie. Deutschland war damals weltweit führend in der Industrie für Chemie und Pharma. (Quelle: 1 und 2) Deutsche Einwanderer spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau der Pharmaindustrie in den USA. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gründeten deutsche Einwanderer Pfizer sowie Merck & Co, die heute zwei der grössten Pharmakonzerne der USA und der ganzen Welt sind.
Der amerikanische Zweig der Mallinckrodt Familie war noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Mallinckrodt Pharmaceuticals verbunden. Während des Zweiten Weltkrieges produzierte Mallinckrodt Pharmaceuticals Uran im Auftrag des Manhattan-Projekts. Beim Manhattan-Projekt wurde die erste Atombombe gebaut.
Mallinckrodt Pharmaceuticals stand vor paar Jahren mit der Justiz in Konflikt, da der Konzern sein Medikament Acthar überteuert verkaufte. Eine kleine Gruppe von Ärzten verschrieb das Medikament in grossen Mengen, obwohl Alternativen zu einem Fünfzigstel des Preises von Acthar verfügbar waren. Daher besteht der Verdacht, dass die Ärzte von Mallinckrodt Pharmaceuticals gekauft wurden. Seit 2013 umgeht der Konzern Steuern in den USA über seinen Sitz in der Steueroase Irland.
Mallinckrodt Pharmaceuticals war oder ist noch immer der grösste Produzent des Opioids Oxycodon. Der Pharmakonzern gehörte zu den Verantwortlichen und Profiteuren der Opioidkrise in den USA und wird auch als Hauptübeltäter der Krise angesehen. Von 2006 bis 2012 produzierte der Konzern 28,9 Milliarden Opioid-Pillen, mehr als 80 Pillen für jede Person in den USA. In diesem Zeitraum kamen allein in Florida mehr als 2 Milliarden Opioid-Pillen von Mallinckrodt auf den Markt. Deswegen ist der Konzern mit Klagen konfrontiert. Ein Vertreter der DEA (US-Drogenbehörde) bezeichnete den Konzern als den „Kingpin des Drogenkartells“.
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Anmerkung: Ich geh aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor.