Die Patruschew Familie und Russlands Monarchisten

Nikolai Patruschew (auf Englisch Patrushev) ist einer der mächtigsten Männer in Russland. Er leitete den russischen Inlandsgeheimdienst. Zur Sowjetzeit hatte er für den KGB-Geheimdienst gearbeitet. Er gilt als ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Seine beiden Söhne arbeiten bei russischen Staatskonzernen. Der Sohn Dmitri ist zurzeit Minister für Landwirtschaft.

In der ersten Hälfte dieses Beitrages geht es um die Patruschew Familie. In der zweiten Hälfte werden monarchistische Netzwerke in Russland beleuchtet, deren langfristiges Ziel die Wiedereinführung der Monarchie ist. Für jene Leser, die nicht den ganzen Beitrag lesen wollen, habe ich hier gleich anfangs die interessantesten Details aufgeführt: Die Patruschew Familie gehört seit 2007 zum russischen Adel. Die russische Grossherzogin soll ihnen den Adelstitel verliehen haben. Präsident Putin traf Mitglieder der russischen Kaiserfamilie. Putins politischer Ziehvater hatte ein gutes Verhältnis zur Kaiserfamilie. Eine der stärksten Parteien Russlands wurde 30 Jahre lang von einem Monarchisten angeführt. Die Halbinsel Krim wird seit der Annexion von einem Monarchisten regiert. Ein ehemaliger Ministerpräsident und Geheimdienstchef steht der Kaiserfamilie offenbar wohlwollend gegenüber. Der berüchtigte Philosoph Alexander Dugin sympathisiert mit der russischen Monarchie und war auf einer Hochzeit der Kaiserfamilie. Bei der Hochzeit war der Oligarch Konstantin Malofejew Trauzeuge. Malofejew hat viel Kontakt zu Alexander Dugin und leitet eine monarchistische Gesellschaft, der vorgeworfen wird, den russischen Geheimdiensten bei der Auslandsspionage geholfen zu haben. Der Gründer der Gesellschaft ist ein hoher, umtriebiger Geheimdienstler und ehemaliger KGB-Agent. Die sowjetischen Geheimdienste wurden von ihrer Gründung bis zu Stalins Tod 1953 von Adligen angeführt (anschliessend wurde der KGB gegründet). Ein sowjetischer Geheimdienstchef stammte sogar aus dem Hochadel, was er vor der Öffentlichkeit verheimlicht hatte. All diesen Dingen wird keine Beachtung geschenkt, aber ich als grosser Fan von Königshäusern finde das alles sehr interessant.

Nikolai Patruschew

Nikolai Patruschew wurde 1951 geboren. Sein Vater hatte im Zweiten Weltkrieg in der Marine gedient. In den 70er-Jahren begann Nikolai Patruschew für den KGB zu arbeiten, den wichtigsten Geheimdienst der Sowjetunion. Nikolai Patruschew besetzte beim KGB leitende Positionen und arbeitete bei der Spionageabwehreinheit. Er war auf der KGB-Hochschule. (Quelle: 1, 2) Der KGB wurde 1954 gegründet. Er überwachte die Sowjetunion und baute über den Auslandsgeheimdienst ein internationales Netzwerk auf.

Nikolai Patruschew hatte den heutigen Präsidenten Wladimir Putin bereits in den 70er-Jahren kennengelernt, als sie gemeinsam beim KGB arbeiteten. (Quelle: 1, 2, 3)

1991 zerfiel die Sowjetunion und wurde aufgelöst. Auch der KGB wurde am Ende desselben Jahres aufgelöst. Nikolai Patruschew arbeitete weiterhin für die russischen Geheimdienste, die aus dem KGB hervorgingen. Er war von 1992 bis 1994 Minister für Staatssicherheit der Republik Karelien, die zur Russischen Föderation gehört. In den folgenden Jahren besetzte Patruschew leitende Positionen beim FSB. (Quelle: 1, 2) Der FSB ist bis heute Russlands Inlandsgeheimdienst. Er ist der direkte und wichtigste Nachfolger des KGB. (Quelle) Der FSB ist bekannt dafür, politische Gegner einzuschüchtern und zu ermorden.

Nikolai Patruschew war von 1999 bis 2008 Chef des FSB. Vor ihm war Wladimir Putin Chef des Geheimdienstes gewesen. (Quelle: 1, 2)

Nikolai Patruschew berät Putin. In den letzten Jahren war Patruschew einer der wenigen engen Berater mit regelmässigem Zugang zum Präsidenten. Er gilt als der wahrscheinlichste Nachfolger Putins und verfolgt ebenso eine antiwestliche Politik. Der britische Historiker Mark Galeotti bezeichnete Patruschew als einen „Teufel auf Putins Schulter, der ihm Gift ins Ohr flüstert“. (Quelle: 1, 2, 3) Das Wall Street Journal schrieb, dass Patruschew inzwischen die zweitmächtigste Person Russlands und der eigentliche Chef von Putins Sicherheitsdiensten sei. (Quelle)

Nikolai Patruschew ist seit 2008 Sekretär (Vorsitzender) des Sicherheitsrates der Russischen Föderation. (Quelle) Der Sicherheitsrat wird von Putin geleitet. Zum Sicherheitsrat gehören hohe russische Politiker sowie die Chefs der Geheimdienste. Der Rat konzentriert sich auf die Aussen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. (Quelle: 1, 2, 3) Seit Ausbruch des Ukrainekrieges wird sich der Rat auch viel mit dem Krieg beschäftigen.

Übrigens: Zum Sicherheitsrat gehört Sergei Naryschkin, der seit 2016 Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SVR ist. Er ist ein Verbündeter Putins und Berichten zufolge hatten sie sich beim KGB kennengelernt. Alexander Bortnikow, der seit 2008 den FSB-Geheimdienst leitet und damit Nikolai Patruschew als Chef ablöste, ist auch im Sicherheitsrat. Er hatte in den 70er-Jahren beim KGB gedient, wo er Putin kennenlernte. (Quelle: 1, 2) Ein weiteres Mitglied des Sicherheitsrates ist Sergei Iwanow, der Putin ebenfalls seit den 70er-Jahren kennt. Iwanow arbeitete beim KGB zwanzig Jahre lang im Auslandsgeheimdienst. 1998 wurde er stellvertretender Chef des FSB. Zu dieser Zeit war Putin Chef des FSB. (Quelle)

Nikolai Patruschew war in der Schule ein Klassenkamerad von Boris Gryzlow und Sergej Smirnow gewesen. (Quelle: 1, 2) Sergej Smirnow, der für den KGB gearbeitet hatte, war von 2003 bis 2020 stellvertretender Chef des FSB. (Quelle: 1, 2) Ab 2003 war er somit der Stellvertreter von Patruschew. Ihr ehemaliger Klassenkamerad Boris Gryzlow war in den 2000er-Jahren Vorsitzender der Staatsduma, also Vorsitzender des Unterhauses des Parlaments. Er gehörte zum Sicherheitsrat. 2022 wurde er zum russischen Botschafter für Belarus (Weissrussland) ernannt. Von 2004 bis 2008 war er Vorsitzender der Partei „Einiges Russland“, die bis heute die stärkste Partei in Russland ist. Zudem war Boris Gryzlow Vorsitzender der Tactical Missiles Corporation. (Quelle: 1, 2) Dieser Staatskonzern ist einer der grössten russischen Rüstungshersteller. Russland ist der zweitgrösste Rüstungsexporteur der Welt und damit der grösste Waffenhändler neben den USA.

Russland ist bekannt dafür, dass seine Geheimdienstelite grosse Macht im Staat hat. Dies kann sich von Nation zu Nation stark unterscheiden. Beispielsweise werden in den USA die Geheimdienste und die Politik vom Grosskapital gesteuert, während in China das Grosskapital und die Geheimdienste von der herrschenden Partei kontrolliert werden. In Russland hingegen werden Politik und die Mehrheit des Grosskapitals von Geheimdienstleuten gesteuert.

Im Jahr 2000 bezeichnete Nikolai Patruschew die russische Geheimdienstelite als Russlands „neuer Adel“. (Quelle) Er schrieb das Vorwort in der 2006 veröffentlichten Biografie des 1984 verstorbenen Juri Andropow. (Quelle) Andropow war von 1967 bis 1982 Chef des KGB und anschliessend über ein Jahr lang das Oberhaupt der Sowjetunion.

Nikolai Patruschew vertritt Russland bei Reisen im Ausland, vor allem in Ländern, die kein gutes Verhältnis zu den USA haben. Er hat diplomatischen Kontakt zur Kommunistischen Partei Chinas. 2023 besuchte er Kuba und traf dort Miguel Díaz-Canel und Raúl Castro, zwei Führer der Kommunistischen Partei Kubas. (Quelle: 1, 2) Raúl Castro ist der Bruder des berühmten Fidel Castro. Nikolai Patruschew besuchte 2022 den Iran und traf den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi. (Quelle) 2023 besuchte er in Indien ein Treffen der Shanghaier Organisation und traf dabei den indischen Premierminister Narendra Modi. (Quelle)

Nikolai Patruschew hat in den russischen Medien den Angriffskrieg gegen die Ukraine gerechtfertigt. Er sagt, Russland sei durch die USA bedroht. Zudem meinte er 2021, dass es ein Wiederaufleben des britischen Empire gebe. Er sagte: „Unter dem Konzept des Global Britain wollen die Briten ihr Imperium mit ihren alten Methoden wieder aufbauen.“ (Quelle) Er behauptete, die Eliten der westlichen Welt versuchen, „die Weltbevölkerung auf verschiedene Weise“ zu reduzieren. (Quelle)

Nachdem Donald Trump 2017 Präsident wurde, meinte Nikolai Patruschew, dass dies das Verhältnis zwischen Russland und den USA verbessern könnte. (Quelle) Der russischen Führung wird vorgeworfen, sie habe sich über ihre Geheimdienste unverhältnismässig stark in die US-Präsidentschaftswahl 2016 eingemischt, mit dem Ziel, Trump zu unterstützen. (Quelle) Zudem gibt es Gerüchte, dass die russischen Geheimdienste kompromittierendes Material zu Trump besitzen. Der ehemalige britische Geheimdienstler Christopher Steele behauptet, Trump sei 2013 in Russland beim Sex mit einer Prostituierten heimlich gefilmt worden, was eine Falle des FSB-Geheimdienstes war. (Quelle: 1, 2) 2021 wurden angebliche geheime Kreml-Papiere geleakt. Laut diesen Papieren hatte man sich Anfang 2016 im russischen Sicherheitsrat, zu dem Nikolai Patruschew gehört, darauf geeinigt, dass eine Präsidentschaft Donald Trumps für Russland von Vorteil sei, da dies zu einer „Destabilisierung des gesellschaftspolitischen Systems der USA“ führen würde. In den Papieren gibt es eine psychologische Einschätzung von Trump, in der er als „impulsiver, psychisch instabiler und unausgeglichener Mensch, der unter Minderwertigkeitskomplexen leidet“ beschrieben wird. Den Papieren nach besitzt die russische Führung kompromittierende Informationen über Trump. (Quelle)

Es gibt die Verschwörungstheorie, dass Nikolai Patruschew als FSB-Chef Terroranschläge in Russland orchestriert hat. Im September 1999 gab es eine Reihe tödlicher Bombenanschläge auf Wohnungen. Mehr als 300 Menschen starben. Die russische Führung machte tschetschenische Terroristen für die Anschläge verantwortlich. Putin, der im Monat zuvor erstmal Ministerpräsident wurde, veranlasste, dass die russische Armee in Tschetschenien einmarschierte (Zweiter Tschetschenienkrieg). Dies machte Putin vom wenig bekannten Bürokraten zum Nationalhelden, was ihm Monate später zur Präsidentschaft verhalf. Der ehemalige KGB- und FSB-Offizier Alexander Litwinenko, der im Jahr 2000 nach Grossbritannien floh, beschuldigte den FSB, hinter den Terroranschlägen zu stecken. 2002 veröffentlichte er ein Buch darüber. 2006 wurde Litwinenko in London vergiftet. Der FSB gilt als der Auftraggeber des Mordes. (Quelle: 1, 2, 3) Nikolai Patruschew war in seiner Funktion als Chef des FSB am Tschetschenienkrieg beteiligt. (Quelle) Er spielte eine wichtige Rolle bei Russlands Kampf gegen den Terrorismus. (Quelle) Vermutlich führten die Terroranschläge dazu, dass viele Russen aus Angst vor dem Terror eher bereit waren zu akzeptieren, dass die russischen Geheimdienste über weitreichende Befugnisse verfügen.

Nikolai Patruschew soll hinter der Ermordung des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin stecken. (Quelle)

Dmitri Patruschew

Nikolais Sohn Dmitri Patruschew ist seit 2018 Landwirtschaftsminister in der russischen Regierung. In diesem Amt war er an der Organisation des Exports von gestohlenem ukrainischem Getreide beteiligt. (Quelle) Russland soll 2022 über eine Million Tonnen Getreide aus der Ukraine geraubt haben. (Quelle) Dmitri Patruschew ist im Vorstand der United Grain Company, ein grosses Getreideunternehmen in Russland. (Quelle: 1, 2) Der Geschäftsmann Alexander Winokurow war oder ist noch immer Grossaktionär des Unternehmens. Er ist der Schwiegersohn des russischen Aussenministers Sergei Lawrow. (Quelle) Übrigens ist Russland der grösste Exporteur von Weizen.

Dmitri Patruschew arbeitete von 1999 bis 2002 im Verkehrsministerium. Ab 2004 war er für die Vneschtorgbank tätig, die später in VTB Bank umbenannt wurde. Er wurde 2007 Senior Vice President der Bank. Die VTB Bank ist derzeit die zweitgrösste russische Bank und wird vom Staat kontrolliert. Von 2010 bis 2018 war Dmitri Patruschew Vorsitzender der Rosselkhozbank (Russian Agricultural Bank). (Quelle: 1, 2) Diese gehört ebenfalls zu den grössten russischen Banken und befindet sich vollständig in Besitz des Staates. Sie unterstützt Russlands Agrarwirtschaft mit Krediten.

Dmitri Patruschew sass von 2016 bis 2021 im Vorstand des Gaskonzerns Gazprom. (Quelle: 1, 2) Gazprom ist das umsatzstärkste russische Unternehmen und der grösste Erdgasproduzent der Welt. Laut Statista.com kontrollierte Gazprom im Jahr 2021 zwölf Prozent der weltweiten Gasproduktion. Der Konzern befindet sich zur Hälfte in Besitz des Staates.

Dmitri Patruschew hatte die Akademie des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB-Akademie) absolviert. (Quelle: 1, 2) Die Akademie bildet den Nachwuchs der russischen Geheimdienste aus. In den letzten 30 Jahren wurde die Akademie von FSB-Offizieren geführt, die ursprünglich für den KGB gearbeitet hatten. Der Vorläufer der FSB-Akademie war die Hochschule des KGB. Dmitris Vater Nikolai Patruschew hatte eine Weiterbildung auf dieser KGB-Hochschule gemacht.

Andrei Patruschew

Andrei Patruschew ist der andere Sohn von Nikolai Patruschew. Er studierte ebenfalls an der FSB-Akademie. Berichten zufolge war er drei Jahre lang stellvertretender Leiter der Abteilung „P“ des FSB, die für die industrielle Spionageabwehr zuständig ist. (Quelle: 1, 2) Laut der russischen Online-Zeitung Novayagazeta war Andrei Patruschew bei der FSB-Akademie im selben Studiengang wie Pawel Fradkow. (Quelle) Dessen Vater Michail Fradkow war Ministerpräsident von Russland und Chef des Auslandsgeheimdienstes SVR.

Andrei Patruschew besetzte eine leitende Position bei Gazprom Neft. (Quelle: 1, 2) Gazprom Neft ist eines der grössten russischen Erdölunternehmen und gehört zum Gazprom-Konzern. Andrei Patruschew kontrolliert zwei Unternehmen, die in der Erdölförderung aktiv sind. Er ist seit 2013 für Gazprom tätig. Zuvor hatte er beim Staatskonzern Rosneft gearbeitet. Rosneft ist einer der grössten Erdölproduzenten der Welt und nach Umsatz das zweitgrösste russische Unternehmen. Andrei Patruschew war dort Berater des Rosneft-Chefs Igor Setschin. (Quelle: 1, 2) Igor Setschin, ein ehemaliger KGB-Agent, gilt als Putins rechte Hand. (Quelle: 1, 2)

Präsident Putin verlieh Andrei Patruschew einen Verdienstorden. (Quelle)

Andrei und sein Bruder Dmitri sowie der Vater Nikolai Patruschew stehen auf Sanktionslisten, da sie eine der führenden Familien der russischen Staatselite sind.

Weitere Familienmitglieder

Jelena Patruschewa ist die Frau von Nikolai Patruschew. Sie arbeitete für die staatlich kontrollierte Wneschekonombank (VEB). 1993 soll Jelena Patruschewa zusammen mit einer Gruppe ehemaliger KGB-Offiziere ein Unternehmen gegründet haben. (Quelle)

Nikolais Bruder Viktor Patruschew arbeitet für MegaFon, eines der grössten russischen Telekommunikationsunternehmen. Viktor erhielt von Putin zwei Verdienstorden. Zudem beriet er den FSB-General Wladimir Pronitschew. (Quelle) Dieser war stellvertretender Chef des FSB.

Zwei Neffen von Nikolai Patruschew sind als Geschäftsleute tätig. Einer davon ist Alexei Patruschew. Er gründete ein Unternehmen zusammen mit Igor Tupalsky, der beschuldigt wurde, die Ermordung eines Geschäftsmanns veranlasst zu haben. 2007 wurde Alexei Patruschew zum stellvertretenden Vorsitzenden der Master Bank. Zu dieser Zeit gehörte Igor Putin zum Vorstand der Bank. Er ist ein Cousin von Präsident Putin. (Quelle) Die Master Bank verlor 2013 ihre Banklizenz, weil sie in kriminelle Aktivitäten verwickelt war. (Quelle) Igor Putin wird verdächtigt, dass er sich am sogenannten Russischen Waschsalon beteiligt hatte, ein Geldwäschenetzwerk, das Schwarzgeld im Wert von Milliarden US-Dollar aus Russland geschleust hatte. (Quelle: 1, 2)

Alexei (Aleksey) Patruschew taucht in den Panama-Papers auf, denn er war an einem Offshore-Unternehmen auf den Britischen Jungferninseln beteiligt. Er sass im Vorstand eines russischen Forstunternehmens, das eine Geldstrafe wegen Steuerhinterziehung erhielt. (Quelle)

Die Russisch-Orthodoxe Kirche und das Kaiserhaus

Nikolai Patruschew soll religiös sein und mit der Russisch-Orthodoxen Kirche sympathisieren. Als er Chef des FSB wurde, war er massgeblich an der Renovierung und Wiederweihung einer Kirche beteiligt, die sich neben dem FSB-Hauptquartier befindet. (Quelle) Bei der Einweihung war der Patriarch Alexius II. (Alexei) dabei. (Quelle) Nikolai Patruschew erhielt einen Verdienstorden von der Russisch-Orthodoxen Kirche sowie eine Reihe an Orden von der russischen Regierung. (Quelle) Seit dem Fall der Sowjetunion ist die orthodoxe Kirche wieder zu grossem Einfluss in Russland gekommen. Das Oberhaupt der Kirche ist Patriarch Kyrill, der ein gutes Verhältnis zu Präsident Putin hat und den Überfall auf die Ukraine gutheisst. (Quelle) Kyrill und sein Vorgänger, Patriarch Alexei II., arbeiteten früher für den KGB. Kyrill war sogar als KGB-Spion in der Schweiz aktiv. (Quelle: 1, 2, 3)

Patriarch Kyrill sympathisiert mit der Grossherzogin Marija Wladimirowna (Maria Vladimirovna). Diese kommt aus der russischen Kaiserfamilie und beansprucht den Thron von Russland. Nach über 100 Jahren wird es auch allmählich Zeit, dass sich die Familie ihr Land zurückholt. Patriarch Kyrill schrieb in einer Glückwunschbotschaft zum 55. Geburtstag der Grossherzogin: „Sie sind die Verkörperung einer russischen Grossfürstin: edel, weise, mitfühlend und erfüllt von einer echten Liebe zu Russland. (…) Die Russisch-Orthodoxe Kirche bleibt die Bewahrerin des historischen Gedächtnisses des russischen Volkes und unterhält, wie sie es schon immer getan hat, die wärmsten Beziehungen zum russischen Zarenhaus.“ Kyrills Vorgänger Alexei II. verlieh der Grossherzogin einen Orden, die ihm wiederum einen Orden des Kaiserhauses verlieh. (Quelle) Alexei stammte selbst aus dem Adel. (Quelle: 1, 2, 3) Im Klerus der Russisch-Orthodoxen Kirche gibt es viele, die eine Wiedereinführung der Monarchie begrüssen würden. Bischof Tichon, der als Putins Beichtvater gilt, war in den 90er-Jahren ein überzeugter Monarchist. (Quelle) Er meint in seinem kürzlich veröffentlichten Buch über den Untergang des Kaiserreiches, dass der letzte Zar und Kaiser Nikolaus II. „die am meisten verleumdete Persönlichkeit in der Geschichte Russlands“ sei. (Quelle)

Die russische Kaiserfamilie ist durch Heiraten mit allen noch amtierenden Königsfamilien aus Europa verwandt. Grossherzogin Marija Wladimirowna sagte 2018: „Von den europäischen Dynastien haben wir die engsten Beziehungen zum spanischen, belgischen, monegassischen, portugiesischen, deutschen und preussischen, Leininger, italienischen, französischen, rumänischen, georgischen, albanischen und bulgarischen Königshaus.“ Die Kaiserfamilie kommuniziert auch mit den anderen Königshäusern, bei denen aber etwas formeller. (Quelle) Zudem kennt Marija Wladimirowna Personen aus dem päpstlichen Adel.

Marija Wladimirowna war im Westen geboren und aufgewachsen. Sie studierte an der Oxford Universität in England (besteht seit über 900 Jahren), wie viele Mitglieder der international vernetzten Königshäuser. Trotzdem fühlt sich Marija Wladimirowna sehr mit Russland verbunden und besucht das Land regelmässig. Sie hat den russischen Überfall auf die Ukraine weder verurteilt noch befürwortet. Das Zarenhaus möchte diesbezüglich „keine Äusserungen politischer Natur“ abgeben. (Quelle) Marija Wladimirowna hatte 2014 die Annexion der Krim nicht verurteilen wollen. Damals sagte sie voraus, dass wenn jemand Sanktionen gegen Russland verhängen sollte, der Schaden nicht für Russland, sondern für die Sanktionierer entstehen wird. (Quelle) 2018 sagte sie: „Leider erleben wir gerade einen Anstieg der antirussischen Stimmung, die durch Propaganda angeheizt wird. Dies wirkt sich zwangsläufig auf die Beziehungen zwischen den Dynastien (den Königshäusern) aus. Natürlich vergessen wir nie die Tatsache, dass wir verwandt sind, und wir kommunizieren und führen den Dialog weiter.“ (Quelle)

Seit 2007 gehören Nikolai Patruschew und seine Familie zum russischen Adel und sind als erbliche Adlige in das Genealogiebuch des russischen Adels eingetragen. (Quelle: 1, 2, 3) Ein Indiz, das klar dafür spricht, dass Nikolai Patruschew ein Faible für den russischen Adel hat. Laut russischen Nachrichtenseiten hat Grossherzogin Marija Wladimirowna ihm den Adelstitel verliehen. (Quelle: 1, 2, 3)

Nikolai Patruschew meint, dass der Zar Iwan der Schreckliche gar nicht so schrecklich war. 2021 sagte Patruschew: „Die westliche Russophobie ist nicht erst seit gestern entstanden. Sie hat eine sehr lange Geschichte. Sie haben schon vor vielen Jahrhunderten versucht, unser Land zu verunglimpfen. Nehmen Sie Iwan den Schrecklichen, der im Westen aus irgendeinem Grund ‚Schrecklich‘ genannt wird. Die schwarze Legende über ihn als grausamen Tyrannen kam während des Lebens eines Königs durch westliche Chroniken in Umlauf, die die Aufmerksamkeit der Europäer von den Geschehnissen in ihren eigenen Ländern ablenken wollten. Es gefiel ihnen nicht, dass der russische Zar ihre politische und moralische Führung nicht anerkannte.“ Übrigens gründete Iwan der Schreckliche, der im 16. Jahrhundert lebte, die Opritschniki, eine geheimdienstähnliche Einheit, die dem Zaren treu ergeben war und zur Unterdrückung des Volkes eingesetzt wurde. (Quelle)

Grossherzogin Marija Wladimirowna traf Präsident Putin. (Foto) Auch der russische Prinz Dimitri Romanow, einer ihrer Verwandten, traf sich mit Putin. (Foto) Als Dimitri 2016 starb, sprach Putin in einer Botschaft an eine russische Prinzessin sein Beileid aus. Darin lobte Putin den Prinzen und schrieb: „Russland ist stolz auf unseren bemerkenswerten Landsmann. Alle, die Dimitri Romanov kannten und sich um ihn kümmerten, werden die Erinnerung an diese bemerkenswerte Person immer in Ehren halten.“ (Quelle: 1, 2) Dimitri Romanow erhielt 2016 vom damaligen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew einen Orden. (Quelle) Es ist vermutlich nur ein Zufall, aber eine von Putins Töchtern trägt auch den Namen Marija Wladimirowna (auf Englisch Vladimirovna), also denselben Namen wie die russische Grossherzogin. (Quelle) Laut dem Pressesprecher des Präsidenten, Dmitri Peskow, hat Putin kein Interesse an einer Wiederherstellung der Monarchie. (Quelle) Übrigens heiratete Dmitri Peskow eine Enkelin des sowjetischen Militärbefehlshaber Semjon Budjonny (war ein Vertrauter des Diktators Josef Stalin). (Quelle)

Grossherzogin Marija Wladimirowna kennt Sergei Stepaschin, der die „Kaiserliche Orthodoxe Palästina-Gesellschaft“ leitet. (Foto) Sergei Stepaschin war in den 90er-Jahren für drei Monate Ministerpräsident von Russland und über ein Jahr lang Chef des FSB-Geheimdienstes. (Quelle) 2017 half er Marija Wladimirowna bei der Organisierung eines Besuches in Malta. Die Grossherzogin traf bei ihrem Besuch die maltesische Präsidentin Marie Louise Coleiro Preca und wurde dabei von russischen Beamten begleitet, darunter von Wladimir Malygin, der damals Russlands Botschafter in Malta war. (Quelle)

In einem Artikel der russischen Zeitung Nasha Versia wird behauptet, dass es in der russischen Staatselite viele Monarchisten gibt. (Quelle)

Wladimir Schirinowski (Zhirinovsky), der 2022 verstarb, war einer der wenigen hohen Politiker, der öffentlich eine Wiedereinführung der Monarchie forderte. Seiner Vorstellung nach sollte alle Macht beim Kaiser liegen. (Quelle: 1, 2) Schirinowski führte seit 30 Jahren die rechtspopulistische Partei LDPR an, die bei den Wahlen 2021 die drittstärkste Partei war. Bekannt war Schirinowski vor allem für seine sexistischen, homofeindlichen und antisemitischen Aussagen. Er kam väterlicherseits aus einer jüdischen Familie, bekannte sich aber nicht zum Judentum. Er sagte, dass Juden die Welt beherrschen. Er verbreitete noch weitere Verschwörungstheorien. Zudem förderte er eine antiwestliche Stimmung. Beispielsweise forderte er den Abwurf von Atombomben über Washington. Vielleicht war er auch etwas verrückt im Kopf. Bei einer Pressekonferenz beschimpfte er eine Journalistin als „verdammte Lesbe“ und forderte seine Helfer auf, sie zu vergewaltigen. Anschliessen rief er zweimal: „Christus ist auferstanden! Wahrlich, er ist auferstanden!“ (Quelle: 1, 2, 3) Bei seiner Partei gibt es ehemalige KGB-Leute, darunter Andrei Lugowoi (Lugovoy). Dieser soll Alexander Litwinenko in London vergiftet haben. Kürzlich sagte Lugowoi: „Jeder, der versucht, seinem Heimatland, seinem Land und seinen Bürgern Schaden zuzufügen, wird alles verlieren und wie ein Hund ausserhalb der Grenzen unseres Landes sterben.“ Diese Aussage richtete sich offenbar an russische Regierungskritiker im Ausland. (Quelle)

Ein weiterer Monarchist ist Sergei Aksjonow (Aksyonov), der sich öffentlich für die Wiederbelebung der Monarchie aussprach. (Quelle: 1, 2) Seit Russland 2014 die Krim annektiert hat, ist Aksjonow Gouverneur der Halbinsel und regiert dort im Interesse der russischen Führung. Ihm wird vorgeworfen, dass er in den 90er-Jahren einer Bande der organisierten Kriminalität angehörte. (Quelle) Zudem soll er eine eigene Söldnertruppe besitzen, die Verbindungen zur berüchtigten Wagner-Gruppe hat. (Quelle)

Die Politikerin und Juristin Natalja Poklonskaja ist eine Anhängerin der Monarchie. Sie erhielt einen Adelstitel von der Grossherzogin Marija Wladimirowna, den sie später aber wieder ablegte. (Quelle: 1, 2) Natalja Poklonskaja war eines der bekanntesten Gesichter der russischen Staatspropaganda. Als sie 2022 jedoch den Überfall auf die Ukraine kritisierte, hat sich ihr Verhältnis zur Staatselite anscheinend stark verschlechtert. (Quelle)

Der Sohn von Marija Wladimirowna veranstaltete 2021 seine Hochzeit in Russland. Es war die erste Hochzeit der Kaiserfamilie in Russland seit über 100 Jahren. Viele europäische Königshäuser kamen zur Hochzeit. Zudem war der berühmte russische Philosoph Alexander Dugin bei der Hochzeit dabei. Er meinte, dass die Kaiserfamilie eine gute Gelegenheit für die russische Staatselite wäre, „Brücken zu den europäischen Konservativen zu schlagen“ (womit er recht hat). Über die Hochzeit sagte Dugin: „Es ist eine Art kaiserliche Hochzeit. Eine Erinnerung an das ewige Russland – an heilige Zaren und Patriarchen und Kirche. In einer Zeit der ‚cancel culture‘, in der man im Westen versucht, die eigene Identität – die eigene Geschichte – zu vergessen, bietet Russland einen alternativen Prozess. Wir versuchen, zu unseren Wurzeln zurückzukehren.“ (Quelle: 1, 2) Dugin ist ein prominenter Vertreter des Eurasismus und der rechtsextremen Bewegungen in Russland. Er verbreitet ein antiwestliches Weltbild. Im Jahr 2014 rief er die Russen dazu auf, die Ukrainer zu „töten, töten, töten“. Die Medien aus dem Westen haben Alexander Dugin grosse Aufmerksamkeit geschenkt und behaupten teils, dass Dugins Philosophie Personen aus der russischen Staatselite inspiriert hat.

Alexander Dugin meinte, die Monarchie sei die beste Regierungsform für Russland. Jedoch müsste die Wiederherstellung der Monarchie im Kontext einer globalen konservativen Revolution stattfinden. Er ist der Auffassung, dass die Russen zur orthodoxen Kirche und zur Klassengesellschaft (also zum Adel und zum Klerus) zurückfinden müssen. (Quelle) Dugin sagte 2021 in einem Interview, die Monarchie werde früher oder später wiederhergestellt. (Quelle)

Konstantin Malofejew

Bei der Hochzeit der Kaiserfamilie, bei der Alexander Dugin dabei war, hatte der Geschäftsmann Konstantin Malofejew (auf Englisch Malofeev) die grosse Ehre, der Trauzeuge des Hochadligen zu sein. Malofejew ist demnach ein Freund der Kaiserfamilie. Bereits als Student interessierte er sich für die Monarchie und schrieb seine Dissertation über rechtliche Möglichkeiten zur Wiederherstellung des russischen Kaisertums. Die Medien bezeichnen Malofejew als Oligarchen. (Quelle: 1, 2, 3)

Malofejew ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten der monarchistischen Bewegung in Russland. Er möchte das Kaiserreich wiederbeleben und die Ukraine soll natürlich zu diesem Reich gehören. Zudem wünscht sich Malofejew, dass die Russisch-Orthodoxe Kirche wieder eine grössere Rolle in der Gesellschaft spielt. Er und Leute aus seinem Umfeld hatten Kontakt zu Mitgliedern von rechtspopulistischen Parteien in Deutschland (AFD), Österreich (FPÖ) und Frankreich (Front/Rassemblement National). (Quelle)

Die Ukraine wirft Malofejew vor, bewaffnete prorussische Gruppen in der Ukraine zu finanzieren. (Quelle) Die New York Times schreibt, er habe über eine Stiftung Waisenhäuser in der besetzten Ukraine mitfinanziert, die mutmasslich in Kindesentführungen verwickelt sind. (Quelle) Das russische Militär hat Tausende Kinder aus der Ukraine nach Russland verschleppt. Mitte 2023 sagten russische Behörden, dass rund 700 000 Kinder nach Russland gebracht wurden. (Quelle)

Konstantin Malofejews geistlicher Berater ist Bischof Tichon, der wie bereits erwähnt als Putins Priester gilt und in den 90er-Jahren Monarchist war. Malofejew soll seine Aktivitäten mit Wladislaw Surkow koordinieren. (Quelle) Dieser war stellvertretender Ministerpräsident und Berater von Putin.

Konstantin Malofejew verkehrt mit Wladimir Jakunin (Yakunin). (Quelle) Jakunin, ein Geschäftsmann und ehemaliger KGB-Agent, war Chef der staatlichen Eisenbahn und ist Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche. 2016 gründete er eine Denkfabrik in Deutschland, höchstwahrscheinlich eine Frontorganisation der russischen Geheimdienste. Jakunin ist eng mit Präsident Putin verbunden und gehört zu Putins Genossenschaft Ozero. Dadurch kennt er Nikolai Schamalow, der mit Putins Familie verschwägert ist. (Quelle: 1, 2)

Konstantin Malofejew gründete und leitet Katehon, eine konservative, antiwestliche Denkfabrik in Russland, zu der russische Geheimdienstler gehören. Katehon veröffentlicht Artikel im Internet. Alexander Dugin schrieb Beiträge bei Katehon. Es wurde auch ein Artikel des deutschen AFD-Politikers Markus Frohnmaier veröffentlicht. (Quelle) Frohnmaier wird zum rechtsextremen Flügel der AFD gezählt und ist bekannt für seine Russlandnähe. Übrigens hat die Hochadlige Beatrix von Storch, die zur Führung der AFD gehört, Cousins, die nahe Verwandte der russischen Kaiserfamilie sind. Der Cousin Karl Emich von Leiningen beansprucht den Thron von Russland.

Die Katehon-Denkfabrik verbreitet viele Verschwörungstheorien: Die USA soll für die Covid-Pandemie verantwortlich sein, Papst Franziskus sei ein Diener von George Soros und der zionistischen (jüdischen) Weltverschwörung, die luziferische zionistische Rothschild-Verbrecherfamilie kontrolliert die westlichen Mainstream-Medien und hat den Holocaust angezettelt, Rasputin wurde vom anglo-zionistischen Imperium getötet und das Feuer in der Notre Dame war ein satanisches Ritual. (Quelle: Seite 58) Natürlich werden bei Katehon nur antiwestliche Verschwörungstheorien gefördert, also keine Theorien über die KGB-Strukturen oder die monarchistischen Netzwerke in Russland, was nicht überrascht, da Katehon von genau diesen Kreisen gesteuert wird. 

Konstantin Malofejew gründet und kontrolliert Tsargrad TV, einen konservativen russischen Fernsehsender, der die Kultur der Russisch-Orthodoxen Kirche fördern möchte. Das Hauptziel des Senders ist die Missionierung, betonte Malofejew. Er sagte, der Sender sei die russische Version von Fox News. Der Sender hat geopolitisch eine sehr antiwestliche und amerikafeindliche Haltung. Zudem fördert er Verschwörungstheorien, zum Beispiel, dass amerikanische Satanisten Kinder töten und die Flüchtlingskrise das Werk von George Soros sei. In einer Sendung sagte der Moderator: „Die Rothschilds werden die Herren des Geldes genannt. Ihre Ressource ist Geld und ihr Ziel ist die Weltherrschaft.“ (Quelle) Übrigens sind die Rothschilds mit mehreren russischen Milliardären vernetzt, auch mit solchen, die Präsident Putin nahestehen. Bei Tsargrad TV wird Russland als der grosse Gegenspieler der Weltelite dargestellt, was inzwischen ein Kernelement der russischen Propaganda ist.

Der oben erwähnte Alexander Dugin war kurze Zeit Chefredakteur von Tsargrad TV. (Quelle) Übrigens gab der bekannte US-amerikanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones bei Tsargrad TV ein Interview zusammen mit Alexander Dugin. (Quelle)

Bei Tsargrad TV kommen auch immer wieder monarchistische Stimmen zu Wort. Der Gouverneur der Region Belgorod, Jewgeni Sawtschenko, gab dem Sender ein Interview, in dem er sagte: „Was hat die Monarchie heute Schlimmes gebracht? Schweden gilt heute als die fortschrittlichste Gesellschaft, die Lenins Ideal des Aufbaus des Sozialismus oder sogar des Kommunismus am nächsten kommt. Stört der Monarch Schweden? Nein. Dies ist ein Symbol der Nation. Warum sollten wir in Russland kein solches Symbol haben? Ein Symbol für Stabilität. England hat keine Verfassung. Und die Menschen leben. Es gibt einen Monarchen. Und in Japan? (auch eine Monarchie) Das fortschrittlichste Land.“ (Quelle)

Der ehemalige griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos war zu Gast auf dem Landsitz von Konstantin Malofejew. (Quelle) Kammenos gründete und leitet eine eigene rechtspopulistische Partei in Griechenland, die bisher keinen Erfolg hatte. Kammenos ist Anhänger der Griechisch-Orthodoxen Kirche und hofft auf eine Allianz der Orthodoxen Kirchen von Russland und Griechenland.

Konstantin Malofejew ist Sponsor und Vorsitzender der „Double-Headed Eagle Society“. (Quelle) Diese Gesellschaft möchte die russische Monarchie wiederherstellen. In der Gesellschaft einigte man sich darauf, Putins Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2018 zu unterstützen. Sie sehen Putin aber nur als Übergangslösung an bis zur Einführung der Monarchie. Gegründet wurde die Gesellschaft 2016 von Leonid Reschetnikow, der ihr erster Vorsitzender war. Reschetnikow hat viel Kontakt zu Malofejew und gehört zur Führung seines Fernsehsenders sowie zu seiner Denkfabrik Katehon. Leonid Reschetnikow ist ebenfalls Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche. Zur Sowjetzeit hatte er für den KGB gearbeitet. Später stand er im Dienste des Auslandsgeheimdienstes SVR. Von 2009 bis 2017 war er Chef des „Russian Institute for Strategic Studies“ (RISS), ein Forschungszentrum mit engen Verbindungen zu den russischen Geheimdiensten. Sein Nachfolger als Chef des RISS ist Michail Fradkow, ehemaliger Ministerpräsident und Chef des Auslandsgeheimdienstes SVR. Reschetnikow und das RISS sollen sich in die US-Wahlen 2016 eingemischt haben, mit dem Ziel, die Wahlen zu Gunsten von Donald Trump zu beeinflussen. Reschetnikow soll sich auch in Bulgarien eingemischt haben und traf Kornelia Ninowa, die Vorsitzende der Sozialistischen Partei Bulgariens. Der ehemalige bulgarische Präsident Rossen Plewneliew bezeichnete Reschetnikow als „die rechte Hand von Herrn Putin auf dem Balkan“. Bulgarische Behörden sagen, dass die monarchistische Double-Headed Eagle Society den russischen Geheimdiensten bei der Spionage in Bulgarien geholfen hatte. (Quelle: 1, 2, 3, 4) Übrigens gehört die Zarenfamilie von Bulgarien zu den Freunden und nahen Verwandten der russischen Kaiserfamilie. Der nicht amtierende Zar Simeon war von 2001 bis 2005 Bulgariens Ministerpräsident.

Adlige in Russland

Mitglieder der russischen Kaiserfamilie hatten in den frühen 90er-Jahren ein gutes Verhältnis zu Anatoli Sobtschak und seiner Frau Lyudmila Narussowa aufgebaut. (Quelle) Sobtschak, der im Jahr 2000 verstarb, war Bürgermeister von Sankt Petersburg und gilt als Wladimir Putins politischer Ziehvater. (Quelle) Lyudmila Narussowa soll angeblich selbst eine Adlige sein. Nach dem Sturz der Monarchie im Jahr 1917 hatte die Mehrheit der Adligen das Land verlassen und es wurden auch viele bei der Revolution ermordet. Dennoch gibt es bis heute in Russland tausende Personen, die von Adligen abstammen. Die russische Zeitung Komsomolskaja Prawda schrieb, dass Juri Luschkow und Juri Tschaika Adlige sind. (Quelle) Tschaika (Chaika) war Justizminister und Generalstaatsanwalt von Russland. Luschkow war Oberbürgermeister von Moskau und heiratete die Milliardärin Jelena Baturina.

Während der Sowjetzeit hatten viele ihre adlige Abstammung verheimlicht, da das Sowjetregime aus einer adelsfeindlichen Bewegung hervorging, die viele Adlige ermordete, darunter Mitglieder der Kaiserfamilie. Feliks Dzierżyński, der erste Chef der sowjetischen Geheimdienste, kam jedoch aus einer polnischen Adelsfamilie (Quelle: 1, 2, 3). Er gründete und leitete die Geheimpolizei Tscheka, die Mitglieder der russischen Kaiserfamilie ermordete und sich am „Roten Terror“ beteiligte. Auch der darauffolgende Geheimdienstchef Wjatscheslaw Menschinski (Menzhinsky) stammte aus dem polnischen Adel (Quelle: 1, 2, 3, 4). Der spätere Geheimdienstchef Lawrenti Beria stammte mütterlicherseits aus der georgischen Hochadelsfamilie Jaqeli, das steht zumindest momentan im englischen und russischen Wikipedia. Beria starb 1953. Im Jahr 2004 besuchte ein Journalist Berias Heimatdorf. Die Dorfälteste erzählte ihm, dass Berias Mutter mit der Dadiani Familie von Mingrelia verwandt gewesen war, einer georgischen Hochadelsfamilie. Berias Frau kam auch aus dem Adel. Zudem wurde Beria von einer deutschen Aristokratin ausgebildet. (Quelle) Im Sowjetregime arbeitete Beria viel mit dem Geheimdienstchef Wsewolod Merkulow zusammen. Nach Angaben von Wikipedia stammte dieser mütterlicherseits ebenfalls aus dem georgischen Adel und väterlicherseits aus dem russischen Adel. Im deutschen und russischen Wikipedia steht derzeit, dass der hohe sowjetische Politiker Walerian Kuibyschew (starb 1935) aus dem Adel kam. Georgi Tschitscherin (starb 1936), der erste Aussenminister der Sowjetunion, kam definitiv aus dem russischen Adel. Die adligen Geheimdienstchefs Beria und Merkulow waren Untergebene des Diktators Josef Stalin und führten für ihn Säuberungen durch. Stalin starb im März 1953. Im Dezember desselben Jahres wurden Beria und Merkulow erschossen. Im März des darauffolgenden Jahres wurde der KGB gegründet, der aber, so viel bekannt ist, nicht von Adligen angeführt wurde. Womöglich war das Sowjetregime von einem geheimen Adelsnetzwerk unterwandert (zumindest bis zu Stalins Tod), aber vielleicht sind diese adligen Abstammungen auch nur Zufälle und haben nichts zu bedeuten. Ich habe mich bisher nicht tiefgehend genug mit den sowjetischen Eliten beschäftigt und kann dies daher noch nicht beurteilen.

Der russische Adlige Sergei Michalkow sowie seine Frau und seine beiden Brüder waren KGB-Agenten. Sergei Michalkow lebte von 1913 bis 2009. Er wurde also noch vor der Gründung der Sowjetunion 1922 geboren und erlebte deren Zerfall im Jahr 1991 mit. Zur Sowjetzeit hatte er eine Nationalhymne für den Diktator Josef Stalin geschrieben. In den 90er-Jahren schrieb er die heutige Nationalhymne der Russischen Föderation. Als Michalkow 2003 seinen 90. Geburtstag feierte, ehrte ihn Präsident Putin mit einem Besuch und einem Verdienstorden. (Quelle: 1, 2)

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