Fradkow Familie

Michail Fradkow (auf Englisch Mikhail Fradkov) war von 2004 bis 2007 Ministerpräsident von Russland und leitete anschliessend bis 2016 den Auslandsgeheimdienst SVR. Auch seine beiden Söhne gehören zur russischen Staatselite.

Juden in der russischen Elite

Michail Fradkow (*1950) kommt väterlicherseits aus einer jüdischen Familie.[1] Er war der vierte jüdischstämmige Ministerpräsident der 1991 gegründeten Russischen Föderation. Die anderen drei waren Sergei Kirijenko, Jegor Gaidar und Jewgeni Primakow (Yevgeny Primakov), die in den 90er-Jahren das Amt innehatten.[2] Jewgeni Primakow, der mütterlicherseits jüdisch war, gehörte im Jahr 1991, als die Sowjetunion aufgelöst wurde, zur Führung des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Anschliessend war er für mehrere Jahre der erste Chef des neuen Auslandsgeheimdienstes SVR. 1998 wurde er Ministerpräsident von Russland.[3][4] Der erste Ministerpräsident der Russischen Föderation war Jegor Gaidar. Seine beiden Grossmütter waren jüdisch.[5] Gaidar starb 2009. Primakow, der 2015 verstarb, hat einen gleichnamigen Enkel, der zur Staatselite gehört.[6] Sergei Kirijenko lebt noch und ist nach wie vor Teil der politischen Elite. Er hat engen Kontakt zu Putin und spielt eine wichtige Rolle bei der Verwaltung der von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine. Der Nachname seines jüdischen Vaters war Israitel, aber Sergei übernahm den Nachnamen seiner Mutter.[7] Vielleicht wollte er keinen jüdisch klingenden Namen haben.

Zwei weitere Juden, die in den 90er-Jahren in die politische Elite aufstiegen, waren die stellvertretenden Ministerpräsidenten Anatoli Tschubais (Chubais) und Boris Nemzow (Nemtsov).[2][8][9] Tschubais gehört bis 2022 zur Staatselite, aber als es dann zum Überfall auf die Ukraine kam, trat er zurück und verliess Russland. Nemzow war seit den 2000er-Jahren ein bekannter Kritiker von Präsident Putin. 2015 wurde er in Moskau erschossen.

Laut Wikipedia und anderen Internetseiten kommt der derzeitige Ministerpräsident Michail Mischustin väterlicherseits aus einer jüdischen Familie, was aber von den grossen Medienhäusern bisher nicht bestätigt wurde.

Die Juden in der russischen Staatselite bekennen sich nicht öffentlich zum Judentum. Pinchas Goldschmidt, der fast 20 Jahre Oberrabbiner von Moskau war und Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz ist, stört sich ein wenig daran und schrieb im Jahr 2015: „Ich denke, es ist an der Zeit, dass die jüdischen Finanz- und Politikeliten in Russland aufwachen und aufhören, sich hinter Masken zu verstecken, die ihre Herkunft und ihr Glaubensbekenntnis kaum verbergen.“[9] Für Verschwörungstheoretiker, die sich auf die jüdischen Eliten fokussieren, sind Kryptojuden in wichtigen Positionen ohnehin noch verdächtiger als bekennende Juden. Seit Russlands Überfall auf die Ukraine ist Pinchas Goldschmidt im Exil, da er sich beim Putin-Regime unbeliebt machte, weil er den Überfall kritisierte und den russischen Juden riet, Russland zu verlassen.

Michail Fradkow kennt Berel Lazar.[1] Dieser ist seit dem Jahr 2000 Oberrabbiner von Russland. Er hat ein gutes Verhältnis zu Putin und möchte, dass sich Russlands Juden dem Putin-Regime gegenüber loyal verhalten.

Zur Sowjetzeit wurde die gesamte russische Wirtschaft vom Staat kontrolliert. In den 90er-Jahren wurden Teile der Wirtschaft privatisiert, wodurch einzelne Unternehmer zu grossem Reichtum kamen und die ersten Milliardäre Russlands waren. Viele der russischen Milliardäre sind jüdischer Abstammung (mehr dazu).[10][11] Die meisten davon sind aber nicht religiös.[2] Michail Fradkow kennt mehrere russisch-jüdische Milliardäre.

Bereits seit den 90er-Jahren gibt es in der kommunistischen sowie auch in der rechtsnationalistischen Opposition mehrere antisemitische Politiker. Bei den Parlamentswahlen 2021 war die rechtsnationalistische LDPR die drittstärkste Partei. Die Partei wurde 30 Jahre lang von Wladimir Schirinowski (Zhirinovsky) angeführt, der 2022 verstarb. Er hatte zwar einen jüdischen Vater, aber war trotzdem Antisemit und behauptete, dass Juden die Welt beherrschen wollen. Er sagte, jüdische Kreise hätten den Zweiten Weltkrieg begonnen, den Holocaust und weitere Pogrome provoziert, die bolschewistische Revolution in Russland angezettelt und sich an Kriegen bereichert (also die üblichen Vorwürfe).[12] Die zweitstärkste Partei bei den Wahlen 2021 war die Kommunistische Partei. Diese wird seit ihrer Gründung 1993 von Gennadi Sjuganow (Zyuganov) angeführt. 1998 schrieb er in einem offenen Brief, es gäbe eine zionistische Verschwörung zur Machtergreifung in Russland und „zionistisches Kapital“ hätte Russlands Wirtschaft ruiniert. Er verglich den Zionismus mit dem Faschismus und meinte, der einzige Unterschied zwischen Hitlers Nazismus und den Zionisten sei, dass die Nazis kein Geheimnis aus ihren Weltherrschaftsplänen machten.[13][14] Der Antisemitismus in der Opposition wird dazu beitragen, dass viele der jüdischen Führer in Russland bis heute eher auf der Seite von Putins Partei „Einiges Russland“ stehen. Putin ist seit seiner Jugend mit Juden befreundet und stört sich nicht an den russisch-jüdischen Milliardären und Politikern, solange sie nicht gegen ihn opponieren.

Michail Fradkow

Michail Fradkow war von den 70er- bis zu Beginn der 90er-Jahre für das Sowjetregime im Bereich Aussenwirtschaftsbeziehungen tätig. Ab 1973 arbeitete er für zwei Jahre in der sowjetischen Botschaft in Indien. Zu Beginn der 90er-Jahre, als es zum Zerfall der Sowjetunion kam, arbeitete er im Büro von Russlands Vertreter bei der Organisation des „Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens“ (GATT) in Genf, Schweiz. Nach der Auflösung der Sowjetunion wurde Ende 1991 die Russische Föderation gegründet. Im Oktober 1992 wurde Michail Fradkow zum stellvertretenden Minister für Aussenwirtschaftsbeziehungen. Er war somit der Stellvertreter des damaligen Ministers Pjotr Awen (Petr Aven).[15][16] Pjotr Awen, ein jüdischer Geschäftsmann, ist inzwischen Milliardär. Er gehörte zur Führung der Alfa Group, eines der grössten privaten russischen Unternehmen. Die Alfa Group wurde von den russisch-jüdischen Milliardären Michail Fridman und German Chan (Khan) gegründet. Im Jahr 2004 wurde berichtet, dass Michail Fradkow enge Beziehungen zu den Eigentümern der Alfa Group unterhält.[17]

Michail Fradkow war 1997 ein Jahr lang Minister für Aussenwirtschaftsbeziehungen. Im Jahr 1999 war er Handelsminister und Vorsitzender von Ingosstrakh, eines der grössten russischen Versicherungsunternehmen. In den Jahren 2000 und 2001 war er stellvertretender Sekretär des russischen Sicherheitsrats und war somit der Stellvertreter von Sergei Iwanow. Michail Fradkow gehörte von 2004 bis 2016 zum Sicherheitsrat. Im Jahr 2001 wurde er Chef der Steuerpolizei. 2003 wurde er Sonderbeauftragter von Präsident Putin für die Beziehungen zur Europäischen Union. 2004 wurde er Ministerpräsident, was von Putin unterstützt wurde. Fradkow hatte das Amt des Ministerpräsidenten bis 2007 inne. Anschliessend war er bis 2016 Chef des Auslandsgeheimdienstes SVR. Seit 2016 ist er Vorsitzender des staatlichen Rüstungskonzerns Almaz-Antey. Er war von 2014 bis 2017 Mitglied der Militärisch-Industriellen Kommission der Russischen Föderation.[15][16]

Michail Fradkow kennt Roman Abramowitsch.[18] Dieser ist einer der bekanntesten jüdischen Milliardäre Russlands. Abramowitsch und seine Exfrau Darja Schukowa (Dasha Zhukova) sind mit einflussreichen Personen aus den europäischen und US-amerikanischen Eliten befreundet, darunter mit Adligen, Mitgliedern der Rothschild Familie und Donald Trumps Tochter Ivanka.

Übrigens: In den Wochen nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 nahm Roman Abramowitsch bei den Friedensgesprächen zwischen Russland und der Ukraine teil. Er diente als Vermittler, nicht nur wegen seiner guten Kontakte zu Putin, sondern weil er auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (ebenfalls Jude) kennt. Eine Person aus dem Umfeld von Abramowitsch sagt, dass er bei den Verhandlungen vergiftet wurde. Anscheinend war es keine lebensgefährliche Vergiftung.[19] Es war wohl eine Drohung, die ihm signalisieren sollte, sich aus dem Ukrainekrieg herauszuhalten. Abramowitsch behauptete, dass der ukrainisch-jüdische Milliardär Ihor Kolomojskyj ihn um Milliarden betrogen hatte.[20] Kolomojskyj hatte die TV-Karriere von Selenskyj gefördert, wodurch dieser in der Ukraine berühmt wurde. Später war Kolomojskyj ein Unterstützer von Selenskyjs Wahlkampf, aber inzwischen soll sich das Verhältnis der beiden stark verschlechtert haben.[21] Einer der mächtigsten Juden der Ukraine ist der Milliardär Wiktor Pintschuk (Victor Pinchuk). Er ist der Schwiegersohn des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma. Zurzeit vertritt Pintschuk die Ukraine beim Weltwirtschaftsforum (WEF) und beim Council on Foreign Relations (CFR) in den USA. Eine ganze Reihe an Juden aus der US-amerikanischen Elite sind Mitglied des CFR.

Michail Fradkow leitet seit 2017 das „Russian Institute for Strategic Studies“ (RISS), ein Forschungszentrum mit engen Verbindungen zu den russischen Geheimdiensten. Vor ihm war Leonid Reschetnikow seit 2009 Chef des RISS. Reschetnikow arbeitete ebenfalls für den SVR-Geheimdienst und zur Sowjetzeit hatte er im Dienste des KGB gestanden. Reschetnikow und das RISS sollen sich in die US-Wahlen 2016 eingemischt haben, mit dem Ziel, die Wahlen zu Gunsten von Donald Trump zu beeinflussen. 2016 gründete Reschetnikow eine monarchistische Gesellschaft, die Verbindungen zu russischen Adligen hat und vom Oligarchen Konstantin Malofejew angeführt wird, der Trauzeuge bei einer Hochzeit der russischen Kaiserfamilie war. Mehr dazu im Beitrag zu Russlands Monarchisten.

Michail Fradkow steht auf Sanktionslisten.

Pjotr Fradkow

Pjotr Fradkow (*1978), auf Englisch Petr Fradkov, ist der älteste Sohn von Michail Fradkow. Er leitet seit 2018 die staatlich kontrollierte Promsvyazbank. Er hat die Bank zu einem Finanzdienstleister von Russlands militärisch-industriellen Komplex umgebaut.[22] 2023 war sie die viertgrösste russische Bank.[23] Pjotr Fradkow hatte erst in Russland studiert. Er war anschliessend auf der Kingston Business School in England. Zu Beginn der 2000er-Jahre vertrat er in den USA die russische Vnesheconombank. Danach war er für zehn Jahre im Vorstand der Bank, unter anderem als stellvertretender Vorsitzender. Zudem war er stellvertretender Generaldirektor der Far Eastern Shipping Company (Russlands grösstes Transportunternehmen) sowie Generaldirektor von EXIAR (die staatliche Einrichtung unterstützt die russische Exportwirtschaft mit Krediten und Versicherungen).[24][25]

Mehrere Länder haben Sanktionen gegen Pjotr Fradkow verhängt.

Pawel Fradkow

Pawel Fradkow (*1981) ist der andere Sohn von Michail Fradkow. Er war auf der Suworow-Militärschule und der FSB-Akademie.[26] Letztere ist die Akademie des Inlandsgeheimdienstes FSB und bildet den Nachwuchs der russischen Geheimdienste aus. Laut der russischen Online-Zeitung Novayagazeta war Pawel Fradkow bei der FSB-Akademie im selben Studiengang wie Andrei Patruschew.[27] Dessen Vater Nikolai Patruschew ist einer der mächtigsten Männer in Russland und leitete den FSB.

Pawel Fradkow arbeitete seit 2005 im Aussenministerium, wo er für Beziehungen zu den G8-Ländern und der Europäischen Union zuständig war. Er arbeitete anschliessend bis 2012 für den FSB. Danach war er bis 2015 stellvertretender Leiter der Bundesagentur für Staatseigentumsverwaltung (Rosimushchestvo). Seit 2015 gehört er zur Präsidialverwaltung.[26] In dieser Funktion hat er regelmässig Kontakt zu Präsident Putin.

Quellen:

  1. https://www.jta.org/archive/russian-jew-named-prime-minister-brings-out-jewish-pride-and-anxiety
  2. https://www.nytimes.com/1999/03/09/world/russian-jews-turning-edgy-as-the-country-s-chaos-creates-an-ugly-mood.html
  3. https://en.wikipedia.org/wiki/Yevgeny_Primakov
  4. https://www.independent.co.uk/news/obituaries/yevgeny-primakov-wily-soviet-spy-chief-who-began-as-a-journalist-but-went-on-to-serve-as-russia-s-foreign-minister-and-prime-minister-10351074.html
  5. https://www.aei.org/articles/the-putin-anomaly/
  6. https://en.wikipedia.org/wiki/Yevgeny_Primakov_Jr.
  7. https://en.wikipedia.org/wiki/Sergey_Kiriyenko
  8. https://www.timesofisrael.com/report-ex-senior-kremlin-official-who-quit-amid-ukraine-war-gets-israeli-citizenship/
  9. https://www.tabletmag.com/sections/news/articles/buried-jewish-past-nemtsov
  10. https://www.jpost.com/jewish-world/jewish-features/at-putins-side-an-army-of-jewish-billionaires
  11. https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4587086,00.html
  12. https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1998-apr-09-mn-37645-story.html
  13. https://www.jewishvirtuallibrary.org/communist-party-leader-attacks-jews
  14. https://www.washingtonpost.com/archive/politics/1998/12/25/communist-party-chief-joins-attack-on-zionism/fc60bb53-7863-40df-a765-c4c0425a8890/
  15. https://tass.ru/encyclopedia/person/fradkov-mihail-efimovich
  16. https://en.wikipedia.org/wiki/Mikhail_Fradkov
  17. https://forward.com/news/6437/putin-appoints-russia-s-third-jewish-premier/
  18. https://www.alamy.de/russian-prime-minister-mikhail-fradkov-left-speaks-with-billionaire-roman-abramovich-before-a-session-of-russias-security-council-in-the-moscow-kremlin-wednesday-dec-20-2006-abramovich-on-wednesday-submitted-his-resignation-as-governor-of-the-remote-far-eastern-chukotka-region-an-aide-said-abramovich-was-first-elected-governor-of-chukotka-six-years-ago-and-was-appointed-by-putin-last-year-after-direct-elections-of-regional-leaders-were-abolishedap-photoitar-tasspresidential-press-service-vladimir-rodinov-image541040683.html
  19. https://www.forbes.com/sites/daviddawkins/2022/03/30/source-close-to-roman-abramovich-confirms-he-was-poisoned-while-helping-negotiate-in-ukraine/?sh=5b7f86705476
  20. https://www.cnbc.com/2014/03/05/ukraine-enlists-billionaires-to-take-on-russia.html
  21. https://www.welt.de/politik/ausland/article247260516/Selenskyjs-ehemaliger-Foerderer-Igor-Kolomojskyj-in-Untersuchungshaft.html
  22. https://www.forbes.ru/finansy-i-investicii/355933-bankir-specnaznacheniya-petr-fradkov-vozglavit-bank-dlya-gosoboronzakaza
  23. https://www.investopedia.com/articles/investing/082015/6-biggest-russian-banks.asp
  24. https://events.vedomosti.ru/speakers/fradkov-petr-6729
  25. https://en.wikipedia.org/wiki/Petr_Fradkov
  26. https://tass.ru/encyclopedia/person/fradkov-pavel-mihaylovich
  27. https://novayagazeta.ru/articles/2020/11/17/87990-naslednye-printsipy

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