Das Haus Czartoryski und die polnischen Freimaurer

Die Fürstenfamilie Czartoryski ist eine der führenden Familien des polnischen Adels. Sie ging aus der Dynastie der Gediminiden hervor, die vom litauischen Herrscher Gediminas (starb 1341) abstammt. Mehrere Familien aus dem polnischen und russischen Adel führen ihre Abstammung auf Gediminas zurück. Das Haus Czartoryski ist über Heiraten mit den hohen Familien des polnischen Adels verwandt.

Polen wurde von Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1989 von Kommunisten regiert. In dieser Zeit gab es nur wenige Adlige in der polnischen Elite. Seit dem Ende des Kommunismus findet man wieder sehr viele Adlige in der Elite, was ganz unten in diesem Beitrag erläutert wird.

Die Czartoryski Familie und die polnischen Freimaurer

Im 18. und 19. Jahrhundert hatte die Czartoryski Familie enge Verbindungen zur Freimaurerei.

Die Freimaurerei kam in den 1720er-Jahren nach Polen. Tadeusz Cegielski, der von 2000 bis 2003 Grossmeister einer polnischen Grossloge war, sagt, dass die ersten Freimaurerlogen in Polen jakobitischen Ursprungs waren. (1, 2) Graf Friedrich August Rutowski gründete 1738 eine der ersten Logen des Landes. Sein Vater August der Starke aus der sächsischen Herrscherfamilie war bis zu seinem Tod 1733 König von Polen und herrschte auch über Litauen und Sachsen. Rutowski gründete 1738 die erste Freimaurerloge in Sachsen. Vermutlich beteiligte er sich auch an der Einführung der Freimaurerei in Böhmen, dem heutigen Tschechien. (1, 2) Er heiratete in die Fürstenfamilie Lubomirski, die bis heute zu den führenden Familien des polnischen Adels gehört und Freimaurer hervorbrachte.

Im 18. Jahrhundert übernahmen Adlige eine führende Rolle in der polnischen Freimaurerei. (1) Der britische Herzog George Montagu von Manchester, Grossmeister der Freimaurer in England, erteilte 1780 ein Patent zur Gründung der polnisch-litauischen Grossloge, deren Grossmeister der polnische Graf Ignacy Potocki wurde. Potocki glaubte, dass die Freimaurerei eine Schule des bürgerlichen Denkens für die polnische Elite sein sollte, die auch Nichtadligen offen steht. Noch weitere Mitglieder der Potocki Familie waren Freimaurer. (1)

Stanisław Poniatowski (1732–1798) kam mütterlicherseits aus der Czartoryski Familie. Er gehörte zu den Liebhabern der russischen Kaiserin Katharina der Grossen. 1764 wurde er mit der Unterstützung von Katharina zum König von Polen und Grossfürsten von Litauen gewählt. Polen war damals eine Wahlmonarchie. Sein Name als König war Stanisław II. August. Er war Anhänger der Aufklärung und gab die polnische Verfassung von 1791 in Auftrag, die erste demokratische Verfassung Europas. (1, 2) Stanisław war Freimaurer und Rosenkreuzer. (1) Er erreichte den obersten Grad der Strikten Observanz. Diese Freimaurerströmung hatte den Wiederaufbau des Templerordens zum Ziel. (1, 2) Die Ursprünge der Strikten Observanz liegen vermutlich bei den jakobitischen Freimaurern.

Neben König Stanisław hatten noch weitere Freimaurer an der Verfassung mitgewirkt, darunter der oben erwähnte Graf Ignacy Potocki. Zu dieser Zeit waren in Polen etwa 30 Prozent der Abgeordneten Freimaurer. (1, 2) Viele Verfassungen wurden von Freimaurern mitentworfen.

König Stanisław hatte viele Freimaurer in seiner Familie. Einer davon war Fürst Adam Kazimierz Czartoryski (1734–1823). (1, 2, 3) Adams Frau Izabela Czartoryska kannte den französischen Philosophen Voltaire, einer der einflussreichsten Autoren der Aufklärung. Izabela traf auch Benjamin Franklin. (1, 2) Dieser gehörte zu den Gründervätern der USA. Franklin und Voltaire waren Mitglied derselben Freimaurerloge in Frankreich. (1, 2, 3)

König Stanisław musste 1795 abdanken. Er war der letzte polnische König. Polen wurde zwischen Russland, Preussen und Österreich aufgeteilt. (Teilungen Polens)

Fürst Adam Jerzy Czartoryski (1770–1861) war wie sein Vater Freimaurer. (1, 2) Zu seinen Ausbildern gehörte der Franzose Pierre Samuel du Pont de Nemours, ein Vorfahre der heutigen Milliardärsfamilie Du Pont aus den USA. Als Fürst Adam 1793 England besuchte, lernte er britische Adlige kennen und studierte die englische Verfassung. In den folgenden Jahren freundete er sich mit dem russischen Kaiser Alexander I. an und genoss sein Vertrauen. Er durfte sogar eine Affäre mit Alexanders Frau haben. Fürst Adam wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts Aussenminister des Russischen Kaiserreiches. 1814 begleitete er den Kaiser zum Wiener Kongress. (1, 2) Es waren viele Freimaurer beim Wiener Kongress dabei (mehr dazu). Auf dem Wiener Kongress wurde unter anderem beschlossen, dass Polen Teil des Russischen Kaiserreiches wird, worauf Kaiser Alexander auch König von Polen war.

Kaiser Alexander trat den Freimaurern bei, aber 1821 liess er die Freimaurerei verbieten. Das Verbot galt auch in Polen. Nach seinem Tod 1825 wurde Nikolaus I. Kaiser von Russland, der das Verbot aufrechterhielt. (1)

Im Jahr 1830 kam es zum Novemberaufstand, bei dem Polen versuchte von Russland unabhängig zu werden und den russischen Kaiser nicht mehr als König anerkannte. Adam Jerzy Czartoryski, wie gesagt Freimaurer, wurde darauf Präsident der neuen Regierung. Jedoch hatte der Aufstand der Polen keinen Erfolg. Fürst Adam musste ins Ausland flüchten, weil der Kaiser ihn zum Tode verurteilte. (1, 2) Etwa 50 Prozent der Generäle des Novemberaufstands gehörten den Freimaurern an. (Quelle: Seite 43) Polnische Freimaurer hatten bereits 1821 einen politischen Geheimbund gegründet, der sich für die Unabhängigkeit Polens einsetzte. (1) Als Reaktion auf den Aufstand liess Russland die polnische Armee auflösen. Die Rebellen und ihre Familien wurden zu Zwangsarbeit in Russland verurteilt. Dabei wurden rund 80 000 Polen nach Sibirien deportiert. (Quelle: Seite 153)

Übrigens kam es 1925 in Russland zum Dekabristenaufstand, der sich gegen Kaiser Nikolaus richtete und von Freimaurern angeführt wurde (mehr dazu im Beitrag zur Trubezkoi Familie). Nikolaus musste sich also mit zwei von Freimaurern geführten Revolutionen herumschlagen. Daher erstaunt es nicht, dass der Kaiser den Freimaurern sehr kritisch gegenüberstand.

Adam Jerzy Czartoryski starb 1861 in Frankreich im Exil. In den 1830er-Jahren hatte er in Schottland ein Treffen der „Literary Association of the Friends of Poland“ besucht. Die britische Gesellschaft wurde 1832 gegründet und wollte die polnische Unabhängigkeitsbewegung unterstützen. Ihr Gründer war der schottische Dichter Thomas Campbell. (1) Sie ist der Vorläufer der heutigen Anglo Polish Society, die derzeit Spenden für die Ukraine sammelt und auf ihrer Webseite schreibt: „Während sich die Geschichte wiederholt, sind unsere Gedanken bei den Ukrainern.“ (1)

Adam Jerzy Czartoryski war der Bruder von Maria Czartoryska (1768–1854), die also die Schwester und Tochter von Freimaurern war. Maria heiratete Ludwig von Württemberg aus dem deutschen Hochadel. Ludwig und weitere Mitglieder der Württemberg Familie waren Freimaurer. (1)

Adams Sohn Władysław Czartoryski (1828–1894) lebte auch in Frankreich. Seine erste Ehefrau war die Gräfin María Amparo Muñoz y Borbón. Deren Mutter kam aus der Königsfamilie von Sizilien und war Königin von Spanien. Die zweite Frau von Władysław Czartoryski kam väterlicherseits aus der französischen Hochadelsfamilie Orléans und mütterlicherseits aus der Hochadelsfamilie Sachsen-Coburg und Gotha.

Augustyn Czartoryski (1907–1946) und Malgorzata Czartoryska (1902–1929) heirateten auch in die sizilianische Königsfamilie.

Es gab in Polen schon früh Freimaurerlogen, die Frauen aufnahmen. Izabela Czartoryska (1736–1816) war Freimaurerin. Sie heiratete den polnischen Fürsten Stanisław Lubomirski, ebenfalls ein Freimaurer. (1, 2, 3, 4)

Teresa Czartoryska (1785–1868) heiratete den Fürsten Henryk Lubomirski, der nach Angaben der polnischen und englischen Wikipedia Freimaurer war.

Klementyna Czartoryska (1780–1852) heiratete den polnischen Fürsten Eustachy Sanguszko, der laut der polnischen Wikipedia Freimaurer war und in der Armee von Kaiser Napoleon diente. Viele polnische Freimaurer hatten sich auf die Seite Napoleons gestellt. (1) Napoleon hatte 26 Marschälle, wovon mindestens 16 Freimaurer waren. (1)

Idzizlaw Czartoryski (1859–1909) und Roman Czartoryski (1839–1887) waren erst im preussischen Abgeordnetenhaus und danach Mitglied des Deutschen Reichstags. Sie vertraten dort die polnische Minderheit.

Die polnischen Freimaurer im 20. Jahrhundert

Im Jahr 1918 wurde die Zweite Polnische Republik gegründet. Polen war nach über 100 Jahren der Fremdherrschaft wieder ein eigenständiger Staat. Freimaurer in Polen hatten diesen Prozess unterstützt und sich für die Unabhängigkeit eingesetzt. (1) Auch der vatikanverbundene Malteserorden war am Aufbau der Zweiten Republik beteiligt, auf politischer, militärischer, diplomatischer und wissenschaftlicher Ebene. (1, 2) In dieser Zeit wurden die polnischen Malteserritter von Adligen angeführt. (1) Der Grossteil der polnischen Adligen ist katholisch.

Die Zweite Republik bestand bis 1939. In der Republik wurden die Adelstitel abgeschafft und der Adel galt als entmachtet. Dennoch kamen einige der obersten Politiker aus dem Adel, allerdings nicht aus den hohen Familien des polnischen Adels.

Der erste Staatspräsident der Republik, Gabriel Narutowicz, war Freimaurer. (1, 2) Er kam aus dem Adel. Ein paar Tage nach seinem Amtsantritt wurde er bei einem Attentat ermordet. (1) Der zweite Präsident, Stanisław Wojciechowski, kam aus einer verarmten Adelsfamilie. (1) Der dritte und letzte Präsident Ignacy Mościcki, der das Amt von 1926 bis 1939 innehatte, war auch ein Adliger. (1) Er war Mitglied des Malteserordens. (1, 2)

Einer der ersten Ministerpräsidenten der Republik war Ignacy Jan Paderewski. Er war adliger Abstammung. (1, 2) Ausserdem gehörte er den Freimaurern an. (1, 2) Es gibt heute in Polen eine Freimaurerloge, die nach Paderewski benannt ist, sowie eine Loge, die den Namen des ersten Präsidenten Gabriel Narutowicz trägt. (1, 2)

Einer der mächtigsten Politiker der Republik war Józef Piłsudski. Er gilt als der Begründer des modernen Polens. Er regierte von 1926 bis 1935 diktatorisch über das Land. Väterlicherseits kam er aus einer alten litauischen Adelsfamilie und mütterlicherseits aus einer der ältesten Familien des samogitischen Adels. (1, 2) Er war Mitglied des Malteserordens. (1, 2) So viel bekannt ist, war er kein Freimaurer, aber unterstützte sie ursprünglich und glaubte, dass Polen von ihren internationalen Beziehungen profitieren könnte. Nachdem er einen autoritären Staat errichtet hatte, soll sich sein Verhältnis zu den Freimaurern verschlechtert haben. (1) Als er 1926 beim Maiputsch die Macht übernehmen konnte, wurde sein Vertrauter Kazimierz Bartel Ministerpräsident. Bartel und zwei Drittel der Minister in der neuen Regierung waren Freimaurer. (1)

Auch in den 30er-Jahren wurde Polen von Freimaurern regiert. In diesem Jahrzehnt waren sechs der acht Ministerpräsidenten Freimaurer, nämlich Bartel, Sławek, Prystor, Kozłowski, Zyndram-Kościałkowski und Składkowski. (Quelle mit der Liste der polnischen Ministerpräsidenten vergleichen) Zyndram-Kościałkowski kam aus einer Adelsfamilie. (1) Sławek kam aus dem Kleinadel und laut der polnischen Wikipedia arbeitete sein Vater in einer Zuckerfabrik des hohen Adligen Józef Potocki. (1, 2) In den 30er-Jahren wurden in Polen die Freimaurer von Politikern, Journalisten und Geistlichen angefeindet. Zu dieser Zeit war die Theorie der freimaurerisch-jüdischen Weltverschwörung weit verbreitet in Europa. Die Ministerpräsidenten Walery Sławek und Leon Kozłowski beschuldigten konkurrierende Politiker, der Freimaurerei anzugehören, und Ministerpräsident Składkowski sagte, dass „Polen von einer verschwörerischen Mafia regiert wird“. (1) Die drei waren aber wie gesagt selbst Freimaurer. Vielleicht wollten sie mit ihren Aussagen den Verdacht von sich ablenken. Der einfachste Weg, um als Politiker nicht von Verschwörungstheoretikern verdächtigt zu werden, ist selbst solche Theorien zu verbreiten.

Die Regierung liess jedoch im November 1938 die Freimaurerei verbieten. Neun Monate später marschierte Nazideutschland in Polen ein. (1) Die Naziführung bestand aus fanatischen Verschwörungstheoretikern und glaubte an eine jüdisch-freimaurerische Weltverschwörung. 1939 wurde Ostpolen von der Sowjetunion besetzt. Auch die Sowjets hatten in ihren Ländern die Freimaurerei verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit Unterstützung der Sowjets die Volksrepublik Polen gegründet, die von einer kommunistischen Partei diktatorisch regiert wurde. Die Volksrepublik galt als ein Satellitenstaat der Sowjetunion. Die Freimaurerei war in der Volksrepublik verboten. Auch der Malteserorden musste seine Aktivitäten in Polen einstellen. 1989 wurde die Volksrepublik durch eine friedliche Revolution abgeschafft und Polen demokratisiert.

Von 1939 bis 1990 gab es im Westen eine polnische Exilregierung. Viele Politiker der Exilregierung lebten in Grossbritannien und die Regierung hatte ihren Sitz in London. August Zaleski, der von 1947 bis 1972 Präsident der Exilregierung war, gehörte den Freimaurern an. (1, 2, 3) Von 1979 bis 1986 war mit Graf Edward Raczyński ein hoher Adliger Präsident der Exilregierung. Er kam mütterlicherseits aus der bereits erwähnten Grafenfamilie Potocki. Seine erste Frau war die Tochter von Arthur Markham, ein britischer Industrieller und Politiker, der zum Baronet geadelt wurde. (1, 2) Der letzte Präsident der Exilregierung, Ryszard Kaczorowski, kam auch aus dem Adel. (1) Zudem waren mehrere Ministerpräsidenten der Exilregierung Adlige, nämlich Graf Tadeusz Komorowski, Stanisław Mackiewicz und laut Wikipedia auch Alfred Urbański.

Seit den 70er-Jahren wurde in Polen die Unzufriedenheit mit dem kommunistischen Regime immer grösser. 1980 entstand die Solidarność, eine Gewerkschaft, die aus einer Streikbewegung hervorging und dem Regime kritisch gegenüberstand. Sie hatte nach ihrer Gründung bald etwa neun Millionen Mitglieder, also etwa 30 Prozent der polnischen Bevölkerung. Die Solidarność war massgeblich am Systemwechsel 1989 beteiligt, der zur Demokratisierung Polens führte. Die Solidarność kooperierte dabei mit der katholischen Kirche. Seit 1978 war mit Johannes Paul II. ein polnischer Geistlicher Papst. Er war ein wichtiger Unterstützer des Systemwechsels. (1, 2) Seit der Abschaffung der Volksrepublik dürfen Freimaurer und der Malteserorden wieder in Polen aktiv sein.

In den 80er-Jahren erhielt die Solidarność im Geheimen mindestens zehn Millionen US-Dollar von der CIA. Die CIA schickte die Gelder unter anderem über das „National Endowment for Democracy“, dem nachgesagt wurde, ein Instrument der CIA zu sein. Der damalige CIA-Chef William „Bill“ Casey arbeitete dabei mit dem Vatikan und Papst Johannes Paul II. zusammen. (1, 2) Casey war Katholik und Mitglied des Malteserordens. (123) Er machte seinen Bachelor an der Fordham University, einer Jesuitenschule in New York. (1) Die Jesuitenschulen gehören wie der Malteserorden zum Netzwerk der katholischen Kirche.

1961 wurde in Polen eine Freimaurerloge mit dem Namen Kopernik gegründet. Da die Freimaurerei damals verboten war, operierte die Loge im Geheimen. Sie war so geheim, dass selbst die Grosslogen aus dem Ausland nicht über ihre Existenz Bescheid wussten. Nur eine Loge in Frankreich, zu der polnische Exilanten gehörten und die auch den Namen Kopernik trug, wusste davon. (1, 2, 3)

Bei der Solidarność waren in den 80er-Jahren Personen aktiv, die zur Freimaurerloge Kopernik gehörten. Einer davon war Jan Jósef Lipski, der die Kopernik-Loge leitete. Lipski wurde als einer der Gründerväter des freien Polens beschrieben. Nach der Demokratisierung vertrat er die Solidarność im Senat. Er war 1987 Vorsitzender einer sozialistischen Untergrundpartei geworden. 1976 hatte er zu den Gründern des „Komitet Obrony Robotników“ (KOR) gehört. Ende der 70er-Jahre war das KOR die wichtigste demokratische Oppositionsorganisation in der Volksrepublik und hatte 1980 Einfluss auf die Gründung der Solidarność. Ein Mitgründer des KOR war Antoni Macierewicz. (1, 2, 3, 4) Macierewicz gehört heute zur Elite der rechtskonservativen PiS-Partei, der derzeit stärksten Partei Polens. Im Jahr 2007 war er Chef der militärischen Spionageabwehr. Die PiS-Partei wird von Jarosław Kaczyński angeführt. Er hatte die Partei 2001 zusammen mit seinem Zwillingsbruder Lech Kaczyński gegründet. Die Brüder hatten zur Solidarność gehört. Lech Kaczyński war von Ende 2005 bis zu seinem Tod 2010 Präsident von Polen. Er und viele weitere Mitglieder der polnischen Elite starben bei einem Flugzeugabsturz, wozu es Verschwörungstheorien gibt.

Die Mutter der Kaczyński-Brüder, Jadwiga Kaczyńska, verfasste eine Monographie über Jan Józef Lipski. (1, 2) Dieser hatte wie gesagt die Freimaurerloge Kopernik geleitet.

Lech Kaczyński liess sich als Präsident von Jan Olszewski beraten und verlieh ihm einen Orden. (1, 2) Jan Olszewski hatte viel Kontakt zu Jan Jósef Lipski und war 1962 ebenfalls der Kopernik-Loge beigetreten. Olszewski erzählte später, dass sie die Freimaurerei als Deckmantel für oppositionelle Aktivitäten genutzt hatten. Er unterstützte das KOR und übernahm eine führende Rolle bei der Solidarność. Nach dem Systemwechsel 1989 durften Freimaurer wieder in Polen aktiv werden und Olszewski gehörte zu ihrer Führung. Olszewski war einer der ersten Ministerpräsidenten im demokratischen Polen. 1995 gründete er eine rechte Partei, die er bis 2011 anführte. (1, 2, 3) Er hatte 1989 an den Gesprächen beim Runden Tisch teilgenommen. (1) Bei diesen verhandelte die herrschende kommunistische Partei mit der Solidarność und anderen Oppositionsgruppen. Noch weitere Freimaurer waren beim Runden Tisch dabei. (1)

Zur Zeit der Volksrepublik waren folgende Personen der Untergrundloge Kopernik beigetreten (1, 2):

  • Edward Lipiński. Er war einer der Hauptgründer des KOR. (1)
  • Ludwik Cohn. Er war Gründungsmitglied des KOR. (1)
  • Jan Kielanowski. Ebenfalls Mitglied des KOR. (1)
  • Aleksander Małachowski. Er gehörte zur Solidarność. Nach dem Systemwechsel war er über zehn Jahre Abgeordneter von linken Parteien. Er kam aus der Adelsfamilie Małachowski, die bereits im 19. Jahrhundert Freimaurer hervorbrachte. Er war von 1998 bis 2003 Präsident des polnischen Roten Kreuzes. (1, 2, 3) Übrigens war der Gründer des Roten Kreuzes, Henry Dunant, ein Freimaurer. (1)
  • Klemens Szaniawski. Er vertrat die Solidarność beim Runden Tisch. (1)
  • Jerzy Jasiński. Laut Wikipedia nahm er am Runden Tisch teil. (1)
  • Julian Kulski. Er war von 1939 bis 1944 Bürgermeister der Hauptstadt Warschau gewesen. In dieser Zeit war Polen von Deutschland besetzt. Kulski war aber ein Gegner der Besatzungsmacht und stand mit der polnischen Exilregierung in Kontakt. (1)

Ein weiteres Mitglied war Bronisław Wildstein. Er wurde 1986 in die französische Kopernik-Loge aufgenommen, vier Jahre bevor er der polnischen Kopernik-Loge beitrat. Er arbeitete mit dem KOR zusammen und gehörte zur Solidarność. Nach dem Systemwechsel 1989 wurde er ein bekannter Journalist. Von 2006 bis 2007 war er Vorsitzender des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders Telewizja Polska (TVP), der meistgesehene Sender Polens. Wildstein war Ende 2012 Mitgründer und Chef des rechtsgerichteten Fernsehsenders Telewizja Republika. (1, 2, 3)

1991 wurde die Grosse Nationalloge von Polen gegründet, eine Freimaurergrossloge. Zu ihrer Führung gehörten Jan Olszewski, Bronisław Wildstein und Jerzy Jasiński, die wie gesagt Mitglied der Kopernik-Loge waren. (1, 2) Übrigens erzählte Tadeusz Cegielski, der Grossmeister der Grossen Nationalloge war, dass in den 90er-Jahren ein Präsident des italienischen Autokonzerns Fiat Freimaurer war. (1) Demnach war ein Mitglied der Agnelli Familie, die Fiat kontrolliert, oder einer ihrer hohen Manager Freimaurer. Der 1967 verstorbene Fiat-Präsident Vittorio Valletta gehörte den Freimaurern an. (Quelle: Seite 75)

1997 wurde der Grossorient von Polen gegründet, der aus polnischen Logen hervorging, die dem Grossorient von Frankreich unterstellt waren. Er nimmt im Gegensatz zur Nationalloge auch Atheisten und Frauen auf und gehört zur liberalen Freimaurerei. Er hat Verbindungen zum Memphis-Misraïm-Ritus. (1) Von 2001 bis 2004 war Zbigniew Gertych Grossmeister des polnischen Grossorients. Gertych war in den 80er-Jahren Politiker in der kommunistischen Volksrepublik gewesen, von 1985 bis 1987 als stellvertretender Ministerpräsident. Danach vertrat er die Volksrepublik als Botschafter in Grossbritannien. Er war Vizepräsident der Polnisch-Britischen Freundschaftsgesellschaft. In London hatte er Kontakt zu den dortigen Rotariern. (1, 2)

2015 gab es in Polen etwa 500 Freimaurer. (1) Also viel weniger als in anderen Ländern. Leider ist nicht bekannt, wie eng die heutigen Verbindungen zwischen Freimaurern und dem polnischen Adel sind. Die Freimaurerei hat einen schlechten Ruf in Polen, was namhafte Mitglieder davon abhalten wird, sich öffentlich als Freimaurer erkennen zu geben.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts war B’nai B’rith in Polen präsent, eine jüdische Organisation, die Ähnlichkeiten mit der Freimaurerei hat. Das Freimaurerverbot von 1938 führte auch zur Auflösung von B’nai B’rith. 2007 kam es mit der Unterstützung des Präsidenten Lech Kaczyński zu einer Neueröffnung einer Loge von B’nai B’rith. Lech Kaczyński war ein zuverlässiger Freund der jüdischen Gemeinde. (1, 2) B’nai B’rith wurde 1843 in New York von jüdischen Freimaurern gegründet. (1)

Seit 1992 ist auch der vatikanverbundene Malteserorden wieder in Polen aktiv. Viele der dortigen Malteserritter kommen aus dem Adel und der Orden ist ein Zentrum der polnischen Adelselite. (1, 2) Seit 1992 hatten die polnischen Malteser fünf Präsidenten, von denen drei aus Grafenfamilien kamen. (1) Seit dem Systemwechsel 1989 ist die katholische Kirche wieder zu grossem Einfluss gekommen. Polen ist eines der katholischsten Länder der Welt. Die PiS-Partei, die derzeit stärkste Partei, setzt sich sehr für die Werte und Traditionen der katholischen Kirche ein und hat Adlige in ihren Reihen. Daher könnte man vermuten, dass der Malteserorden die PiS-Partei bevorzugt. Lech Kaczyński und weitere PiS-Politiker trafen Personen aus der Führung des Malteserordens.

Einige Politiker der PiS-Partei besuchten Treffen des Opus Dei, eine katholische Organisation. (1, 2) Der polnische Papst Johannes Paul II. hatte den Opus Dei-Gründer Josemaría Escrivá heiliggesprochen.

Die Czartoryski Familie im 20. Jahrhundert

Paweł Czartoryski (1924–1999) unterstützte in den 80er-Jahren die Opposition in der Volksrepublik und beriet die Solidarność. 1989 nahm er bei den Gesprächen am Runden Tisch teil. (1, 2)

Witold Czartoryski (1864–1945) war im Oberhaus von Österreich und Senator der Zweiten Polnischen Republik. (1, 2)

Olgierd Czartoryski (1888–1977) heiratete Erzherzogin Mechthildis aus der österreichischen Kaiserfamilie Habsburg. Als es zum Zweiten Weltkrieg kam, zog das Paar nach Brasilien. Nach Angaben von Wikipedia hatten sie dort Kontakt zur brasilianischen Kaiserfamilie. (1) Auf Initiative von Olgierd Czartoryski wurde der Malteserorden von Rio de Janeiro gegründet. (1) Olgierd war Gesandter des Malteserordens für Brasilien und sein Botschafter in Bolivien, Paraguay und Nicaragua. Noch weitere polnische Adlige waren Botschafter des Ordens in südamerikanischen Ländern. (1, 2) Ende der 30er-Jahre war Olgierd Präsident des Malteserordens in Polen gewesen. (1) Die Czartoryski Familie ist katholisch, so wie die meisten polnischen Adelsfamilien. Die Familie brachte einen Primas, Bischöfe, ein Dutzend Priester und zwei Selige hervor. (1)

Die Czartoryski Familie besass seit 1843 einen Stadtpalais in Paris, den sie 1975 an die französischen Rothschilds verkaufte, die ihn wiederum 2007 an die katarische Königsfamilie verkauften. (1) Im 19. Jahrhundert schrieb eine Fürstin aus der Czartoryski Familie Briefe an Betty von Rothschild. (1)

Die Czartoryski Familie in den letzten 30 Jahren

2016 verkaufte die Czartoryski Familie ihre Kunstsammlung, deren Wert bei über zwei Milliarden US-Dollar lag, für 100 Millionen Euro an den polnischen Staat. (1, 2)

Jerzy Czartoryski (starb 2019) war Mitglied des Malteserordens. (1) Nach seinem Tod drückte der polnische Präsident Andrzej Duda in einer Erklärung der Familie sein Beileid aus. (1)

Stanisław Czartoryski (1939–2021) kam mütterlicherseits aus der polnischen Grafenfamilie Zamoyski. Er studierte in den 60er-Jahren in England an der London School of Economics. In den 80er-Jahren war er Aktivist der Solidarność. Nach dem Systemwechsel war er für sechs Jahre in der polnischen Botschaft in den Niederlanden tätig. Von 1996 bis 2001 war er Polens Botschafter in Norwegen und war in dieser Funktion auch Botschafter in Island. (1, 2, 3) Seine Tochter Anna Czartoryska-Niemczycka (*1984) ist Schauspielerin und Sängerin. Annas Schwiegervater ist der Unternehmer und Multimillionär Zbigniew Niemczycki, der zu den reichsten Polen gehört. (1) Anna lernte ihren Mann 2011 auf einem Ball zum 10. Hochzeitstag von Dominika Kulczyk und Jan Lubomirski-Lanckoroński kennen. (1) Die Unternehmerin Dominika Kulczyk ist Milliardärin und gilt als die reichste Frau in Polen. Fürst Jan Lubomirski-Lanckoroński kommt aus der polnischen Hochadelsfamilie Lubomirski. Er ist ein Verwandter der Czartoryski Familie und gehörte zum Vorstand der Czartoryski-Stiftung. (1) Die polnischen Adligen sind gut miteinander vernetzt. Jan Lubomirski-Lanckoroński sagte, dass sie mit Adelsfamilien aus Polen und ganz Europa zusammenarbeiten. (1)

Adam Czartoryski (*1940) gilt als das Oberhaupt der Dynastie. Er wurde in Spanien geboren. Er ist ein Cousin ersten Grades des spanischen Königs Juan Carlos. 1989 kam er nach Polen. Er erhielt 1991 vom polnischen Präsidenten einen Orden. (1) Seine Tochter Tamara behauptete, dass ihr Vater 2017 während einer Stiftungsversammlung sagte: „Ich hasse Polen und die Polen und ich habe schon genug für diese Nation getan.“ Seine Frau soll daraufhin geantwortet haben, dass man den Polen nicht trauen kann. (1) Seine Exfrau Nora Picciotto soll eine Verwandte der jüdischen Bankiersfamilie Picciotto sein, die ein Milliardenvermögen und die Schweizer Privatbank UBP besitzt. Laut Geni.com haben Noras Vater Fernand Picciotto (1914–1996) und der Bankengründer Edgar de Picciotto denselben Urgrossvater, nämlich Illel di Elia de Picciotto (starb 1884).

Nora Picciotto heiratete nach ihrer Ehe mit Adam Czartoryski den niederländischen Adligen Steven-Carel Bentinck. Dieser kommt mütterlicherseits aus dem adligen Zweig der Thyssen Familie, die im 20. Jahrhundert eine der mächtigsten Industriellenfamilien Deutschlands war. Stevens Vater Baron Adolph Bentinck van Schoonheten vertrat die Niederlande als Botschafter in Frankreich, Grossbritannien, Island und der Schweiz. Adolph war stellvertretender Chef der NATO. Stevens Schwester Henriette Bentinck heiratete den britischen Markgrafen Spencer Compton. (1, 2) Der Markgraf ist Freimaurer. Er war von 2001 bis 2009 Pro-Grossmeister der Grossloge von England. Ein Pro-Grossmeister wird ernannt, wenn der Grossmeister aus der Königsfamilie kommt. Der Pro-Grossmeister übernimmt die Rolle des Grossmeisters, wenn dieser aufgrund seiner königlichen Pflichten nicht zur Verfügung steht. Spencer Compton war somit der Stellvertreter des Prinzen Edward von Kent, der immer noch der Grossmeister der Freimaurer in England ist. (1)

Jadwiga Czartoryska (*1953) studierte in Frankreich. Nach dem Systemwechsel organisierte sie 1991 das Büro der Französisch-Polnischen Handelskammer. Später arbeitete sie für den Industriekonzern Saint-Gobain, eines der grössten französischen Unternehmen. Sie war von 2000 bis 2006 Direktorin des Polnischen Instituts in Paris. Von 2008 bis 2015 war sie Präsidentin der Orange Foundation. Diese Stiftung ist mit dem Telekommunikationskonzern Orange verbunden, der zu den grössten französischen Unternehmen gehört. Jadwiga Czartoryska beriet den Vorsitzenden der polnischen Tochterfirma des Orange-Konzerns. (1, 2) Sie erhielt 2012 einen französischen Verdienstorden. (1) Der polnische Präsident Bronisław Komorowski verlieh ihr 2011 das Goldene Verdienstkreuz. (1) Komorowski ist ein Adliger, was weiter unten erläutert wird.

Der Historiker Adam Zamoyski (*1949) kommt mütterlicherseits aus der Czartoryski Familie. Väterlicherseits kommt er aus einer polnischen Grafenfamilie. Er lebt in England und studierte an der elitären Oxford Universität. Sein Vater hatte den britischen Premierminister Winston Churchill (Freimaurer) kennengelernt. 1967 besuchte Adam Zamoyski Polen zum ersten Mal. Ab da besuchte er Polen jährlich. (1) Er ist Mitglied des Malteserordens und gründete die erste gemeinnützige Einrichtung des Ordens in Polen. Er ist Fellow der Society of Antiquaries, der Royal Society of Arts und der Royal Society of Literature. (1) Diese Gesellschaften in England haben traditionell britische Adlige in ihren Reihen.

Konstanty Radziwiłł (*1958) kommt mütterlicherseits aus der Czartoryski Familie. Er war im kommunistischen Polen aufgewachsen. In den 80er-Jahren war er bei der NZS aktiv, einer Studentenvereinigung, die dem Regime kritisch gegenüberstand. Konstanty Radziwiłł beteiligte sich dabei an Untergrundaktivitäten. Seit dem Systemwechsel machte er eine Karriere als Arzt und stieg in die politische Elite auf. Er war von 2001 bis 2010 Präsident der polnischen Ärztekammer. Seit 2007 ist er Experte der Weltgesundheits-organisation (WHO). Er beteiligte sich an Aktivitäten zahlreicher internationaler medizinischer Organisationen. Von 2010 bis 2012 war er Präsident des Ständigen Ausschusses europäischer Ärzte. Er war in mehreren Aufsichtsräten von Unternehmen in den Bereichen Finanzen, Versicherungen und Gesundheitswesen. Er ist Mitglied der PiS-Partei und war von 2015 bis 2018 Gesundheitsminister in der PiS-Regierung. 2015 wurde er mit über 100 000 Stimmen in den Senat gewählt, dem er bis 2019 angehörte. Er erhielt mehrere Verdienstorden des polnischen Staates. Seit 2023 ist er Polens Botschafter in Litauen. Zuvor war er seit 2019 Woiwode (Gouverneur) der Woiwodschaft Masowien. (1, 2, 3, 4) Polen besteht aus 16 Woiwodschaften, die vergleichbar mit den Bundesländern in Deutschland oder den Bundesstaaten in den USA sind. Bereits seit dem 14. Jahrhundert ist Polen in Woiwodschaften aufgeteilt. Ihre Oberhäupter, die Woiwoden, kamen früher aus dem Adel.

Konstanty Radziwiłł kommt väterlicherseits aus der polnischen Fürstenfamilie Radziwiłł. In dieser Familie gab es früher (oder immer noch) Freimaurer. (1) Der US-Präsident John F. Kennedy kannte Mitglieder der Radziwiłł Familie. Seine Frau Jacqueline war die Schwester von Caroline Lee Bouvier, die in die Radziwiłł Familie heiratete.

Konstanty ist der Bruder von Maciej Radziwiłł (*1961), der mütterlicherseits also auch zur Czartoryski Familie gehört. Zur Zeit der Volksrepublik betätigte sich Maciej ebenfalls in der demokratischen Opposition. Er gehörte zum KOR und war mit der Solidarność verbunden. In den 90er-Jahren studierte er in den USA an der University of Illinois. Er arbeitete anschliessend bei den Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS, unter anderem als Vizepräsident der polnischen Tochterfirma von Credit Suisse First Boston. Er galt als einer der führenden Aktienanalysten auf dem polnischen Markt. 2002 leitete er ein polnisches Energieunternehmen und wurde Präsident und Mehrheitsaktionär eines Bauunternehmens. Er war noch in vielen weiteren Aufsichtsräten von Unternehmen in Polen. Zudem war er im Vorstand der Stiftung der Czartoryski Familie. Präsident Lech Kaczyński verlieh ihm 2008 einen Orden. (1, 2, 3)

Dominik Radziwiłł (*1964) ist ein Cousin von Konstanty und Maciej. Er arbeitete bei ausländischen Grossbanken und leitete polnische Unternehmen. Von 2009 bis 2012 war er stellvertretender Finanzminister in der Regierung von Donald Tusk und anschliessend stellvertretender Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfonds. (1, 2, 3)

In der deutschen Wikipedia steht momentan, dass der Politiker Arkadiusz Czartoryski (*1966) aus der Fürstenfamilie Czartoryski kommt. Er sagte aber: „Meine Familie hat wenig mit den Czartoryski-Fürsten gemein. Sie stammt von Czart ab, einem Ritter, der im 14. Jahrhundert von Fürst Janusz in Masowien angesiedelt wurde.“ (1) Demnach ist er kein Nachkomme von Gediminas und kommt also aus einer anderen Adelsfamilie, die denselben Namen wie die Fürstenfamilie trägt. Er ist seit 2005 Abgeordneter im polnischen Parlament und war Bürgermeister der Stadt Ostrołęka. Er ist Mitglied der PiS-Partei. 2022 wurde er Staatssekretär im Ministerium für Sport und Tourismus. Er erhielt einen Orden vom ungarischen Präsidenten. (1, 2)

Adlige Politiker in Polen

Neben Radziwiłł und Czartoryski sind noch weitere Adelsfamilien in der polnischen Politik vertreten. Seit der Abschaffung des kommunistischen Staates gibt es wieder viele Adlige in der Politik. Die meisten davon gehören zum niederen Adel, aber einige kommen auch aus hohen Familien des polnischen Adels.

Bronisław Komorowski, der von 2010 bis 2015 Staatspräsident von Polen war, kommt aus einer alten Grafenfamilie, gehört also zum höheren Adel. Die adlige Familientradition ist ihm wichtig und er redet gerne über seine grossen Vorfahren. Er und der PiS-Chef Jarosław Kaczyński haben einen gemeinsamen Vorfahren. Bronisław ist ein entfernter Cousin der belgischen Königin Mathilde, die mütterlicherseits aus der Komorowski Familie kommt. Der Königspalast wollte sich nicht dazu äussern, ob Mathilde Kontakt zum polnischen Politiker hat, da dies „ihre Privatsache“ sei. (1, 2) In seiner Zeit als Präsident war Komorowski Mitglied der PO-Partei, die derzeit die Regierung stellt und von Donald Tusk angeführt wird. Bronisław Komorowski hatte in der Volksrepublik zur Solidarność und zum KOR gehört. (1, 2) Ein bemerkenswertes Mitglied der Komorowski Familie war Graf Tadeusz Komorowski. Dieser hatte im Zweiten Weltkrieg den Warschauer Aufstand angeführt, der sich gegen die deutschen Besatzer richtete, aber keinen Erfolg hatte. Nach dem Krieg war er Ministerpräsident der Exilregierung.

Nach der Abschaffung des Kommunismus war Tadeusz Mazowiecki der erste Ministerpräsident im demokratischen Polen. Er kam väterlicherseits sowie auch mütterlicherseits aus dem Adel. (1, 2) Er hatte die Solidarność seit ihrer Gründung beraten und nahm an den Gesprächen beim Runden Tisch teil. Er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Papst Johannes Paul II., der wie gesagt Pole war. (1, 2)

Der Genealoge Marek Jerzy Minakowski, der einen Verdienstorden erhielt, sagt, dass viele Politiker in der Zeit nach dem Fall des Kommunismus familiäre Verbindungen zum Adel hatten, unter anderem die Ministerpräsidentin Hanna Suchocka (die auch Polens Botschafterin beim Heiligen Stuhl und beim Malteserorden war). In den letzten 20 Jahren gab es im polnischen Parlament Adlige, die sich stolz zu ihrer adligen Abstammung bekennen. Minakowksi sagte: „Ich habe den Eindruck, dass die Politiker in den ersten Amtszeiten des Sejm nicht laut über ihre (adlige) Herkunft gesprochen haben. Jetzt schämen sie sich nicht mehr dafür“. (1) Vermutlich waren sie zuerst nicht sicher, wie das Volk reagiert, wenn wieder Adlige in der Regierung dabei sind, aber die Polen scheinen sich nicht daran zu stören. Laut der Genealogieseite von Minakowski kommen der PiS-Chef Jarosław Kaczyński und sein verstorbener Bruder, der wie bereits erwähnt Präsident von Polen war, aus einer niederen Adelsfamilie, was auch so in der polnischen Wikipedia steht. Die Boulevardzeitung Fakt, eine der auflagenstärksten Zeitungen des Landes, schreibt in einem Artikel auch, dass der Vater der Kaczyński-Brüder aus dem Adel stammte.

Nach dem Systemwechsel 1989 war Włodzimierz Puzyna in den ersten drei Wahlperioden Abgeordneter im Parlament. Er hatte sich bei der Solidarność engagiert. Als Mitglied der Fürstenfamilie Puzyna gehört er zum polnischen Hochadel. Er war oder ist noch immer Frankreichs Honorarkonsul in der polnischen Grossstadt Stettin. (1, 2)

Einer der ersten Kulturminister nach dem Systemwechsel war Marek Rostworowski. Er kannte Fürst Adam Czartoryski (das Familienoberhaupt) bereits seit den 60er-Jahren. (1) Rostworowski kam aus einer Adelsfamilie. (1) Er war langjähriger Kurator des Czartoryski-Museums. Er engagierte sich in polnisch-jüdischen Beziehungen. In den 80er-Jahren war er Aktivist der Solidarność gewesen. (1)

Wie oben bereits erwähnt wurde, war der Adlige Aleksander Małachowski, der zur Freimaurerloge Kopernik gehörte, nach dem Systemwechsel Abgeordneter von linken Parteien.

Wie bereits erwähnt wurde, ist die Czartoryski Familie mit der Grafenfamilie Zamoyski verschwägert. Graf Jan Tomasz Zamoyski, der 2002 verstarb, war in den 90er-Jahren Chef einer nationalkonservativen Partei und über ein Jahr lang Mitglied des Senats. Zur Zeit der Volksrepublik war er Vertreter der Schweizer Fluggesellschaft Swissair in Polen gewesen. In der Anfangszeit der Volksrepublik hatte er einige Jahre im Gefängnis gesessen, weil die Kommunisten ihn für einen „imperialistischen Agenten“ hielten. Sein Sohn Marcin Zamoyski war von 1992 bis 1994 Woiwode der Woiwodschaft Zamość und von 2002 bis 2014 Bürgermeister der Stadt Zamość. (1, 2, 3)

Andrzej Wielowieyski kommt aus dem Adel. (1, 2, 3) Von 1989 bis 2005 war er Senator und Abgeordneter. Später war er im EU-Parlament. Er war Organisator der Solidarność gewesen und hatte eine sehr wichtige Rolle bei den Vorbereitungen zu den Gesprächen am Runden Tisch gespielt. (1, 2, 3)

Jacek Saryusz-Wolski kommt aus dem Adel. (1, 2) Er war von 2004 bis 2024 Mitglied des EU-Parlaments. Bis 2007 war er Vizepräsident des EU-Parlaments. Ausserdem war er von 2006 bis 2017 stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Volkspartei, der stärksten Fraktion im EU-Parlament. Er hatte zur Solidarność gehört. (1, 2) Bis 2019 war er Mitglied der Bürgerplattform (PO), der Partei von Donald Tusk. Inzwischen ist Saryusz-Wolski Politiker der PiS-Partei. (1)

Die Fürstin Róża Thun und Hohenstein war von 2009 bis 2024 Mitglied des EU-Parlaments. Ihre Eltern sind beide Adlige. Ihre Mutter kam aus einer Grafenfamilie. Ihr Vater Jacek Woźniakowski war im Jahr 1990 Bürgermeister von Krakau gewesen, einer der grössten Städte Polens. Róża heiratete einen Fürsten aus der alten österreichischen Adelsfamilie Thun und Hohenstein. Bis 2021 gehörte Róża zur PO-Partei und ist nun Mitglied der Partei Polska 2050. Zur Zeit der Volksrepublik war Róża Mitglied der Solidarność und des KOR gewesen. (1, 2, 3)

Der ehemalige PiS-Politiker Marcin Libicki kommt aus einer Adelsfamilie. Er war Abgeordneter im polnischen und europäischen Parlament. Sein Sohn Jan Filip Libicki gehört seit vielen Jahren zum polnischen Parlament und war bei den Parteien PiS und PO. (1, 2) Marcin Libicki ist Ritter des Malteserordens. Zu den polnischen Maltesern gehören noch weitere Politiker sowie der führende Banker Jan Rościszewski. (1) Nach Angaben der polnischen Wikipedia war Marcins Bruder Jacek der Vater von Dominik Libicki, der in Vorständen von grossen polnischen Unternehmen sass. Dominik Libicki war unter anderem Vorstandsmitglied bei Kulczyk Investments und Polenergia. Dadurch kennt er die Milliardäre Sebastian und Dominika Kulczyk. Wie bereits erwähnt wurde, heiratete Dominika Kulczyk in die polnische Hochadelsfamilie Lubomirski.

Marcin Libicki ist Ehrenmitglied des Konservativen-Monarchistischen Clubs. (1) Mitglieder der hohen Adelsfamilien Radziwiłł und Potocki gehörten oder gehören noch immer zum Club. (1) Hier ein paar Auszüge aus dem Manifest des Clubs, die mit DeepL.com übersetzt wurden: „Wir sind Monarchisten, weil die Monarchie das politische Modell der europäischen Tradition ist. (…) Wir sind Monarchisten in dem Sinne, dass wir die königlichen Ideen als das komplette Gegenteil der uns umgebenden demoliberalen Welt betrachten. Gegen den promiskuitiven „Demos“ und seine demokratischen Orgien – basierend auf dem Glauben, dass „alle Souveränität vom Volk ausgeht“ – errichten wir das traditionalistische Prinzip, dass „alle Herrschaft von Gott kommt“. Unser Monarchismus sollte daher als Ausdruck einer radikalen Opposition gegen eine Demokratie verstanden werden, die gedankenlos mit Religion, Staat, Tradition und Eigentum spielt. (…) Wir sind antidemokratisch. Wir verstehen die Demokratie als eine der Leitideen der Revolution, die die natürliche Ordnung der Dinge über den Ursprung der Macht von Gott negierte und stattdessen eine irrationale Theorie über den immanenten Ursprung der Macht von den Regierten selbst einführte. Wir sind Antidemokraten, weil wir nicht glauben, dass es möglich ist, den Staat in einer Situation ständiger Machtkämpfe zwischen den Parteien, chronischer Kabinettskrisen, Parteienstreitigkeiten, ständiger Skandale, Korruption und des Drucks verschiedener in- und ausländischer Lobbys wirksam zu regieren. Der demokratische Staat erscheint uns wie ein Bauernhof ohne Wirt, in den jeder eintreten und zerstören oder wegnehmen kann, was er will. Die 16 Jahre Demokratie in Polen sowie die sieben Jahre vor dem Krieg und die mehreren hundert Jahre in der Zeit vor der Teilung sind ein ausreichender Beweis dafür, dass dies kein gutes System für die Republik und vielleicht sogar für jedes Land ist, das zu unserem Zivilisationskreis gehört. (…) Drittens sind wir Antisozialisten, weil wir sehen, dass die Idee der „Souveränität des Volkes“ zu einem Anwachsen der Anspruchshaltung des Pöbels führt, die von Demagogen angeheizt wird. Die Massen, die an ihre vermeintliche Souveränität glauben, behandeln die Demokratie als ein Instrument zur Umverteilung des Eigentums zu ihren Gunsten. Wir verurteilen eine solche Mentalität.“ Der Club steht zudem der EU und der Modernisierung der katholischen Kirche sehr kritisch gegenüber. (1) Der berüchtigte Politiker Janusz Korwin-Mikke war oder ist noch immer Mitglied des Clubs. (1) Bekanntheit erlangte Korwin-Mikke vor allem für seine frauenfeindlichen und antisemitischen Aussagen und weil er im EU-Parlament den Hitlergruss machte. (1) Er kritisierte die Freimaurer des französischen und polnischen Grossorients, weil diese Freimaurerströmung eine Nähe zum Kommunismus hat. (1)

Der PiS-Politiker Marek Suski interressiert sich sehr für seine adligen Vorfahren. (1) Der langjährige Abgeordnete kannte die einflussreichen Kaczyński-Brüder bereits vor der Gründung der PiS-Partei im Jahr 2001. Er wurde 2021 Vorsitzender des Programmrats des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. (1)

Der PiS-Politiker Jacek Bogucki kommt aus dem Adel. Er ist seit 2005 Abgeordneter im polnischen Parlament. In den letzten drei Jahrzehnten gab es noch weitere adlige Abgeordnete und Senatoren. In Polen gibt es Gemeinden, in denen Nachkommen des örtlichen Adels fast die Hälfte der Ratsherren ausmachen. Ein polnischer Adelsforscher erklärte, dass die Wähler der Adligen glauben, dass die Adligen sich von der Ehre leiten lassen, weniger anfällig für Korruption sind und das Gemeinwohl besser verstehen. (1, 2)

Ein bekannter polnischer Adliger, der in den USA lebte, war der 2017 verstorbene Zbigniew Brzeziński. Er wurde in Polen als Sohn eines Diplomaten aus dem Kleinadel geboren. Zbigniew emigrierte in die USA, wo er ein einflussreicher Politikberater wurde. Er war Nationaler Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter und galt als eine Autorität in der US-Aussenpolitik. Zusammen mit David Rockefeller gründete er die Trilaterale Kommission, eine internationale Denkfabrik, die einen schlechten Ruf bei Verschwörungstheoretikern hat. Sein Sohn Mark Brzezinski wurde 2022 US-Botschafter in Polen. Die Frau von Zbigniew war mit Edvard Beneš (starb 1948) verwandt, der Präsident der Tschechoslowakei war. (1, 2, 3) Edvard Beneš und weitere hohe Politiker der Tschechoslowakei gehörten den Freimaurern an. Die Propaganda von Nazideutschland behauptete, dass die Tschechoslowakei ein Freimaurerstaat sei. (1, 2, 3) Zbigniew Brzeziński kannte den polnischen Präsidenten Lech Kaczyński persönlich. (1) Eine Urgrossmutter von Kaczyński trug den Familiennamen Dunin-Brzeziński. (1) Womöglich war sie also mit der Familie von Zbigniew Brzeziński verwandt.

Ende der 80er-Jahre und Anfang der 90er-Jahre wurden die Sowjetunion, Jugoslawien und weitere kommunistische Staaten in der östlichen Hälfte Europas abgeschafft. Seither gibt es in den dortigen Ländern ein Comeback des Adels, was die wenigsten wissen. Auch in Russland versuchen Adlige, sich wieder in der Elite zu etablieren (mehr dazu). In Bulgarien wurde 2001 sogar der nicht amtierende Zar Simeon zum Ministerpräsidenten gewählt.

Anna Radziwiłł, die 2009 verstarb und zum ersten Senat im demokratischen Polen gehörte, kam aus der Hochadelsfamilie Radziwiłł, die wie bereits erwähnt noch weitere Familienmitglieder hat, die in den letzten 20 Jahren in die Politik gingen. Anna Radziwiłł war stellvertretende Bildungsministerin. Sie hatte die Solidarność beim Runden Tisch vertreten. (1, 2, 3) Ihr Vater Krzysztof Radziwiłł wurde der „rote Fürst“ genannt, weil er im Gegensatz zu den anderen hohen Adligen ein gutes Verhältnis zum kommunistischen Regime hatte und sogar einen Sitz im Parlament der Volksrepublik einnehmen durfte. Er kam mütterlicherseits aus den Adelsfamilien Potocki und Lubomirski. (1) Wie bereits erwähnt wurde, gehörten die Familien Radziwiłł, Potocki und Lubomirski im 18. und 19. Jahrhundert zur Freimaurerelite in Polen.

Adlige waren in der Volksrepublik Polen verpönt und ihre Besitztümer wurden enteignet, da der Adel traditionell zu den Feindbildern der Kommunisten gehört. Dennoch gelang es mit Wojciech Jaruzelski einem Adligen an die Spitze der Volksrepublik aufzusteigen. Wojciech Jaruzelski war der letzte Präsident der Volksrepublik. Er wurde 1923 in eine Familie aus dem Landadel geboren. Er besuchte ein exklusives katholisches Internat und wurde in einem konservativen, adligen Umfeld sozialisiert. (1, 2, 3) Er nahm an Schulgruppen der ONR teil, einer rechtsextremen, antikommunistischen Gruppe. (1) Ein paar Jahre später startete die Sowjetunion eine Invasion in Polen. Jaruzelski und seine Familie sowie etwa eine Million Polen wurden von den Sowjets nach Sibirien deportiert, wo sein Vater starb. Wojciech Jaruzelski musste in Kasachstan Zwangsarbeit verrichten. Er hätte also guten Grund gehabt, einen Groll gegen die Sowjets und den Kommunismus zu hegen. Dennoch trat er in die Dienste der Sowjetunion und kämpfte an ihrer Seite im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg beteiligte er sich unter sowjetischer Führung an der Niederschlagung der polnischen Widerstandsbewegung. Er war Informant der kommunistischen Geheimpolizei. 1960 wurde er oberster Offizier der polnischen Streitkräfte und 1968 Verteidigungsminister. In den 80er-Jahren war er der wohl mächtigste Politiker Polens und war Ministerpräsident, Chef der herrschenden Partei und am Ende noch Staatspräsident. (1, 2, 3) Er war der erste kommunistische Herrscher im Ostblock, der bereit war, einen Teil der Macht abzugeben. So konnte der Systemwechsel auf friedlichem Weg stattfinden. (1) Nach dem Systemwechsel durfte er weiterhin in Polen leben, obwohl er in den Augen vieler ein Diktator gewesen war. 1996 wurde er vom Parlament rehabilitiert. Sein Aufstieg in der Armee der Volksrepublik hatte wie gesagt in den 50er-Jahren begonnen. Zu dieser Zeit wurde das Militär von Konstantin Rokossowski geleitet. Der sowjetische Diktator Josef Stalin hatte Rokossowski als Oberbefehlshaber und Verteidigungsminister von Polen eingesetzt. (1) Rokossowski war 1896 in Polen geboren, das damals unter der Herrschaft des Russischen Kaiserreich stand. Sein Vater kam aus einer verarmten polnischen Adelsfamilie und seine Mutter aus dem russischen Kleinadel. Im Ersten Weltkrieg diente Rokossowski in der Armee des Russischen Kaiserreiches, wo er Unteroffizier war. Nach der Russischen Revolution trat er in die Rote Armee ein, also in die Armee der kommunistischen Bolschewiki. Er änderte zu dieser Zeit seinen Nachnamen, vielleicht um seine adlige Abstammung zu verschleiern, da die russischen Kommunisten eine adelsfeindliche Bewegung waren. Sein entfernter Verwandter Baron Pjotr Wrangel war Oberbefehlshaber der antikommunistischen Weissen Armee, die den Bürgerkrieg gegen die Rote Armee führte. Konstantin Rokossowski wurde Kommandeur in der Roten Armee. 1937 kam er jedoch ins Gefängnis, weil die Sowjets ihm vorwarfen, für den polnischen Geheimdienst zu spionieren, der zu dieser Zeit unter der Kontrolle einer antisowjetischen Regierung stand. Rokossowski wurde freigesprochen und 1940 freigelassen. Anschliessend wurde er einer der herausragendsten Befehlshaber der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg. 1944 zeichnete ihn Stalin mit dem Titel des Helden der Sowjetunion aus und ernannte ihn zum Marschall der Sowjetunion. Damit gehörte Rokossowski zur militärischen Elite der Sowjets. Nach dem Krieg verwaltete er das polnische Militär im Interesse Stalins. Bis 1956 war er Verteidigungsminister von Polen und war auch stellvertretender Ministerpräsident. Danach kehrte er nach Russland zurück, wo er stellvertretender Verteidigungsminister der Sowjetunion sowie Generalinspekteur der Sowjetarmee wurde. Er starb 1968 in Moskau. (1, 2, 3) Übrigens kamen die ersten beiden Chefs der sowjetischen Geheimdienste, Feliks Dzierżyński und Wjatscheslaw Menschinski, auch aus polnischen Adelsfamilien. Wladimir Lenin, der Gründer der Sowjetunion, heiratete in eine polnische Adelsfamilie. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es erstaunlich viele Adlige in der sowjetischen Elite, worüber ich irgendwann einen Beitrag schreiben werde.

Zur Liste der mächtigsten Familien der Welt

Ich geh aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor.

Klicke hier, wenn du mich unterstützen möchtest. Falls du aus dem Hochadel kommst und dir meine Beiträge gefallen, würde ich mich sehr geehrt fühlen, wenn du mich unterstützen willst.