Die Thomson Familie gilt als die reichste Familie Kanadas. Sie besitzt einen britischen Adelstitel. Die Familie kontrolliert Reuters, eine der grössten und wichtigsten Nachrichtenagenturen der Welt. Die Agentur versorgt Journalisten und Medien mit den neusten Nachrichten, die von 2500 Reuters-Journalisten auf der ganzen Welt zusammengetragen werden. Diese Journalisten schreiben meist nicht selbst für Zeitungen, sondern liefern lediglich die Nachrichten an die Reuters-Agentur, die dann von dort an die Medien weitergeleitet werden. Da jeden Tag Hunderte bis Tausende neue Nachrichten die Agentur erreichen, werden dort die wichtigsten News herausgesucht und den Medien bereitgestellt, damit diese nicht täglich alle neuen Meldungen durcharbeiten müssen. Dadurch stammt ein Grossteil der weltweiten Nachrichten von grossen Agenturen wie Reuters.
Reuter Familie
Der Deutsche Paul Reuter (1816–1899) gründete 1851 in London die Reuters-Agentur. Er wurde 1871 vom deutschen Herzog und Freimaurer Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha zum Freiherrn geadelt. Herzog Ernst war ein Schwager der britischen Queen Victoria. 1857 erhielt Paul Reuter die britische Staatsbürgerschaft. Queen Victoria gab ihm die Erlaubnis, seinen deutschen Freiherrentitel in Grossbritannien als erblichen Titel eines Barons zu verwenden. Paul Reuter wurde in eine jüdische Familie geboren und konvertierte zum protestantischen Christentum. Er heiratete in die deutsche Bankiersfamilie Magnus. Sie waren ebenfalls Juden, die zum Protestantismus konvertierten. Die Magnus Familie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in den deutschen Adel aufgenommen. Paul Reuters Schwager Victor Karl von Magnus gehörte zu den Gründern der Deutschen Bank, die bis heute die grösste Bank Deutschlands ist.↗ ↗ ↗
Bevor Paul Reuter die Agentur gründete, hatte er für den französisch-jüdischen Publizisten Charles-Louis Havas gearbeitet. Dieser gründete 1835 den Vorläufer der heutigen Agence France-Presse, die somit die älteste Presseagentur der Welt ist und die erste internationale Nachrichtenagentur war. Sie gehört heute wie Reuters zu den weltweit grössten Nachrichtenagenturen. Auch der deutsch-jüdische Journalist Bernhard Wolff arbeitete für Charles-Louis Havas. Wolff gründete die erste deutsche Nachrichtenagentur.↗ ↗ ↗ ↗
Paul Reuter hatte Kontakt zur Rothschild Familie, die Kunde seiner Agentur war und über seine Telegrafen verschlüsselte Nachrichten versendete und empfing. So konnten sich die Rothschilds mit ihren Agenten aus verschiedenen Ländern austauschen.↗
Die Reuters-Agentur wurde ein unverzichtbarer Teil im Kommunikationsnetz des britischen Empire.↗
Paul Reuter war Mitgründer der Imperial Bank of Persia. Sie war die erste Grossbank im Iran, wo bis dahin aufgrund der Religion Kredite vergeben mit Zinsen verboten war und es somit noch keine Finanzindustrie gab. Die Imperial Bank of Persia kontrollierte von ihrer Gründung 1889 bis 1930 die iranische Finanzindustrie und fungierte als Zentralbank. Ihr Hauptsitz lag in Grossbritannien. 1952 gab die Bank den iranischen Markt auf und wurde 1959 Teil der britischen Grossbank HSBC. Die Imperial Bank of Persia wurde (zumindest anfangs) von den Familien Sassoon und Keswick kontrolliert.↗ ↗ ↗ ↗ Sassoon und Keswick waren Teil der britischen Kolonialelite.
Pauls Tochter Clementine de Reuter heiratete in erster Ehe einen schwedischen Grafen. Ihr zweiter Ehemann war der Brite Sir Herbert Chermside, der Gouverneur des australischen Bundesstaates Queensland war.↗ Er vertrat somit die britische Monarchie im Bundesstaat Queensland. Der Monarch ist bis heute das Staatsoberhaupt von Australien.
Pauls Sohn Baron Herbert de Reuter (1852–1915) gehörte zur Führung der Reuters-Agentur. Er heiratete eine Tochter des britischen Politikers Robert Campbell, der in Australien geboren wurde.↗ Er kam aus einem Familienzweig des schottischen Campbell Clans. Zu diesem Zweig gehörten Politiker und Geschäftsleute in Australien und Neuseeland.↗ ↗
Herberts Tochter Olga de Reuter heiratete in die Adelsfamilie Douglas von Tilquhillie. Diese ist ein Zweig des schottischen Douglas Clans. Olgas Mann war mütterlicherseits ein Urenkel des Clan-Chefs des Forbes Clans.↗ ↗
Zum Zeitpunkt von Herberts Tod war der schottische Politiker Mark F. Napier1 Vorsitzender der Reuters-Agentur. Zum damaligen Vorstand gehörte auch der Schotte John Buchan2, der spätere Generalgouverneur von Kanada. Der schottische Adlige Lord Glenconner sorgte dafür, dass die Reuters-Agentur einen grossen Kredit von der schottischen Union Bank erhielt. Lord Glenconner war Vorsitzender der Bank.(Seite 157, 159)
1. Nach Angaben von Wikipedia war Mark Napier Freimaurer. Sein Vater war der zehnte Lord Napier, also der Clan-Chef des schottischen Napier Clans.↗
2. John Buchan arbeitete für das Intelligence Corps, den militärischen Geheimdienst. Im Ersten Weltkrieg leistete er Propagandaarbeit und bekam einen hohen Posten im Informationsministerium, das für Propaganda zuständig war.↗ ↗
Nach dem Tod von Herbert de Reuter war seine Familie kein bedeutender Anteilseigner der Reuters-Agentur mehr. Ab da wurde das Unternehmen von anderen Briten kontrolliert. Mit Baronin Marguerite de Reuter (1912–2009) verstarb das letzte Mitglied der Reuter Familie.↗ 2008 wurde die Reuters-Agentur von der Thomson Corporation gekauft. Das kanadische Unternehmen gehörte der Thomson Familie und war einer der grössten Informationsanbieter der Welt. Durch den Zusammenschluss der beiden Unternehmen entstand die heutige Thomson Reuters Corporation. Seither steht die Reuters-Agentur unter der Kontrolle der Thomson Familie.
Thomson Familie
Die Thomson Familie gilt als die reichste Familie Kanadas. Ihr Vermögen wird auf 87 Milliarden US-Dollar geschätzt.↗ Die Holding der Familie ist die Woodbridge Company. 2024 hielt die Holding mehr als 65 Prozent der Anteile an Thomson Reuters.↗
Die Woodbridge Company besitzt seit 2015 die Zeitung The Globe and Mail.↗ Die Thomson Familie war bereits seit 1980 an der Zeitung beteiligt.↗ Die Zeitung wird bis heute von der Familie kontrolliert.↗ The Globe and Mail ist eine der wichtigsten Zeitungen Kanadas.↗ Die Thomson Familie war von 2005 bis 2010 grösster Anteilseigner von CTVglobemedia mit einem Anteil von 40 Prozent.↗ ↗ CTVglobemedia war einer der wichtigsten Medienkonzerne Kanadas und besass unter anderem CTV, einen der meistgesehenen Fernsehsender des Landes.
Der Kanadier Roy Thomson (1894–1976) war der Begründer der Unternehmerfamilie. 1931 gründete er seinen ersten Radiosender und 1934 erwarb er seine erste Zeitung. Zu dieser Zeit war er Mitglied einer kanadischen Freimaurerloge. In den 50er-Jahren emigrierte er nach Grossbritannien, wo er sich vor allem in der schottischen Hauptstadt Edinburgh aufhielt und Kontakt zu reichen Schotten hatte. Seine Mutter war Engländerin. Seine Vorfahren waren Schotten, die im 18. Jahrhundert nach Kanada emigriert waren. Seine kanadische Frau war ebenfalls schottischer Abstammung. Roy Thomson besass Medien in Schottland. Er baute ein Medienimperium auf, das 148 Zeitungen und 138 Zeitschriften sowie Radio-, Fernseh- und Verlagsunternehmen umfasste. Er besass Medien in Afrika und Asien sowie etwa 50 Zeitungen in den USA. Er sagte: „Ich bin im Geschäft, um Geld zu verdienen, und ich kaufe mehr Zeitungen, um mehr Geld zu verdienen, um mehr Zeitungen zu kaufen.“ 1964 erhielt er von der britischen Queen den erblichen Titel eines Barons. Er kaufte 1967 The Times, eine der wichtigsten britischen Zeitungen.↗ ↗ ↗ ↗ ↗ ↗ Zuvor befand sich die Zeitung im Besitz der Astor Familie, einer reichen Familie aus den USA, die in den britischen Adel aufgenommen wurde. 1981 verkaufte die Thomson Familie die Times an Rupert Murdoch, der die Zeitung bis heute kontrolliert. Rupert Murdoch, ein schottischstämmiger US-Amerikaner, ist heute der wohl mächtigste Medienunternehmer der Welt. Er hat sehr enge Verbindungen zur britischen Elite.
Roy Thomson investierte in die Erdölindustrie. Sein Freund J. Paul Getty überredete ihn zu einer Investition in Nordseeöl.↗ Getty, ein Ölmagnat, galt eine Zeit lang als der reichste Mann der USA. Genau wie Thomson emigrierte er nach Grossbritannien und verkehrte mit der dortigen Elite.
Roy Thomson war Mitglied der Pilgrims Society.↗ (Wird in der Quelle Lord Thomson of Fleet genannt) Das diskrete Elitennetzwerk fördert seit über 100 Jahren britisch-amerikanische Beziehungen. Zur Gesellschaft gehören Leute aus den Eliten Grossbritanniens und der USA. Der britische Monarch stellt den Patron der Pilgrims Society.
Roys Sohn Baron Kenneth Thomson (1923–2006) führte das Medienunternehmen weiter und gründete 1989 daraus die Thomson Corporation. Wie bereits erwähnt wurde, fusionierte diese 2008 mit Reuters zum heutigen Thomson Reuters-Konzern.
Kenneth Thomson galt in seinem letzten Lebensjahr als der neuntreichste der Welt.↗ Er war wie sein Vater Mitglied der Pilgrims Society.↗
Kenneths Sohn Baron David Thomson (*1957) ist derzeit Vorsitzender von Thomson Reuters. Er studierte an der britischen Eliteuniversität Cambridge.↗ Er arbeitete zehn Jahre für die Hudson’s Bay Company, die früher von der Thomson Familie kontrolliert wurde.↗ 1979 hatte die Familie 75 Prozent des Unternehmens erworben. Sie verkaufte 1997 ihre letzten verbliebenen Anteile.↗ Die Hudson’s Bay Company ist im Einzelhandel aktiv. Mit dem Gründungsjahr 1670 ist sie das älteste kanadische Grossunternehmen. Sie erhielt bei ihrer Gründung eine Royal Charter der britischen Königsfamilie. Das Unternehmen hatte bis ins späte 20. Jahrhundert sehr enge Verbindungen zur britischen Elite. Übrigens ist der britische Monarch bis heute das Staatsoberhaupt von Kanada.
David Thomsons Ehefrau Laurie Ludwick war zuvor mit Eric Stevenson verheiratet, der aus der kanadischen Milliardärsfamilie Molson kommt.↗ Die Molson Familie ist schon seit 200 Jahren Teil der kanadischen Elite.
Die Thomson Familie hatte viele Jahre engen Kontakt zu John Tory, der Präsident ihrer Familienholding und stellvertretender Vorsitzender ihres Unternehmens war. John Torys gleichnamiger Sohn war von 2014 bis 2023 Bürgermeister der kanadischen Grossstadt Toronto.↗
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