Schoigu Familie

Sergei Schoigu (*1955) ist seit 2012 Russlands Minister für Verteidigung. In dieser Funktion ist er massgeblich am Ukrainekrieg beteiligt und steht daher auf Sanktionslisten. Als Verteidigungsminister beaufsichtigt er nicht nur das Militär, sondern auch noch den Militärgeheimdienst GRU.[1] Der GRU ist auch im Ausland aktiv, wo er für Auftragsmorde, Hackerangriffe, Sabotage und Desinformationskampagnen verantwortlich gemacht wird.[2]

Sergei Schoigu ist neben dem Ukrainekrieg auch für die Intervention der russischen Armee im syrischen Bürgerkrieg zuständig. Laut Medienberichten ist er ein enger Vertrauter und Freund von Präsident Wladimir Putin. Er war bereits ein Vertrauter von Boris Jelzin, der in den 90er-Jahren Präsident von Russland war. Bevor Putin 1999 an die Macht kam, galt Schoigu als potenzieller Nachfolger Jelzins. Als 1991 die Sowjetunion zerfiel und die heutige Russische Föderation gegründet wurde, war Boris Jelzin ihr erster Präsident. Sergei Schoigu war von 1991 bis 2012 Minister für Notsituationen. Im Jahr 2000 war er eine Zeit lang stellvertretender Ministerpräsident. Anschliessend leitete er im Auftrag von Putin für ein paar Jahre die Partei „Einiges Russland“, die bis heute Russlands stärkste Partei ist.[1][3][4]

Laut Kreml-Insidern wurde die Entscheidung zum Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 von einem kleinen Kreis von Personen beschlossen. Zu diesem Kreis sollen neben Putin auch Sergei Schoigu, Nikolai Patruschew und Waleri Gerassimow gehören.[5]

Sergei Schoigu ist im russischen Sicherheitsrat, zu dem auch Putin, Nikolai Patruschew, Sergei Iwanow, Sergei Naryschkin und Alexander Bortnikow gehören, die früher alle für den sowjetischen Geheimdienst KGB gearbeitet hatten.

Sergei Schoigu soll enge Verbindungen zu Patriot haben, ein privates Militär- und Sicherheitsunternehmen, dessen Söldner in der Ukraine und Syrien aktiv sind. Ein russischer Fernsehsender, der dem russischen Regime kritisch gegenübersteht, behauptete, dass Patriot in die Ermordung von drei russischen Journalisten verwickelt ist.[6]

Sergei Schoigu ist als russischer Verteidigungsminister Vorsitzender des Rates der Verteidigungsminister der „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS), auf Englisch „Commonwealth of Independent States“ (CIS). Die Mitgliedsstaaten dieser Organisation hatten früher zur Sowjetunion gehört.

2012 erhielt Sergei Schoigu die höchste Auszeichnung des Malteserordens. Zur Verleihung kam Matthew Festing, der damalige Grossmeister des Malteserordens.[7] Der Malteserorden ist ein alter, internationaler Ritterorden mit engen Verbindungen zum Vatikan. Viele katholische Adelsfamilien sind Mitglied des Ordens.

Weitere bemerkenswerte Familienmitglieder

Die Mutter von Sergei Schoigu war eine Russin. Sein Vater gehörte zur Volksgruppe der Tuwiner. Russland ist ein Vielvölkerstaat, in dem über 100 Ethnien leben. Viele Tuwiner leben in Tuwa, eine Republik der Russischen Föderation.

Sergeis Vater Kuzhuget Schoigu (1921–2010) war zur Sowjetzeit einer der obersten Politiker der Republik Tuwa gewesen, die damals zur Sowjetunion gehörte.[8]

Sergeis Schwester Larisa Schoigu (1953–2021) war von 2007 bis 2021 Abgeordnete der Staatsduma (Unterhaus des russischen Parlaments). Sie war wie ihr Bruder Politikerin der Partei „Einiges Russland“.[9]

Sergeis Tochter Julia Schoigu (*1977) heiratete Alexey Sacharow (Zakharov), einen der obersten Staatsanwälte Russlands.[10][11]

Sergeis Tochter Ksenia Schoigu (*1991) machte ein Praktikum bei der St. Petersburg Bank. Seit 2013 arbeitete sie bei der Gazprombank, der derzeit drittgrössten russischen Bank. Ksenia Schoigu wurde 2018 Beraterin des stellvertretenden Vorsitzenden der Bank. Zudem verwaltete sie einen Fonds des Milliardärs Wladimir Jewtuschenkow (Yevtushenkov).[12]

Ailana Kuzhuget (*1961) ist eine Cousine von Sergei Schoigu.[13] Sie sagte in einem Interview, sie habe einen prächtigen Stammbaum. Stolz ist sie vor allem auf ihren Urgrossvater Iwan Nikolajewitsch Lwow (Ivan Nikolaevich Lvov), der aus einer verarmten russischen Adelsfamilie kam.[14] Iwan, der 1925 verstarb, war Militärführer bei der Russisch-Kaiserlichen Armee. Dem Namen nach war er vielleicht mit dem Fürsten Georgi Lwow verwandt.

Anmerkung zu Fürst Georgi Lwow:

1917 wurde bei der Februarrevolution die russische Kaiserfamilie entmachtet und die Monarchie abgeschafft. Anschliessend war Fürst Lwow der erste Ministerpräsident der provisorischen Regierung. Seine Familie entstammte der hochadligen Blutlinie der Rurikiden, die auf den Fürsten Rurik aus dem 9. Jahrhundert zurückgeht, den Urvater des russischen Hochadels. Der Nachfolger von Fürst Lwow als Chef der provisorischen Regierung war Alexander Kerenski.

Alexander Kerenski und weitere Mitglieder der provisorischen Regierung waren Freimaurer.[15] Er gehörte zur Führung des Grossorients der Völker Russlands, eine irreguläre Freimaurerloge, die von 1912 bis 1917 bestand. Vor 1912 war sie an die französische Freimaurerei angeschlossen. Zu dieser Zeit stand der Grossteil der russischen Freimaurer unter dem Einfluss der Freimaurer aus Frankreich. Jekaterina Kuskowa, die zu diesem Freimaurernetzwerk gehörte, schrieb vierzig Jahre später im Exil einen Brief an einen anderen Freimaurer, in dem stand: „Wir hatten unsere Leute überall. Solche Organisationen wie die Gesellschaft für freie Wirtschaft und die Gesellschaft für Technologie wurden von innen von ihnen durchdrungen. Bisher wurden die Geheimnisse dieser Organisation nicht gelüftet, obwohl es sich um eine riesige Organisation handelte. Als die Februarrevolution ausbrach, war ganz Russland von einem dichten Netzwerk von Freimaurerlogen bedeckt. Viele ihrer Mitglieder sind jetzt hier, in der Emigration, aber sie alle schweigen. Sie werden schweigen, bis alle Menschen, die in Russland leben und an den Freimaurerlogen teilgenommen haben, verstorben sind.“ Einer der führenden Freimaurer in diesem Netzwerk war ein Herzog aus der russischen Hochadelsfamilie Obolenski.[16][17] Diese gehört ebenfalls zur Dynastie der Rurikiden. Ein Mitglied der Familie, Ivan Obolensky (1925–2019), der in den USA lebte und dort einflussreichen Logen angehörte, war von 1996 bis 2014 Hauptrepräsentant der russischen Grossloge (Quelle ist nicht mehr abrufbar). Ivan Obolensky kam mütterlicherseits aus der Astor Familie, einer der führenden Familien der angloamerikanischen Elite. Ivans Vater hatte in erster Ehe eine Tochter des russischen Kaisers Alexander II. geheiratet.

Einige Monate nach der Februarrevolution kam es zur Oktoberrevolution, bei der die Bolschewiki an die Macht kamen. Sie lösten die provisorische Regierung auf und errichteten eine kommunistische Diktatur. Fürst Lwow, Alexander Kerenski und Herzog Obolenski gingen nach Paris ins Exil. Ich vermute, dass sie dort Kontakt zu den französischen Freimaurern hatten, welche die Gründung von Kerenskis Grossloge initiiert hatten.

Durch die Oktoberrevolution kam der Bolschewiki-Führer Wladimir Lenin an die Macht, der als der Begründer der Sowjetunion gilt. Übrigens waren die Väter von Kerenski und Lenin befreundet und als Lenins Vater starb, wurde Kerenski Vater Vormund der Lenin Familie.[18] Nach der Machtübernahme der Bolschewiki wurde in Russland die Freimaurerei verboten. Erst seit Abschaffung der Sowjetunion 1991 dürfen in Russland wieder Freimaurerlogen aktiv sein. Die wichtigste heutige Grossloge von Russland wird von den meisten Grosslogen aus dem Westen anerkannt und wurde von französischen Freimaurern gegründet.[16] Frankreich gilt als die Hochburg und der Gründungsort eines Freimaurernetzwerkes, das in den letzten 250 Jahren an vielen Revolutionen und politischen Umwälzungen beteiligt war. Dieses Netzwerk wird manchmal mit der kontinentalen Freimaurerei gleichgesetzt, aber ich würde eher von einem geheimen Netzwerk innerhalb der kontinentalen Freimaurerei sprechen. Die kontinentale Freimaurerei ist unabhängig von den britischen Freimaurern (die global einflussreichste Strömung der Freimaurerei). Die Freimaurerei wurde von schottischen Adligen ins Leben gerufen. Später entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts die kontinentale Freimaurerei durch schottische Adlige, die Jakobiten waren und Grossbritannien deshalb verlassen mussten, worauf sie freimaurerische Netzwerke auf dem europäischen Festland aufbauten. Die Freimaurer unter den Jakobiten sahen den Thronprätendenten aus dem Haus Stuart, der in Frankreich und Italien im Exil lebte, nicht nur als rechtmässigen König von Grossbritannien an, sondern vermutlich auch als das rechtmässige Oberhaupt der Freimaurer. Adlige Jakobiten gründeten zu dieser Zeit die erste Grossloge von Frankreich und führten zudem die Freimaurerei in Russland ein.

Quellen:

  1. https://www.france24.com/en/europe/20220304-shoigu-and-gerasimov-masters-of-putin-s-wars
  2. https://www.nzz.ch/international/russlands-geheimdienst-gru-sabotage-gift-und-umsturzplaene-ld.1422839
  3. https://en.wikipedia.org/wiki/Sergei_Shoigu
  4. https://www.themoscowtimes.com/2015/05/21/shoigu-at-60-the-man-who-would-be-russias-king-a46771
  5. https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-04-20/putin-s-war-in-ukraine-has-russian-elites-fearing-global-isolation
  6. https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-Schoigu-sendet-eigene-Soeldner-an-die-Front-article23810789.html
  7. https://ria.ru/20120705/692720936.html
  8. https://en.wikipedia.org/wiki/Kuzhuget_Shoigu
  9. https://en.wikipedia.org/wiki/Larisa_Shoigu
  10. https://dzen.ru/a/ZO75l8bJOkHrCGK3
  11. https://www.newsru.com/russia/10oct2013/zakharov.html
  12. https://www.forbes.ru/biznes/425143-dochernie-kompanii-kak-zanimaetsya-biznesom-kseniya-shoygu
  13. https://www.krsk.kp.ru/daily/27132/4221111/
  14. http://www.centerasia.ru/issue/1998/5/4894-aylana-kuzhuget-u-menya-shikarnaya.html
  15. https://web.archive.org/web/20170327090221/http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/freimaurer-februar-1917-kerenskis-stunde-1460995-p2.html
  16. https://freemasonry.bcy.ca/texts/russia/go_russia.html
  17. https://en.wikipedia.org/wiki/Grand_Orient_of_Russia%27s_Peoples
  18. https://www.zeit.de/1951/34/der-mann-der-stets-versagte

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Anmerkung: Ich geh aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor.