Die Rafsanjani (Rafsandschāni) Familie ist eine der einflussreichsten Familien der politischen Elite im Iran. Von 1980 bis 2010 war sie womöglich die mächtigste Familie des Landes. In den letzten 10 Jahren machte sie sich aber bei der fundamentalistischen Regierung unbeliebt.
1979 kam es im Iran zur Islamischen Revolution, bei der die Kaiserfamilie gestürzt und die Monarchie abgeschafft wurde. Seither sind religiöse Fundamentalisten im Iran an der Macht. Akbar Hashemi Rafsanjani (1934-2017) hatte sich an der Revolution beteiligt und war ein Schüler des Revolutionsführers Ruhollah Chomeini gewesen. Chomeini gilt als der Gründer der Islamischen Republik Iran.
Bereits in den ersten Jahren nach der Revolution war Akbar Hashemi Rafsanjani einer der mächtigsten Politiker im Land. Von 1989 bis 1997 war er Staatspräsident des Irans. Seit seiner Amtsübernahme trug er den Titel des Ajatollah, der höchste religiöse Titel im zwölferschiitischen Islam. Rafsanjani besetzte noch weitere hohe Positionen im iranischen Staat:
- Er war von 1989 bis 2017 Vorsitzender des Schlichtungsrats.
- Er war von 2007 bis 2011 Vorsitzender des Expertenrats.
- Er war von 1980 bis 1989 Sprecher des iranischen Parlaments.
- Er war von 1981 bis 2009 Teherans Freitagsgebets-Imam.
- Er war auch Innenminister und Oberbefehlshaber des iranischen Militärs. Er gründete zudem die Islamische Azad-Universität, die grösste private Hochschule im Iran.
Akbar Hashemi Rafsanjani galt als der Bankier des Revolutionsführers Ruhollah Chomeini.[1] Emad Rafsanjani, ein Enkel von Akbar, heiratete später eine Urenkelin von Chomeini.[2] Akbar überzeugte Chomeini, den iranisch-irakischen Krieg zu beenden. Als Präsident öffnete Akbar den isolierten Iran ein wenig und nahm das iranische Atomprogramm wieder auf. Im Gegensatz zu vielen anderen hohen iranischen Politikern befürwortete er eine freie Marktwirtschaft und Privatisierung. Nach der Revolution war er ein einflussreicher Unternehmer geworden. In seiner Zeit als Präsident privatisierte er Teile der iranischen Wirtschaft, wovon seine Familie und ihre Verbündeten profitierten. Sein Bruder leitete die grösste Kupfermine des Landes und sein Sohn sowie ein Neffe besetzten Schlüsselpositionen im iranischen Erdölministerium. Medienberichte aus dem Zeitraum 2003 sagen, die Rafsanjani Familie kontrolliere über Stiftungen und Tarnfirmen mehrere iranische Unternehmen.[3] Das Vermögen von Akbar Hashemi Rafsanjani wurde auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt und er besass ein Monopol auf die Industrie für Pistazien im Iran.[4] Der Iran ist einer der weltweit grössten Produzenten von Pistazien.
Akbar Hashemi Rafsanjani fädelte den umstrittenen Tauschhandel ein, der Teil der Iran-Contra-Affäre war.[1] Er soll in Auftragsmorde und Terroranschläge im Ausland eingeweiht gewesen sein. Deutschlands oberstes Strafgericht sah Rafsanjani als den Drahtzieher des Mykonos-Attentats 1992 in Deutschland. Argentinische Ermittler beschuldigten Rafsanjani, an den Planungen für den Anschlag von 1994 auf das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires beteiligt gewesen zu sein, bei dem 87 Menschen getötet wurden. Die CIA behauptete schon seit den 80er Jahren, dass Rafsanjani mit Terroranschlägen verbunden ist. [4][5] Die iranische Elite ist der vermutlich wichtigste Unterstützer der libanesischen Partei Hisbollah, die auch als Terrororganisation aktiv ist.
Akbars Bruder ist Mohammad Hashemi Rafsanjani (*1942). Dieser gehörte zum Schlichtungsrat und leitete zehn Jahre lang den staatlichen Rundfunk des Irans.[6] Im Iran werden die gesamten Medien vom Staat kontrolliert. Derzeit belegt der Iran Platz 178 von 180 auf der Rangliste der Pressefreiheit.
In den letzten 15 Jahren machte sich Akbar Hashemi Rafsanjani beim fundamentalistischen Regime unbeliebt, weil er und seine Familie Reformen befürworten. Akbar starb 2017. Seine Kinder sagten, sie glauben, ihr Vater sei ermordet worden, weil das iranische Regime ihn loswerden wollte[7]. Akbar war einer der mächtigsten Gegner des ultrakonservativen Regimes.
Akbar Hashemi Rafsanjani war Vater von fünf Kindern, die politisch und wirtschaftlich aktiv sind:
- Mohsen Hashemi Rafsanjani: Er war oder ist noch immer hochrangiger Manager bei der staatlichen Bahn des Irans. Von 2017 bis 2021 war er Vorsitzender des Stadtrats der iranischen Hauptstadt Teheran.
- Mehdi Hashemi Rafsanjani: Er studierte an der Oxford Universität in England[8]. Er war jahrelang beim iranischen Ölministerium beschäftigt und leitete ein staatliches Unternehmen[9]. Der Iran hat die viertgrössten Ölreserven und die zweitgrössten Gasreserven der Welt. Mehdi Hashemi Rafsanjani war auch im Vorstand der National Iranian Gas Company, die für Gaspipeline- und LNG-Projekte im Iran zuständig ist[10]. Mehdi soll Bestechungsgelder vom norwegischen Ölkonzern Statoil und vom französischen Ölkonzern Total erhalten haben, damit diese Zugang zu iranischen Ölreserven erhielten. Seit 2009 lebt Mehdi in Grossbritannien im Exil, weil das iranische Regime ihn ins Gefängnis stecken wollte.[11][12] Die iranische fundamentalistische Nachrichtenseite Rajanews behauptet, dass Mehdi engen geschäftlichen Kontakt zu Saif Gaddafi unterhält, dem Sohn des ehemaligen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi.[13] In diesem Artikel von Rajanews wird auch erwähnt, dass Saif Gaddafi mit einflussreichen Juden (darunter Nat Rothschild) und Hochadligen vernetzt ist, was tatsächlich stimmt und von britischen Medien bestätigt wurde.
- Faezeh Haschemi Rafsanjani: Sie ist eine bekannte Frauenrechtlerin im Iran und wurde wegen ihrer Aktivitäten mehrfach verhaftet, zuletzt bei den jüngsten Protesten.
- Fatemeh Hashemi Rafsanjani: Sie ist Politikerin der „Moderation and Development Party“, eine gemässigte Partei.
- Yasser Hashemi Rafsanjani: Er studierte in Belgien und leitete oder leitet noch immer ein grosses Export-Import-Unternehmen.
Quellen:
- https://www.dw.com/de/fr%C3%BCherer-iranischer-pr%C3%A4sident-akbar-haschemi-rafsandschani-ist-tot/a-37050881
- https://tehranbureau.com/the-rafsanjani-children-part-1-mohsen-hashemi/
- https://www.forbes.com/global/2003/0721/024.html?sh=2d9ca4974108
- https://www.spiegel.de/politik/ausland/akbar-hashemi-rafsanjani-irans-reformer-verlieren-ihren-mentor-a-1129198.html
- https://www.washingtoninstitute.org/policy-analysis/iranian-terrorism-under-moderate-presidents
- https://apnews.com/article/e4152cbe76d0427c95d12ab3930cc80b
- https://www.iranintl.com/en/202201157560
- https://www.theguardian.com/education/2011/mar/27/oxford-university-inquiry-rafsanjani-son
- https://iranjournal.org/news/langjaehrige-haftstrafe-fuer-mehdi-hashemi-rafsanjani
- https://www.bloomberg.com/news/articles/2004-04-21/rafsanjanis-are-iran-s-power-brokers-for-investors-jh93zftx
- https://www.derstandard.at/story/2000012961837/15-jahre-haft-fuer-sohn-des-iranischen-ex-praesidenten-rafsanjani
- https://en.wikipedia.org/wiki/Mehdi_Hashemi_Rafsanjani
- https://www.rajanews.com/news/64500
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Anmerkung: Ich geh aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor.